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Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers

Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers

Titel: Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walker Hugh
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auch jene Wesen Schwächen besaßen. Er hatte gekämpft, er hatte verhandelt, er hatte sich mit ihresgleichen verbündet.
    Wenn auch nicht freiwillig geschlossen, so war es doch ein Pakt, den er mit Horcan hatte. Und wenn Horcan noch Wert auf diesen Pakt legte, so war es an der Zeit, etwas dafür zu tun. Wenn das Schiff sank, mochten die Fische Horcans Klinge führen.
    So schrie er gegen den Sturm: »Horcan, Herr der Stürme, hörst du deinen Schwertführer? Wenn es deine Seelen sind, die uns auf den Grund der See blasen wollen, und nicht die der Götter des Winters, dann befiehl ihnen, uns den Weg freizugeben! Oder willst du, daß wir auf dem Grund des Meeres für dich kämpfen?«
    Es kam keine Antwort – weder in seinem Kopf, noch hoch von den Wolken. Aber Seelenwind wurde warm in seiner Faust wie etwas Lebendes.
    Es gab keinen im Schiff, dessen Augen nicht an Nottr hingen. Sie konnten seine Worte kaum verstehen, denn der Sturm riß sie von seinen Lippen. Sie konnten in der Dunkelheit auch die erhobene Klinge kaum erkennen. Aber sie spürten, daß etwas Ungewöhnliches vorging.
    Dann begann Seelenwind zu heulen, schriller als je zuvor. Es steigerte sich zu einem den Himmel durchbohrenden Pfeifen. Die meisten der Sasgen ließen ihre Ruder los, um die Hände gegen die schmerzenden Ohren zu pressen. Die Wogen übernahmen die Herrschaft über die Ruder, peitschten sie krachend gegeneinander, daß manche brachen, und mancher Sasge mit blutigem Schädel unter die Ruderbank rutschte.
    Dann wurde das Pfeifen eins mit dem Wind.
    Das Boot ächzte und begann, sich in den Wogen zu drehen.
    »Rudert!« brüllte Rujden. »Grimh und Aiser! Wollt ihr, daß wir kentern? Legt euch in die Riemen! Rudert! Rudert!«
    Aber seine Stimme war kaum verständlich über dem Heulen des Sturms. Die Männer waren auch zu kraftlos, der tobenden See die Herrschaft über die Ruder wieder abzuringen. Die Dunkelheit verstärkte das Chaos und die Furcht vor der Wut der Elemente. Ertrinken war nicht ein Tod nach dem Geschmack eines Sasgen und schon gar nicht eines Lorvaners; Erfrieren noch weniger.
    Aber plötzlich stieg der Wind hoch. Das Heulen verklang in der Höhe irgendwo zwischen den schwarzen Wolken. Mit dem Wind schwand die eisige Kälte. Nur das Tosen des Meeres war noch zu hören, aber die Wogen verloren an Gewalt, nun, da kein Wind sie mehr peitschte.
    Ein Lichtschimmer kroch über den Himmel, wurde zu einem hellen Fleck jagender Wolken, die auseinanderrissen, als der aufsteigende Sturm dazwischen fuhr. Mondlicht brach durch und spiegelte sich hell auf den Wogen des nächtlichen Meeres.
    In einem breiten Streifen rissen die Wolken auf, der nordwärts wies. Mond und Sterne nahmen dieser Nacht die Schrecken.
    »Horcan weist uns den Weg«, murmelte Nottr ehrfürchtig.
    Thonensen nickte stumm.
    Nach einer Weile hatten die Sasgen das Boot wieder in der Gewalt. Sie entzündeten eine Fackel am Bug, und bald darauf entdeckten sie zwei flackernde Lichter nicht weit voraus – die beiden anderen Schiffe.
    »Grimhs Dank dem Wettermacher!« rief Rujden. »Sein Zauber ist…«
    »Das ist kein Zauber des Wettermachers«, unterbrach ihn Nottr und senkte seine Klinge. »Horcan, der Herr der Stürme, ist mit uns.«
    »Der in deinem Schwert wohnt?«
    »Ja, der in meinem Schwert wohnt.«
    »Dann muß der Dank ihm gelten. Du hast mächtige Verbündete, Wildländer.«

3.
    Horcan gab seinem Krieger ein eindrucksvolles Geleit.
    Die Schiffe glitten über ein ruhiger und ruhiger werdendes Meer. Die erschöpften Ruderer schliefen auf den Bänken. Sie machten langsame Fahrt in der Strömung. Weit draußen, zur Rechten und Linken, hörten sie ferne Stürme heulen, aber in der Umgebung der Schiffe war eine fast laue Winternacht.
    Auch am Morgen wachten Horcans Seelen über sie. Der Himmel über ihnen war blau, ein breites, wolkenloses Band, das sich von Süden nach Norden erstreckte, während im Westen und Osten graue, tiefhängende Schneewolken trieben, von Stürmen gepeitscht.
    Sie umschifften kleinere Klippen, die sie im ruhigen Wasser rechtzeitig erkennen konnten. Gegen Mittag, als die Sonne in den wolkenlosen Himmelsstreifen stieg und mit belebender Wärme herabbrannte, war ein großes Eiland vor ihnen am Horizont.
    »Ist es Gorgans Auge?« fragte Nottr.
    Rujden wußte es nicht zu sagen. »Es gibt viele Inseln hier, und kaum einer hat sie aus der Nähe gesehen. Wir nennen sie nur die Riffinseln. Wenn eine Gorgans Auge heißt, so werdet ihr selbst herausfinden

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