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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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winkte ab. „Aber das wird schon, keine Angst.“
    Sonntag, 14. Juni, Balsapuerto, Peru
    York hatte am Tag zuvor seinen Piloten telefonisch erreicht und offenbar genug Druck gemacht, um zu verhindern, dass der Mann sich betrank. D’Albret kam der Peruaner in seiner Pilotenuniform sicher und kompetent vor. Nach den Bemerkungen von York hatte er mit einem unrasierten, unausgeschlafenen Burschen gerechnet, wie er manchmal in Filmen auftauchte: benebelt genug, um das Flugzeug im richtigen Augenblick ab- und die Helden in ein Abenteuer hineinstürzen zu lassen.
    Antonio Cori hatte sie auf dem heruntergekommenen Aeropuerto Antonio Simons Vela einen Kilometer vor der Stadt im Schatten seiner kleinen Maschine mit Handschlag begrüßt. Es war eine argentinische Corisco, der Nachbau einer Piper PA-28R Arrow mit Platz für vier Personen. D’Albret musste deshalb auf einen Sitzplatz verzichten. Zum Glück würde es erst einmal nur ein kurzer Flug über die nördliche Cordillera Oriental werden, an dessen Fuß das Dorf Balsapuerto lag. Die höchsten Gipfel hier erreichten nur etwas über 2000 Meter, und noch nicht einmal so hoch bräuchten sie zu fliegen, weil Cori den Tälern folgen würde, wo eine Flughöhe von 1400 Metern reichen würde.
    York kletterte auf den Sitz des Copiloten. Es war so eng in der Maschine, dass Cori und er immer wieder mit den Schultern zusammenstießen. Doch das war nichts im Vergleich zur Lage von d’Albret, der sich hinten vor Tilly und van der Merwe gequetscht hatte. Die kleine Kabine der Maschine erinnerte den Priester an den Innenraum eines alten VW-Käfers. Anschnallen konnte er sich natürlich nicht. Und so hielt er sich irgendwie an den Sitzen vor sich fest, als das Flugzeug über die Piste holperte und sich vom Boden löste.
    D’Albret schaute hinaus auf die fruchtbaren Felder am Río Mayo, dann hatten sie die Berge erreicht. Über den Gipfeln lag eine dichte Wolkendecke, die sie unterflogen. Es begann zu regnen. Die Tropfen liefen unbeeindruckt von der Schwerkraft nach allen Seiten über die Frontscheibe, vereinigten sich zu kleinen Strömen und stürzten sich an den Seitenfenstern vorbei erneut in die Tiefe.
    Nach vielleicht zehn Minuten in der Luft tauchte jenseits der Höhen am Horizont ein grüner Streifen auf, der immer breiter wurde. Die Gipfel fielen plötzlich steil ab. Dann wand sich der Río Cachiyacu vor ihnen durch den Amazonasdschungel.
    Cori legte die Maschine in eine enge Linkskurve. Sie überquerten einige Flusswindungen, die so eng waren, als hätte sich das Wasser nicht für eine Richtung entscheiden können. Hier und dort wand sich der Flusslauf vor ihnen wie eine Schlange, die versuchte, sich selbst in den Schwanz zu beißen.
    Auf einem Hügel über dem Fluss hockten einige Hütten, auf die Cori direkt zuhielt. D’Albret tt. D’t konnte keine Landebahn erkennen, lediglich eine lang gestreckte, hellgrüne Rasenfläche zwischen den dunkelgrünen Bäumen. Wo war die Piste?
    Sie flogen wenige Meter über die Kronen der Bäume hinweg, die am Flussufer standen. Das kann doch wohl nicht wahr sein, dachte der Franzose und klammerte sich an einen Griff neben dem Sitz. Cori wollte wirklich auf der Rasenfläche auf dem Hügel landen. Strohgedeckte Holzhütten standen am Rande der Piste. Hühner stoben vor dem Flugzeug davon, als es aufsetzte.
    Die Landebahn reichte gerade aus, um die Maschine ausrollen zu lassen. Eine Menge Kinder und einige Erwachsene tauchten auf und warteten neugierig darauf, wer aus dem Flugzeug aussteigen würde.
    Eine halbe Stunde später waren sie zu Fuß unterwegs zum Piedra de Cumpanama, dem Felsen, auf dem der Weg zu ihrem Ziel zu finden sein sollte. Der Bürgermeister von Balsapuerto hatte sie mit Proviant versorgt und ihnen vier Jugendliche als Führer und Träger mitgeschickt. Die Petroglyphen hatten sich in den vergangenen Jahren zu einer kleinen Touristenattraktion entwickelt, und das Dorf war auf Besucher besser vorbereitet, als d’Albret erwartet hatte.
    Der Pfad aus dem Dorf heraus war gut ausgetreten, und sie kamen schnell voran. Wald wechselte sich mit Anbauflächen ab, immer wieder passierten sie einfache Holzhütten, deren Bewohner sie mit gelassener, freundlicher Neugier betrachteten. Es waren Shawi, Indios jenes Stammes, von dem auch Ritz geschrieben hatte. Viele von ihnen trugen als Tätowierung rote Punkte und Striche im Gesicht.
    Schließlich versperrte eine breite Wasserfläche ihnen den Weg. Sie waren auf den Río Cachiyacu

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