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Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Mythor - 135 - Die Unberührbaren

Titel: Mythor - 135 - Die Unberührbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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kinderfaustgroßen Kieseln. Der Wellengang wurde zusehends stärker.
    »Beeilt euch!«
    Er’Kan mußte schreien, um das Brausen des Windes zu übertönen.
    Er stand an der Reling der Doppelaxt, in den kräftigen Fäusten das Seil, das auf das Oberdeck der Sturmwind herabfiel. Gaphyr hielt sich daran fest, während Necron sich in das offene Luk gekeilt hatte und das Seil in die Tiefe des Schiffsbauches zu Mescal hinabfallen ließ. Der war jetzt wohl damit beschäftigt, den letzten der Odam-Krieger an das rettende Tau zu binden.
    »Schneller!«
    Der Bug der Doppelaxt ruckte in die Höhe, während sich das Schiff gleichzeitig zur Seite legte. Ein erster heulender Windstoß packte die Segel, blähte sie – und ließ in der Winzigkeit eines Herzschlags das Großsegel in eine Ansammlung zerfetzter Lumpen auseinanderplatzen.
    Tief tauchte der Bug des Schiffes ins Wasser hinab. Eine Welle stieg an der Sturmwind empor und ließ einige Dutzend Eimer Wasser durch das offene Luk ins Innere des steinernen Schiffes prasseln.
    »Necron, was macht Mescal?«
    »Hält sich fest«, rief der Alleshändler.
    Immer heftiger wurde das Wetter. Unter normalen Umständen hätten die Seefahrer darüber gelacht, von einem wirklichen Sturm konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Rede sein.
    Für die Sturmwind aber bedeutete dieser Seegang bereits das Ende. Und jeder Augenblick zählte.
    »Zieht!«
    Gaphyr verlor den Halt, als Er’Kan an dem Tau zu zerren begann. Der Steinmann rutschte über das wasserglatte Deck der Sturmwind, krachte gegen das Ruder und ließ es zerbersten. Mit einem heiseren Schrei rutschte Gaphyr weiter, kam der Reling gefährlich nahe – und hielt endlich inne. Aber nur für eine winzige Spanne Zeit. Bevor er sich besinnen und irgendwo festkrallen konnte, bewegte sich sein Körper erneut. Einer Gliederpuppe vergleichbar, die sich auf dem Bauch drehte, wirbelte Gaphyr über das Oberdeck des steinernen Schiffes, auf die Doppelaxt, deren Bordwand gefährlich über ihm aufragte. Im letzten Augenblick ließ der Seegang einen Spalt offen werden, und Gaphyr stürzte in die See.
    Das Meer war nur mäßig bewegt zu diesem Zeitpunkt, und bis die Wellen mannshoch wurden, mußte noch Zeit vergehen – aber eingekeilt zwischen zwei Schiffrümpfe war Gaphyr dennoch nicht wohl in seiner Haut. Er schrie laut um Hilfe, während er gleichzeitig versuchte, sich irgendwo festzuhalten. Der Himmel über den beiden Schiffen zog sich wieder nachtschwarz zu. Wenn Gaphyr in dem allmählich heftiger werdenden Sturm abtrieb, war er rettungslos verloren – eine Hekatombe von Schutz- und Hilfsgeistern hätte ihn nicht mehr zu retten vermocht.
    Von irgendwoher kam ein Seil geflogen, aber das Tau glitt durch Finger, die naß waren und langsam steif wurden von der Kälte des Wassers, die wie mit Messern erst durch die Kleidung, dann durch die Glieder schnitt.
    »Komm an Bord, Necron. Wir haben ihn!«
    »Erst Mescal…«
    »Komm an Bord – die Sturmwind sinkt!«
    Gaphyr konnte nur die Fetzen der gebrüllten Unterhaltung verstehen. Außerdem wurde seine Aufmerksamkeit mehr von dem Seil gefesselt, das man ihm ein zweites Mal zuwarf.
    Wieder glitt das seifignasse Tau durch seine Finger. Die Bordwand der Doppelaxt zog vorbei.
    Ein Versuch noch – wenn der nicht gelang, war es vorbei. Gaphyr spürte, wie die Angst herzwürgend nach ihm griff, ihm den Atem lähmte und die Glieder erschlaffen ließ.
    Er bekam das Ende zu fassen, und in einer schnellen Bewegung führte er den Strick an den Mund.
    Gaphyr ging unter, bekam Wasser in Mund und Nase, und sein Leib begann zu zucken. Aber er hielt den Biß fest, auch als er das Gefühl hatte, ihm würden mit einem Ruck sämtliche Zähne auf einmal aus dem Kiefer gerissen. Dann spürte er wieder den Wind an der Gesichtshaut, sein Kopf tauchte über das aufgewühlte Wasser.
    Er kam gerade zurecht, um die Sturmwind versinken zu sehen. Einen Augenblick lang wälzte sich das steinerne Schiff noch von einer Seite auf die andere, dann sackte es mit unglaublicher Geschwindigkeit aus dem Gesichtsfeld. »Mescal!«
    Das war Jentes gellender Schrei des Entsetzens, und während Gaphyr noch den Ort der Meeresoberfläche im Auge behielt, an dem die Sturmwind mit Mescal versunken war, sah er einen heftigen Wirbel dort aufschäumen. Gesteinsbrocken flogen umher, und im nächsten Augenblick steckte ein schaumumtoster Riese mit lautem Gebrüll den Kopf über die Wasseroberfläche. Nur für einen winzigen Augenblick sah Gaphyr den

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