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Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers

Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers

Titel: Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walker Hugh
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Kriegers gehauen hatten. Doch er beachtete sie nicht. Ohne Hast wandte er sich den Heranstürmenden zu und stellte sich der Übermacht.
    Seelenwind erwachte in Nottrs Faust. Aber Rujden war der erste, der den Fremden erreichte. Sein Axthieb war mächtig. Der Fremde brach in die Knie. Er gab jedoch keinen Laut von sich – keinen Fluch, keinen Schrei, kein Stöhnen.
    Rujden sprang zurück. Das war keinen Augenblick zu früh, denn noch im Niedersinken kreiste die tödliche Waffe des Fremden und verfehlte Rujden nur um Haaresbreite. Rujden war kein Zögerer. Während der Schwung den Fremden noch herumriß, traf Rujdens Axt seinen Schädel, daß der Helm sich löste und zur Seite flog. Der Hieb hätte einen schmächtigeren Mann getötet, aber der Fremde schüttelte nur den Kopf. Die Sasgen, die schon daran gezweifelt hatten, daß ein Mensch vor ihnen stand, starrten ungläubig auf dieses südländische Gesicht und den Schopf schwarzer Haare.
    Es war ein gutes Gesicht, dachte Nottr. Er sah es gut im Schein der brennenden Äste. Es war von Narben gezeichnet, ein Umstand, der sehr viel galt im lorvanischen Denken. Aber die Augen waren leer und gleichgültig – und schwarz wie die Nacht hinter ihm.
    Es war nicht die Nacht, die in seinen Augen war – es war die Finsternis. Sie spürte keinen Schmerz und keine Wunden und keine Müdigkeit.
    Rujden hätte in seinem Blut gelegen, wäre Seelenwind nicht so rasch gewesen. Wie immer in solchen Augenblicken folgte Nottr dem Schwert mehr, als daß er es führte. Es kam herab mit dem pfeifenden Laut eines Wintersturms und drang tief. Aus dem Pfeifen wurde ein Heulen von tausend Winden. Diesmal erstarrte der Fremde. Mochte der Stahl in seinem Körper ihm auch nichts anzuhaben, dem Grimm von Horcans rachesuchenden Seelen war er nicht gewachsen. Wie tausend Teufel wüteten sie in ihm, zerstörten den Geist und was von ihm Besitz ergriffen hatte. Was an Kraft in ihm war, fuhr in die Klinge. Mit einem Schrei, der selbst aus dieser menschlichen Kehle nicht mehr menschlich klang, fiel der Fremde vornüber und regte sich nicht mehr.
    Sasgen und Lorvaner starrten schaudernd auf die Klinge und den Toten, und eine instinktive Furcht vor beidem war in ihren abergläubischen Mienen.
    Oghden-Dilvoog trat zu Nottr. Er blickte auf die Klinge.
    »Ich habe oft gesehen, wie sie vernichtete«, sagte er. »Aber nie ist es mir so bewußt geworden, daß sie die Kraft verschlingt, aus der ich bin. Sie könnte selbst mich vernichten. Wie unterscheidet sie Freund und Feind?«
    Nottr zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Leben allein genügt nicht immer. Thonensen war einst in großer Gefahr, obwohl er lebte und nur besessen war. Gegen dich hat sie sich nie gerichtet. Vielleicht ist es mein Urteil, das zählt, vielleicht das des Windes.«
    Rujden hatte Oghdens Worte mit Verwunderung vernommen, da er nichts von Oghdens Tod und Dilvoogs Inbesitznahme des Körpers wußte. Aber es blieb keine Zeit für mehr als Verwunderung.
    Die übrigen Wachen kamen aus dem Wald gestürmt. Zwei hatten Wunden. In allen Gesichtern war Grauen. Dicht hinter ihnen kamen weitere Fremde. Vier kamen gleichzeitig aus dem Waldrand. Drei einen Augenblick später.
    Sie starrten auf die menschliche Streitmacht. Die Flammen funkelten in ihren dunklen Augen, auf den Helmen und Rüstungen. Ihr Rüstzeug glich dem des Erschlagenen – keine Felle, kein Tuch, nur Eisen. Es mußte ein großes Gewicht sein, das sie trugen. Aber es behinderte sie nicht. Ohne Zögern gingen sie zum Angriff über.
    Einen Augenblick wichen die Sasgen zurück. Erst als Rujden brüllend angriff und Burra an seiner Seite vorwärtsstürmte, kam der Kampfgeist wieder über sie.
    Allein mit dem Gewicht ihrer Körper rangen sie die Fremden nieder, und das Grauen verdoppelte ihre Kräfte. Es hallte vom Waldrand wider wie das Klingen von Schmiedehämmern. Aber so sehr sie auch den Körpern zusetzten, die Finsternis in ihnen wollte nicht erlöschen. Mehrere Sasgen starben unter den eisernen Streitkeulen, bis Seelenwind das unnatürliche Leben herausriß.
    Ohne daß die Kämpfenden es gleich wahrnahmen, erschienen zwei neue Fremde am Waldrand, gefolgt von drei weiteren. Thonensens warnender Ruf lenkte die Aufmerksamkeit Burras auf sie. Sie lief auf den ersten zu, duckte sich unter seinem Hieb, hob den Krieger hoch und stolperte unter dem Gewicht des Eisens. Statt ihn von sich zu schleudern, entglitt er ihren Fäusten, und sie fiel über ihn vor die Füße eines

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