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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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war.“ Er schob sich den Hut in den Nacken. „Eine spanische Legua entspricht etwas mehr als fünfeinhalb Kilometern. Die Entfernung ist also 20 bis 30 Kilometer.“
    „20 bis 30! Das ist ein Unterschied von zehn Kilometern.“ D’Albret war überrascht. „Wir müssen also eine ebenso große Strecke, am Ufer absuchen?“
    „Verdammt, was seid ihr für Miesmacher“, fluchte York lachend. „Wir wissen bis auf zehn Kilometer genau, wo der Schatz liegt. So müsst ihr das sehen. Da habe ich schon Schlimmeres erlebt.“
    „Ritz schreibt auch, dass der Fluss ab der Stelle mit der Säule nicht mehr beschiffbar war“, fügte Tilly hinzu. „Wenn die Verhältnisse sich nicht allzu sehr verändert haben, dann fahren wir so weit wir kommen, und dann suchen wir.“
    York zeigte mit dem Finger auf d’Albret. „Und wer suchet, der findet, nicht wahr?“
    Im Camp angekommen, zogen die vier Shawi ihre T-Shirts aus und stürzten sich ins Wasser des Teiches. D’Albret, Tilly, York und van der Merwe taten es ihnen nach, wobei die junge Frau allerdings ihr Hemd anbehielt.
    Tilly wäre in ds ey wäreiesem Augenblick jetzt gern mit Arie allein gewesen. Ein einsamer Teich tief im Dschungel, Kolibris, die über die Wasseroberfläche huschten, Liebe unter den Wasserfällen, während die Sonne den Himmel in ein feuriges Abendrot tauchte …
    Aber auch das, was sie bekam, war nicht schlecht.
    Das Wasser war angenehm kühl. Nachdem sie sich erfrischt hatten, stellten sie ihre Schuhe an das Feuer, das die Jungs angezündet hatten. Sie holten ihre trockene Kleidung aus den Rucksäcken und hängten die nassen Hosen, Hemden und Socken an Schnüre, die jemand über der Feuerstelle zwischen den Pfosten gezogen hatte. Weitere Schnüre dienten dazu, Moskitonetze aufzuhängen.
    Dann hockten sie sich um das Feuer. Es dämmerte. Der Wald summte wie die Transformatoren eines riesigen Umspannwerks. Einer der Shawi hängte eine Öllampe unter die Decke des Unterstands. Im Licht der Funzel bemerkte Tilly, dass das Dach voller Spinnweben war. In jedem Winkel hockte eine große, braunschwarze Spinne. Die sicher zehn Zentimeter langen Beine schienen im flackernden Licht zu zittern. Doch tatsächlich rührten sich die Tiere nicht, wie Tilly erleichtert feststellte. Und es würde für sie auch keinen Grund geben, in der Nacht herunterzuschleichen, unter die Moskitonetze zu schlüpfen und die menschlichen Besucher zu attackieren. Eine völlig absurde Vorstellung. Oder?
    Mit einem Mal war die Luft erfüllt von Moskitos. Hunderte der Insekten machten sich über die Menschen her. Tilly ließ ihr Mückenspray herumgehen. Auch die vier Shawi sprühten sich dankbar ein. Es begann erneut zu regnen. Dicke Tropfen trommelten auf das Dach aus Palmblättern.
    Mithilfe des Kochgeschirrs, das York und van der Merwe aus ihren Rucksäcken kramten, kochten zwei der Jungs Milchreis für alle, während die anderen zwei im Wald verschwanden, um weiteres Feuerholz zu holen. Zum Nachtisch gab es Bananen. Van der Merwe machte Kaffee.
    Dann holte Dionisio eine dickbauchige Kürbisflasche mit einem zähen, hellen Brei aus dem Gepäck und bot sie York an.
    „Zum Trinken?“, fragte der Amerikaner verwirrt.
    „Claro“, sagte Dionisio. „Masato.“
    York schüttete ein wenig in seinen Becher, nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Dionisio lachte und reichte ihm eine Packung mit Zucker und einen Löffel.
    York probierte den gesüßten Trunk noch einmal. „So ist es gut“, sagte er und reichte die Flasche an Tilly weiter. Nacheinander füllten alle ihre Tassen, rührten Zucker hinein und stießen miteinander an.
    „Auf dass unsere Suche von Erfolg gekrönt wird“, rief York laut und nahm einen langen Zug. Dann schnippte er erschrocken eine riesige, schwarze Ameise von seinem Oberschenkel.
    „Peligroso“, mahnte Dionisio und schlug mit einem Stock nach dem mehr als zwei Zentimeter langen Insekt.
    „Gefährlich“, wiederholte er. „Der Stich der Isula brennt furchtbar, und man bekommt Fieber für einen ganzen Tag. Deshalb heißt sie auch 24-Stunden-Ameise.“
    Eher fasziniert als erschrocken schaute Tilly dem Insekt hinterher. Irgendwie hatte sie darauf gewartet, dass sie endlich mal einem ungewöhnlicheren Tier begegneten als Papageien und Ameisen. Das hier war schließlich der Dschungel.
    Die Wolke von Moskitos wurde mit zunehmender Dunkelheit dünner. Aus der Ferne hörten sie ein Kreischen. Waren das Vögel? Tilly zuckte zusammen, als etwas durch das Wasser des

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