Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers
unter euch ist, dessen Körper einst einen Geist mit dem Namen Mon’Kavaer beherbergte, so sendet ihn zu mir!«
»Tut, wie er sagt!« befahl Thonensen.
Sie wandten sich stumm ab, und die Gefährten blickten ihnen nach.
»Der Eingang in die Bastion der Alptraumritter ist nur wenige Schritte vor uns«, erklärte Thonensen.
»Wenn wir unter die Erde müssen, werden wir Fackeln brauchen«, meinte Lirry.
»Nein«, widersprach Thonensen. »Ich habe das Innere des Berges gesehen. Es ist hell wie der Tag.«
Nottr starrte ihn überrascht an. »Ist dein Auge… noch immer nicht frei?«
»Die Finsternis hat es geweckt. Ich sehe wieder durch Stein.«
»Dieser Teufel Parthan…«, begann Nottr grimmig.
Aber Thonensen winkte ab. »Warum einen Zauber wie diesen verfluchen, solange er dem eigenen Willen gehorcht. Parthans und Quatoruums Magie wird uns da drinnen gute Dienste leisten, um uns zurechtzufinden, denn diese Bastion ist gewaltig.«
»Ich spüre, daß Seelenwind unzufrieden ist, und ungeduldig, aber da es das letztemal sein mag, daß uns ein Augenblick der Ruhe gegönnt ist, schlage ich vor, daß wir lagern…«
»So kurz vor dem Ziel?« fragte Burra ungläubig.
»Du hast nicht zugehört, Kriegerin«, erwiderte Nottr. »Wenn die Bastion so gewaltig ist, wie Thonensen sagt, haben wir noch ein gutes Stück Weg vor uns. Ich wünschte nur, wir hätten Gelegenheit gehabt, Opis zu kochen. Er hat sich gegen die Trugbilder der Finsternis bewährt. Was wir in den Beuteln haben, ist nicht viel. Rührt ihn nicht an, bis wir ihn wirklich brauchen! Und ihr…!« Er wandte sich an Burra und Rujden. »Welcher Dämon hat euch geritten, uns zu folgen?«
»Ich weiß nichts von seinen Gründen«, erwiderte Burra: »Aber ich bin hier, weil das auch mein Kampf ist und weil kein Mann mich davon abhalten wird. Und ich kam zur rechten Zeit, wie ich glaube!«
»Das ist wahr«, gab Nottr zu. »Aber…«
»Und ich bin hier, weil dieses Weib sich aus dem Lager schlich und ich es nicht schätze, wenn meine Frauen ausfliegen, ohne…«
» Deine Frauen! «unterbrach sie den Sasgen mit einer Stimme, die schrill vor Wut war.
Nottr konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, und Lirry erging es nicht anders.
Der Sasge lachte laut. »Meine wilde Eisbärin«, sagte er. »Wo du hingehst, da geht auch Rujden…«
»Duuuu… MANN!« fauchte sie. Es klang wie etwas sehr Verachtenswertes.
»Hört mich an«, bat Thonensen. Er mußte seine Bitte mit größerem Nachdruck wiederholen, ehe die beiden ihm ihre Aufmerksamkeit schenkten. »Ihr müßt umkehren…«
»Nein!« rief Burra.
»Ihr besitzt weder Waffen noch Kräfte, die euch dort schützen werden, wohin wir gehen«, erklärte Thonensen geduldig.
»So schützt ihr mich«, erwiderte sie. »Eure Waffen mögen gut sein, aber eure Arme werden erlahmen, dann werden meine da sein, um eure Waffen zu führen. Ich will diese andere Welt sehen, und bei allen Zaubermüttern, sie kann nur besser sein, als diese Nordwelt mit ihren schwatzhaften Männern!«
Thonensen warf Nottr einen hilfesuchenden Blick zu, der sagte: du bist der Anführer. Entscheide du!
Aber Nottr hatte keine Lust, mit Burra zu streiten. Zudem hatte sie recht, ein paar kräftige Arme konnten sie gebrauchen. Deshalb nickte er nur sein Einverständnis.
Rujden zuckte resigniert die Schultern. »Es ist nicht mein Kampf. Aber wohin mein Eisbär geht…«
Er verstummte grinsend unter ihrem unheilverkündenden Blick.
5.
Die Rast währte länger, als sie beabsichtigt hatten. Ihre Vorräte bestanden aus nicht viel mehr als Fisch, den die Sasgen gefangen und zu braten begonnen hatten, bevor die Verlorenen sie in die Boote zurücktrieben. Es stillte den Hunger. Die vier Verlorenen, die Thonensen in seiner Gewalt hatte und die er Vangorier nannte, beobachteten die Lebenden teilnahmslos. Thonensen gestattete ihnen nicht, die Helme wieder aufzusetzen, und sie trugen es mit dem selben Gleichmut, wie alles andere zuvor.
Dilvoog hatte mit Tryggas Körper keine Schwierigkeiten. Die Schwärze akzeptierte ihn als ihresgleichen, und da er stärker war, ordnete sie sich ihm unter.
Mon’Kavaer hingegen focht einen schrecklichen Kampf, vor dem ihn Dilvoog gewarnt hatte. Er fand heraus, wie tief durchdrungen dieser Körper von der Finsternis war. Überall war feindselige, eisige Kälte, die seinen Verstand zu lähmen drohte, ihm Trugbilder vorgaukelte und ihn zu verschlingen trachtete. Seine Erziehung zum Alptraumritter war es letztendlich, die ihm
Weitere Kostenlose Bücher