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Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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die Landschaft ringsum erkennen zu lassen, auch wenn der Mond fehlte.
    Ein angenehmer warmer Hauch strich über das Land. Sanft gewölbte Wiesen ringsum, blumenbestanden, weich unter den dünnen Sohlen an Mythors Füßen.
    Er wußte nicht, wie er an diesen Ort gekommen war, aber das bekümmerte ihn nicht. Die Szenerie wirkte seltsam vertraut, fast anheimelnd.
    Er sah sich einmal kurz um. Niemand in seiner Nähe, kein Bauwerk zu sehen. Auch das erschien ihm vertraut.
    »Nun, sehen wir nach, was es gibt.«
    Er nahm einen Weg unter die Füße. Tief hatten sich die Wagenräder in den Boden eingegraben, die Fährte war nicht zu übersehen. Es schien eine der großen Handelsstraßen des Landes zu sein. Wahrscheinlich gab es in der Nähe eine Ansiedlung, wo Mythor rasten und etwas zu sich nehmen konnte. Noch verspürte er weder Hunger noch Durst, dafür aber eine unstillbare Neugierde – was hatte er an diesem Ort zu suchen?
    Wenig später sah er die Steine.
    Schwarz im Sternenlicht, klobig und wuchtig, ragten sie in den Nachthimmel, riesige Brocken, so gewaltig, daß man sich kaum vorzustellen vermochte, daß Menschenhand sie hierher geschafft und aufgestellt haben sollte.
    Mythor blieb stehen. Der Anblick war ihm vertraut und fremd zugleich. Etwas stimmte nicht an diesem Bild, aber er konnte nicht sagen, was ihn befremdete.
    Er ging weiter, auf die Steinkreise zu.
    Es gab eine Art Tor in diesem Kreis – zwei große senkrechte Blöcke, ein dritter darübergelegt. Genau über diesem Querstein schien das Licht eines auffallend hellen Sterns förmlich zu tanzen.
    »Nachtgeister«, sagte Mythor lächelnd.
    Aber er war auf der Hut. Alton steckte in der Scheide, auch der Dolch konnte schnell gezückt werden. Jeden Augenblick gewärtig, angegriffen zu werden, ging Mythor weiter.
    Er erreichte das Tor. Der Stern, den er gesehen hatte, strahlte jetzt auf der gegenüberliegenden Steinreihe. Er schien Mythor gleichsam zu führen.
    Mitten in dem Kreis sah er eine Gestalt, und er brauchte nicht mehr als die Zeit eines Herzschlags, um sie zu erkennen. Mythor rief den Mann beim Namen.
    »Nottr!«
    Beim dritten Anruf erst kam Leben in den Lorvaner. Seine Arme rührten sich.
    Mythor erstarrte.
    Er wußte genau, daß er Nottr vor sich hatte, den alten erprobten Kampfgefährten aus den wilden Tagen, die er in Gorgan verbracht hatte. Nottr, wild und ungestüm, tapfer bis zur Verwegenheit, unerschütterlich in seiner Treue und Anhänglichkeit. Für Mythor war er fast gestorben, hatte er Folterqualen erlitten.
    Es war Nottr, daran konnte es keinen Zweifel geben.
    Aber er zückte das Krummschwert, und in seinen Augen stand zu lesen, daß er Mythor töten wollte.
    Schmerzerfüllt schloß Mythor die Augen.
*
    »Warum tust du das?«
    Er gab keine Antwort auf Mythors Frage. Er stand da und sah den Sohn des Kometen einfach an.
    »Du willst behaupten, daß meine Freunde mich verlassen werden? Daß ich ihre Freundschaft verlieren werde, daß sie mich sogar angreifen wollen? Ich glaube das nicht.«
    »Du hast es gesehen«, bekam Mythor zu hören.
    »Gaukelspiel, Trugbilder «, stieß Mythor hervor.
    »Die Wahrheit«, sagte sein Gegenüber. »Meine Bilder lügen nicht.«
    Mythor sah ihn ergrimmt an.
    »Wer bist du überhaupt?«
    »Cryton bin ich«, lautete die Antwort. »Ausgeschickt, um dich zu prüfen.«
    Abermals schloß Mythor schmerzerfüllt die Augen.
    Wie hatte es nur soweit kommen können?

2.
    Mythor hatte die Hand am Griff des Schwertes. Hier, wie an vielen Stellen der Schattenzone, galt es, unausgesetzt auf der Hut zu sein. Die Schattenzone war ein Bezirk des Todes – zugleich aber schäumte sie über vor Leben, gefährlichem Leben zumeist.
    Ein schmaler Pfad in die Tiefe, magisch gesichert. Das war der Weg, den Mythor mit seinen Freunden zurückzulegen hatte, immer tiefer die Dämonenleiter hinab.
    Es wirbelte und brauste. Nirgendwo schien es Stillstand zu geben. Die Szenerie wechselte pausenlos. Schemenhafte Gasgebilde wirbelten in die Höhe, verwehten, formten sich neu. Fahle Spukgestalten huschten durch einen unaufhörlichen Strudel aus unterschiedlichen Gasen, die sich vermengten, zusammenballten, wieder trennten und ohne Pause seltsame Geschöpfe abbildeten – vielleicht als Warnung für jeden Leichtsinnigen, der es wagte, die Dämonenleiter zu benutzen.
    Die Ereignisse der letzten Zeit hatten Mythor gewarnt. Von Tag zu Tag wurde das Leben in der Schattenzone gefährlicher, und wer seine Sinne nicht benutzte, war rasch verloren. Es

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