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Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers

Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers

Titel: Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walker Hugh
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sie aneinander band. Vielleicht erinnerten sie sich, daß sie auch früher miteinander verbunden gewesen waren, um einer größeren Macht zu gehorchen.
    »Ich bin Thonensen«, sagte der Sterndeuter eindringlich. »Mir werdet ihr nun gehorchen!«
    Sie wandten sich ihm zu und blickten ihn aus ihren Visieren stumm an.
    »Werft die Waffen fort. Ihr braucht sie nicht mehr!«
    Sie gehorchten dem Befehl augenblicklich.
    »Diese Lebenden kämpfen auf unserer Seite«, fuhr Thonensen fort. »Prägt euch ihre Gesichter ein und ihre Namen. Nottr! Lirry O’Boley! Mon’Kavaer! Burra von Anakrom! Rujden! Mit uns in einem Körper der Lebenden ist Dilvoog, der euer Herr ist wie ich!«
    Sie standen reglos – abwartend.
    »Laßt dies alle wissen, die mit euch in diese Welt gekommen sind! Und nun nehmt eure Helme ab, damit auch die Lebenden euch erkennen!«
    Ohne zu zögern griffen sie nach ihren Helmen und nahmen sie ab.
    Vier waren Männer, zwei von ihnen blondhaarige Riesen, die Sasgen oder Dandamarer sein mochten. Die anderen beiden waren dunkelhaarige Ugaliener oder Tainnianer.
    Die beiden übrigen waren Frauen, eine groß und kräftig, eine dunkelhaarige Kriegerin, die andere ein hellhaariges, zartes Geschöpf von großer Schönheit, selbst noch in ihrer leblosen Gleichgültigkeit.
    Trygga! riefen Dilvoogs Gedanken in fast menschlicher Aufregung.
    »Ja«, murmelte Nottr. »Ich habe sie wiedererkannt.«
    Ich habe sie im Körper dieses Priesters zurückgelassen, mit dem ich dem Leben am nächsten war. Wenn ich zurückkehre, wenn ich sie jemals wiederfinde, werde ich ihr ein Geschenk mitbringen. Laß mich für einen Augenblick ans Ruder, Freund. Ich muß diesen Körper haben.
    Unmerklich für die anderen geschah der Wechsel. Dilvoog trat zu dem Mädchen. Er streckte die Hand aus und berührte sie im Gesicht. Sie zuckte zusammen, aber die Schwärze in ihr war ohne Verstand und wehrte sich nicht gegen sein Eindringen.
    Nottr spürte, wie ihn Dilvoog verließ. Er empfand keine Erleichterung, eher Bedauern. Er sah den Verstand hinter den dunklen Augen des Mädchens erwachen, sah Erwachen in ihre gleichgültigen Züge kriechen.
    Sie lächelte.
    Lirry-Mon’Kavaer stand plötzlich neben Nottr. »Ich kenne sie«, sagte er. »Sie ist Trygga, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte das Mädchen, und Mon’Kavaer erschrak. Aber er fing sich, als ihm klar wurde, daß er Dilvoog vor sich hatte. Und die Tatsache, daß Tryggas Körper hier vor ihm stand, versetzte ihn in eine Aufregung, die er kaum zügeln konnte. Trygga war wie er selbst in Oannons Tempel gewesen. Mit einer an Gewißheit grenzenden Wahrscheinlichkeit bedeutete ihre Anwesenheit, daß jenseits dieses Tores Vangor lag.
    Und daß ihm sein Körper begegnen mochte, wenn er noch nicht erschlagen war. Sein Körper – besessen von Finsternis.
    Er bückte sich hastig und riß den Erschlagenen die Helme vom Kopf. Die meisten waren Männer – Dandamarer, Ugaliener, Wildländer. Er richtete sich erleichtert auf. Sein Körper war nicht darunter. Aber er mochte unter den Toten am Strand liegen, oder unter jenen sein, die sich an die Sasgenboote heranmachten. Er mochte ihm im nächsten Augenblick entgegentreten oder eine halbe Welt entfernt sein. Unter dem verständnisvollen Blick Nottrs und Thonensens ließ er die Schultern sinken und schüttelte den Kopf. Es wäre ein zu großes Wunder, um mehr als einen sehnsüchtigen Gedanken daran zu verschwenden.
    »Dilvoog«, sagte er. »Ist genug Leben in den Verlorenen?«
    »Ja, sie leben«, erwiderte Dilvoog. »Sie sind nur besessen von ganz einfacher Finsternis. Sie füllt ihre leeren Schädel und läßt sie laufen und kämpfen. Sie füllt ihre leeren Mägen und heilt ihre Wunden. Sie gehorcht einer Beschwörung, die sie Leben finden und töten läßt. Sie gibt ihnen Kraft, die über jene ihrer Muskeln hinausgeht. Im Grunde sind sie wie die Gianten, nur daß ihre Körper nicht mit dem Eisen ihres Rüstzeugs verwachsen sind. Aber sie sind darin ebenso gefangen, denn sie haben ihre Rüstung nicht mehr abgelegt, seit sie sie zum erstenmal anzogen. Keiner von euch würde sie länger als einen Tag ertragen, allein das Gewicht würde den stärksten von euch ermüden. Sie aber tragen es seit vielen Monden, manche seit vielen Jahren.«
    »Imrirr!« entfuhr es Nottr. »Ersticken sie nicht im eigenen Unrat?«
    Dilvoog schüttelte den Kopf. »Sie nehmen nichts zu sich, außer der Kraft, und was sie ausscheiden, wird wiederum zu Finsternis. Ihr Schweiß ist wie der

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