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Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers

Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers

Titel: Mythor - 130 - Das Auge des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walker Hugh
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Fackeln verlöschten, und es gelang nicht mehr, sie wieder zu entzünden.
    Nun war jedes Boot allein in der eisigen Nacht.
*
    In der heulenden, tosenden Schwärze, in den Krallen von Kälte und allgegenwärtiger Übelkeit und Erschöpfung, in einer Welt, die nur aus halsbrecherischer Aufwärts- und Abwärtsbewegung bestand, verließ nicht nur die Lorvaner der Mut, auch die Sasgen waren überzeugt, daß es ihre letzte Fahrt war.
    Während einer kurzen Rast vom Ruder kroch Nottr in die Mitte des Bootes, wo Thonensen und Calutt kauerten und ein Tau um sich und eine der Ruderbänke geschlungen hatten. In der Dunkelheit vermochte er sie kaum zu erkennen.
    Er mußte brüllen, daß sie ihn über das Toben der Elemente hinweg hörten.
    »Könnt ihr nichts tun? Wir werden ersaufen, bevor der Morgen da ist!«
    »Ich spüre die Gegenwart von Geistern«, rief Calutt, »aber sie wollen nicht antworten. Als ob sie unter fremdem Einfluß stünden…!«
    »Seelenwinds Geister?«
    »Nein. Die würde ich erkennen!«
    »Was ist mit dem Stab der Alptraumritter? Sind keine Kräfte in ihm, die du nutzen kannst?«
    »Nein«, erwiderte Thonensen. »Als wir an der Insel vorbeitrieben und der Taure die Drachen beschwor, da spürte ich, daß etwas von dem Stab ausging… eine Warnung vielleicht. Es mag sein, daß er die Finsternis spürt. Mon’Kavaer sagte, daß der Stab für Wissen und Erkenntnisse des Ordens stehe und Geheimnisse berge, von denen nur die Meisterritter wüßten. Nur Wissen also, keine Kräfte. Doch wie alt und wichtig es auch sein mag, es ist Mon’Kavaer ebenso verschlossen, wie dir und mir. Nur einer wie Duston Covall könnte es öffnen. Wenn wir Gorgans Auge erreichen…«
    »Wir sind am Ende«, sagte Nottr. »Aus eigener Kraft werden wir Gorgans Auge nicht mehr erreichen!«
    Thonensen schüttelte den Kopf. »Es ist keine Kraft hier, mit der ich etwas tun könnte.«
    »Imrirr!« sagte Nottr grimmig und mehr zu sich selbst. »Dann ist das unser letzter Kampf!« Er ballte die Rechte und stieß sie gen Himmel.
    »Keiner wird sagen können, daß es ein schlechter Kampf war gegen deinen eisigen Sturm, Imrirr!«
    Ein Sasge fiel fluchend neben Nottr in das knöcheltiefe eisige Wasser in der Bootsmitte. Er drückte dem Lorvaner seinen Helm in die Hand. Nottr begann grimmig zu schöpfen. Es war schlimmer als Rudern. Allein die Kraft, die es brauchte um auf den Beinen zu bleiben, war kaum noch in einem von ihnen.
    Plötzlich hielt er inne.
    Calutt spürte Geister – Geister, die unter jemandes Herrschaft standen, wie er sagte. Und Thonensen spürte keine Schwarze Magie weit und breit.
    Nottr glaubte mit einemmal zu wissen, welche Geister es waren und wem sie gehorchten.
    Er zog Seelenwind aus dem Gürtel und hielt die Klinge empor.
    Es waren Horcans Geister – wie in diesem Schwert. Horcan war nicht nur der Herr der Toten, er war auch der Herr der Stürme.
    Es war so lange her, daß er in Horcans Tal gewesen war. Alles, was mit der Horde zusammenhing, war so fern. Noch immer fühlte er Schuld, wenn er an ihr Schicksal dachte, deshalb wanderten seine Gedanken selten zurück.
    Die Horde war heil durch das Tal der Seelen gelangt, dafür hatte Nottr seine verpfändet. Horcans Macht war in seinem Schwert.
    So wie er Maer O’Braenns Paladin war, nun da er zu den Alptraumrittern gehörte, so war er im Grunde auch Horcans Paladin. Da auch Horcans Kampf der Finsternis galt, war Nottr den Pakt mit Horcan nicht ohne Berechnung eingegangen. Er verdrängte den Gedanken, daß er in diesem Tal gar keine andere Wahl gehabt hatte. Und er verdrängte auch den Gedanken, daß ihn das Schwert immer wieder, wenn es zu eigenem Leben erwachte, mit Furcht erfüllte – auch wenn es ihm mehr als einmal das Leben gerettet hatte.
    Horcan brauchte ihn. Er brauchte einen Lebenden als Träger seines Schwertes. Ohne den Arm aus Fleisch und Blut waren die Toten in seiner Klinge nur Wind – ganz gewöhnlicher Wind.
    Aber Horcan war so etwas wie ein Gott, und die Wege der Götter waren nie durchschaubar.
    Die Welt war nicht mehr dieselbe wie damals in den Wildländern. Die Feinde waren nicht mehr Ugaliener und Dandamarer, deren Dörfer es zu plündern galt. Nottr hatte Wesen gegenübergestanden, die vielleicht nicht die Allmacht der Götter besaßen, aber rätselhaft und übermächtig waren und schwer begreifbare Pläne verfolgten.
    Nottr war nicht hilflos gewesen. Er hatte gelernt, daß die Menschen nicht immer die Schwächeren waren. Er hatte gelernt, daß

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