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Mythor - 131 - Der goldene Strom

Mythor - 131 - Der goldene Strom

Titel: Mythor - 131 - Der goldene Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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einer Art Pyramide, die von einem Turm mit Katapult gekrönt wurde. Rechts von ihr entdeckte sie den Stumpf eines Baumes, dessen Stamm so dick gewesen war, daß vermutlich zwanzig Kaezinnen – oder acht Aborginos – ihn nicht umfassen konnten. Daraus ragte ein schlanker, langer Sproß heraus.
    Und keine drei Sprünge weit vor ihr entdeckte Dori die Einfassung eines Brunnens.
    Aber Lebewesen zeigten sich ihr keine, selbst in Bugnähe war es nun still. Was war aus den Bewohnern dieses Schiffes geworden? Welches Geheimnis umgab dieses ungewöhnliche Gefährt?
    Dori schlich geduckt bis zum Brunnenrand und blickte über die Einfassung in die Tiefe. Sie zuckte erschrocken zusammen, als sie darin eine breiige Flüssigkeit entdeckte, deren Spiegel rasch stieg – und in dem sie sich selbst sah.
    Nachdem der erste Schrecken abgeklungen war, betrachtete sie ihr Spiegelbild genauer. Sie erkannte sich an dem rötlichen Fell und an der schneeweißen Augenpartie. Darauf war sie stolz, es gab keine zweite Kaezin mit einer so schönen Augenzeichnung. Aber andererseits war ihr ihr Spiegelbild wiederum fremd. Es zeigte eine Seite ihres Wesens, das ihr unbekannt war.
    Ihr dünkte fast, als könne sie durch einen Blick in diesen Brunnen in ihr Innerstes sehen, in die dunkle Seite ihres Ichs, das durch diesen Spiegel nach außen gekehrt wurde.
    Der Glanz ihres Fells verblaßte auf einmal, es wurde stumpf und unansehnlich, die Haare lösten sich büschelweise auf, bis überall an ihrem Körper die Kahlstellen überwogen. Der Blick ihrer Augen war bösartig.
    Das bin nicht ich! dachte sie entsetzt.
    Sie wollte sich von dem Anblick losreißen, stieß sich vom Brunnenrand ab. Aber plötzlich legte sich etwas mit eisigem Griff auf ihre schmalen Schultern. Das Fell sträubte sich ihr, als ein großer Schatten auf sie fiel.
    Dori konnte sich nicht bewegen. Der eisige Griff an ihren Schultern lähmte sie. Sie wurde herumgedreht, ohne sich dagegen wehren zu können. Und dann sah sie sich einem abgrundtief häßlichen Tier gegenüber. Zumindest war das ihr erster Eindruck. Beim zweiten Blick stellte sie jedoch fest, daß es sich bei diesem Wesen mit der ausladenden Schnauze, den zerknitterten Ohren, dem sackförmigen Körper mit den vielen borstigen Haarbüscheln und dem unansehnlichen Schwanz um eine eher lächerliche und groteske Erscheinung handelte. Irgendwie erinnerte sie dieser Geselle auch an Boozam, wenn auch nur an ein Zerrbild von ihm.
    Das Wesen sagte etwas zu Dori, von dem sie aber nur ein Wort verstand, nämlich »Raubkatze«.
    Dori hatte keine Möglichkeit, etwas zu erwidern, denn der Grobschlächtige hielt sie mit seinem lähmenden Griff weiterhin fest. Er sagte etwas in einer anderen Sprache, von der sie aber auch nur ein paar Brocken verstand. Sie hätte ihm gerne zu verstehen gegeben, daß ihre Sprache Schattenwelsch war, aber dazu hatte sie keine Gelegenheit.
    Ohne sie loszulassen, drehte der Mischling, der etwas von einem Drachen an sich hatte, sie wieder herum und schob sie in Richtung Bug vor sich her.
*
    »Seht nur, welchen Fang ich gemacht habe!« rief Gerrek und drängte ein katzenhaftes Wesen in den Kommandostand.
    Mythor war mit Sadagar allein, aber er sah, daß die anderen, bis auf die Wälsenkrieger, Gerrek und seiner Gefangenen folgten.
    Mythor betrachtete das Wesen staunend. Es war drei Schritt und eine Handbreit groß, schlank und hatte eine menschliche Gestalt mit weiblichen Attributen. Aber der Körper war völlig mit einem rötlichen Katzenfell überzogen. Auch die schlanken und wohlgeformten Arme und Beine waren menschlich. Doch der Kopf war wiederum der einer Katze, oder, besser gesagt, ein durchaus weibliches Gesicht mit Katzenohren, Katzenaugen und der stumpfen Schnauze einer Katze.
    »Laß sie los, Gerrek«, sagte Mythor. »Das arme Ding kann sich unter deinem kalten Griff ja nicht rühren.«
    »Ich weiß nicht, ob das ratsam ist«, meinte Gerrek zögernd, ließ seine Gefangene aber dann doch los.
    Kaum hatte sie sich von Gerreks kaltem Griff erholt, da wirbelte sie fauchend herum. Ihre zarten Hände waren auf einmal krallenbewehrt. Ihr geschmeidiger Körper krümmte sich, und dann sprang sie Gerrek an. Zum Glück hatte Gerrek den Arm schützend vors Gesicht gehoben, so daß sie ihm nicht die Augen auskratzen konnte. Aber er schrie vor Schmerz auf, als ihre Krallen sich in seinen Unterarm bohrten.
    »Hinterlistige Raubkatze!« fluchte Gerrek in Vanga. »Ich hätte dich in den Brunnen werfen

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