Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers
Augen davor, daß ihre Leiber einst Lebende gewesen waren, deren Geister in einer grauenvollen Verdammnis litten, irgendwo unter den düsteren Himmeln Vangors.
Während des Kampfes versuchte ich, einen Schild des Lichts über dem Feuer zu errichten. Aber wie konnte ich so vermessen sein, zu glauben, ein einzelner lebender Geist könnte das Feuer der Zeit bezwingen und gar mit seinen eigenen Kräften schlagen!
Als kein Zweifel mehr daran bestand, daß der Versuch ein Fehlschlag war, beschlossen die Ritter, durchzustoßen und den Kampf nach Vangor zu tragen. So geschah es auch. Sie schlugen eine mächtige Bresche in die Reihen der Finsternis. Aber ihrem Vormarsch waren Grenzen gesetzt. Sie mußten in der Nähe des Auges bleiben, wenn sie den mächtigen Schutz des Lichtes nicht verlieren wollten.
So wurden sie zu Wächtern des Auges auf Vangor, und lange Jahre stand unsere Magie gegen jene der Finsternis, und die Horden der Finsternis rannten vergeblich gegen unsere Scharen an.
Aber in neuerer Zeit ist eine Bewegung anderer Art in die Finsternis gekommen – ein Sammeln mächtiger Kräfte, das zu großer Besorgnis Anlaß gibt. Deshalb sandte ich Boten nach Elvening, um auf Verstärkung unserer Kräfte zu dringen. Duston Covall war der neue Meisterritter des Ordens. Er kam mit ein paar Hundertschaften. Er brachte die Kunde, daß überall auf Gorgan die Finsternis hervorbrach aus alten Kultstätten, und daß selbst Elvening nicht mehr sicher genug war, um länger Ort der Tafelrunde zu sein. Sie waren eine kleine, verbitterte Schar, und sie stürzten sich mit dem Mut von Löwen durch das Auge, um ihren Ordensbrüdern Verstärkung zu bringen.
Vor drei Tagen muß etwas geschehen sein, von dem ich keine Kunde habe. Zum erstenmal seit vielen Jahren brach die Finsternis wieder durch das Auge… vereinzelte Krieger erst, dann größere Haufen, aber nicht genug, um von einem Sturmangriff der Finsternis zu künden. Ich weiß nicht, ob Duston Covall und seine Schar erschlagen liegen. Ich war allein hier, um die Durchbrechenden aufzufangen. Ich und das Licht. Ganz Elvlorn ist ein Arsenal von Licht, das sich nach meinen Vorstellungen zu Waffen und Fallen formt, wenn nur ein Staubkorn von Finsternis in diesen Mauern wandelt. Es gibt kein Entkommen für sie, auch nicht für jene wenigen, die den Riß in den Mauern finden und ins Freie gelangen. Sie irren über die Insel auf der Suche nach Leben. Aber hier lebt nichts mehr, und das Meer hemmt ihren eisernen Schritt.
Doch wenn der Finsternis wirklich ein Durchbruch gelingt, werden nicht nur die Gehorchenden kommen, sondern auch die Befehlenden. Sie werden meine Kräfte und Elvlorns Mauern nicht aufhalten, auch nicht das Meer da draußen. Deshalb muß alles getan werden, um Gorgans Auge zu schließen. Wenn ihr und die Geister in eurer Macht es nicht schaffen, mag in der Tat ALLUMETTON über die Welt kommen.«
Es war eine lange Erzählung gewesen, eine, die die Gefährten stumm lauschen ließ, benommen von der Größe und der Tragik der Dinge, und gleichzeitig erleichtert darüber, daß sie noch nicht zu spät gekommen waren.
»Weshalb wirst du sterben, wenn wir das Auge schließen?« fragte Nottr schließlich.
»Weil mir das Feuer der Zeit dann verschlossen sein wird, und damit die Quelle für das Licht, das ich brauche, um einen Körper zu formen. Wenn er erlischt… ich weiß nicht, was mit körperlosen Geistern geschieht… der Tod, denke ich…«
»Ein Körper?« fragte Dilvoog. »Es ist nur ein Körper, der dir fehlt? Da draußen wandern ein gutes Hundert über die Insel. Such dir einen aus. Ich kann dir helfen, ihn in Besitz zu nehmen.«
»Der Körper eines Menschen?« sagte Eliriun leise. »Welch ein Gedanke…!«
»Sagtest du nicht, die kleinen wären besonders bequem zu handhaben?« meinte Dilvoog mit einem Anflug von Spott.
»Es wird eine neue Erfahrung sein…«
»Das ist das Leben zu jeder Zeit«, sagte Dilvoog nickend. »Deshalb ist es so begehrt… und der Tod so wenig geliebt.«
»Laß uns aufbrechen«, drängte Nottr. »Für Duston Covall und seine Ritter mag jede Stunde zählen.«
7.
Der Elve beschwor noch einmal Licht herab auf die Gefährten, bis sie schimmerten und gleißten wie er selbst, bis ihr Fleisch und ihr Verstand trunken von Licht waren und sie solche Kräfte in sich fühlten, wie noch nie zuvor in ihren Leben. Selbst Dilvoog schwelgte in dieser prallen Lebenskraft und ließ Tryggas Körper sich vollsaugen wie ein Schwamm. Es weckte
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