Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
Angst laut hinausschrien – hören konnte er es nicht.
    Nur wenig mehr als einen Schritt war Mythor von dem Abgrund entfernt, der den Himmelsstein verschlungen hatte.
    Im nächsten Augenblick sah Mythor zwei Hände, die sich an der Kante des Abgrunds festgekrallt hatten. Weiß schimmerten die Fingerknöchel.
    Mythor kam auf die Knie und kroch die kurze Strecke hinüber. Er sah, wie eine der Hände den Halt verlor. Mythors rechter Arm schnellte nach vorne.
    Er spürte, wie seine Handfläche ein Handgelenk berührte, dann packte er mit aller Kraft zu. Im nächsten Augenblick schnitt die Felskante scharf in seinen Unterarm. Wer immer dort hing – er hatte den Halt verloren. Nur Mythors Griff rettete ihn vor dem sicheren Tode.
    »Hierher!« schrie Mythor. Niemand schien ihn zu hören.
    Der Fels schnitt ins Fleisch, es schmerzte stark. Mochte der dort unten auch in Panik verfallen, Mythor sah nur einen Weg – noch ein Stück nach vorn, damit er den Arm richtig bewegen konnte.
    Eine zweite Hand erschien und klammerte sich an Mythors Rechte. Der Druck wurde noch stärker und schmerzhafter. Mythor konnte das Zucken eines angstgeschüttelten Körpers spüren, als er ein Stück nach vorn robbte und den Klammernden zwei Handbreite dabei in die Tiefe gleiten ließ.
    Dann hatte er den richtigen Ansatzpunkt gefunden. Unter Aufbietung aller Kräfte zerrte er den oder die Unglückliche in die Höhe. Er konnte einen Haarschopf sehen, dann das Gesicht. Es war Harvise, eine der drei Amazonen der Ziole, die ihn begleiteten. Das leicht gelbliche Gesicht war verzerrt vor Schmerz und Furcht, aber noch hatte die Amazone weder ihren Mut noch ihre Beherztheit verloren. Sie half trotz ihrer offenkundigen Furcht nach Kräften mit, und wenig später lag sie bäuchlings auf dem Boden und schnappte nach Luft.
    Das Klingen in Mythors Ohren hatte noch immer nicht aufgehört. Und noch immer konnte er nicht verstehen, was die anderen riefen. Mythor deutete auf seine Ohren. Scida, die auf ihn einredete, begriff. Sie ging zur Zeichensprache über.
    »Keine Verluste«, besagten ihre Gesten. »Aber weg von hier.«
    Mythor konnte den Grund deutlich erkennen. Gelbliche Schwaden stiegen aus dem Abgrund auf. Sie kamen sehr langsam, aber dafür unaufhaltsam. Nach ein paar Minuten hatten sie die Kante des Abgrundes erreicht und breiteten sich aus.
    Entsetzt’ sah Mythor, daß bereits eine knapp fingerdicke Schicht dieses schweren Gases völlig ausreichte, den Boden restlos zu verhüllen. Und das Gas stieg weiter.
    Die Gruppe setzte sich schnellstens in Bewegung. Mythor konnte sehen, daß viele humpelten oder sich immer wieder an die Ohren griffen. Sein Haufen war schwer angeschlagen, und derweilen stieg das Gas bis an die Knöchel, umspülte die Unterschenkel.
    Das Gas war seltsam kühl, aber das nahm ihm nichts von seiner Gefährlichkeit. Stieg es weiter an, höher als eine Mannslänge, dann war vom Weg nichts mehr zu sehen. Die Gruppe hätte sich tastend fortbewegen müssen, die Linke an der Felswand, die Rechte nach vorn gestreckt, um nicht versehentlich mit anderen zusammenzustoßen und sie ungewollt in den Abgrund zu befördern.
    Robbin deutete auf das Gas. Es hatte den Gürtel erreicht.
    »Gift!« signalisierte er.
    Der Weg beschrieb eine Biegung, und als Mythor den Felsen umgangen hatte, der den Blick verstellte, sah er, wie schlecht er daran war. Mindestens fünfhundert Schritte weit konnte er den Weg überblicken – und auf dieser ganzen Strecke stieg der gelbliche Brodem unaufhaltsam an den Felsen hinauf.
    Mythor stolperte weiter. Daß er aus einer Schürfwunde am Unterarm blutete, merkte er erst, als er versehentlich mit dem Arm in das Gas hineingriff und ein schneidender Schmerz durch den Arm brannte.
    Die Aussichten waren minimal, es gab kaum noch Hoffnung. Erst fünfzig Schritte waren zurückgelegt, und das Gas hatte den Bauchnabel erreicht. Und hinter diesen fünfhundert Schritten konnte es weiteres Gas geben.
    Indessen dachte Mythor nicht daran aufzugeben. Er stolperte weiter, immer weiter. Nur weg von dem Einschlagsort des Himmelssteins. Ein Blick zur Linken. Der Felsen war hoch und glatt, keine Chance, sich durch Klettern in Sicherheit zu bringen.
    Einzelne Fäden des Giftes wirbelten hoch. Das Zeug fraß in den Lungen und ließ Mythor krampfhaft husten.
    Es konnte jetzt nicht mehr lange dauern.

6.
    Mit aller Kraft drängte Mythor den Schmerz zurück. Ein stählerner Ring schien sich immer stärker um seinen Brustkorb zu schlingen und

Weitere Kostenlose Bücher