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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Perus an der Küste aufgehalten hat, hörte davon und folgte ihm mit etlichen Soldaten. Damit der Schatz nicht in die Hände der Spanier fiel, hat Rumiñahui das Gold in einen See werfen oder in großen Felsen unter riesigen Mengen von Schnee vergraben lassen, berichtete Cieza de León. Was von beiden, das wusste man nicht.“
    „Valverdes Gold“, stieß York aus. „Davon habe ich kürzlich auch gehört. In Ecuador spricht die Legende allerdings von 2500 Tonnen Gold.“
    „Wie viel?“, stieß van der Merwe fassungslos aus. „2500 Tonnen?“
    York winkte ab. „Das glaubt kein Mensch wirklich. In der Version in Ecuador heißt es, Rumiñahui habe das Gold in einem See bei Baños versenkt. Übrigens hat dieser Inkageneral genau wie der Inka im Derrotero von Caspar Ritz die Träger umbringen lassen, die den Schatz versteckt haben.“
    Was auch immer Rumiñahui mit dem Schatz getan hatte und wie groß er gewesen war – Belalcázar hatte Quito erobert, den General gefangen, gefoltert und getötet, aber nicht herausbekommen, wo das Gold war. Die Spanier hatten deshalb die Region um Quito nach dem Schatz abgesucht – vergeblich.
    „1536 ist ein spanischer Konquistador namens Luis Daza dann in der Stadt Latacunga im Süden von Quito auf einen Indio gestoßen, der sagte, er käme aus einer reichen Provinz namens Cundinamarca“, sagte Tilly. „Dieser Indio hatte einem Bericht von Daza zufolge eine vergoldete Rüstung besessen, weshalb die Spanier ihn Indio Dorado nannten, den goldenen Indio. Das könnte gut stimmen. Von Häuptlingen in goldenen Rüstungen hatten nämlich auch die Deutschen in Venezuela während ihrer ersten Expedition unter Dalfinger gehört. Selbst der Name Cundinamarca klang so ähnlich wie der Name einer angeblich reichen Stadt im Südwesten Venezuelas, von der die Deutschen schon während der ersten Expedition gehört und die sie vergeblich gesucht hatten: Coyandin. Die Soldaten der Welser waren also schon sehr dicht an Bogotá und die Muisca-Reiche herangekommen. Und Ritz dürfte das gewusst haben.“
    Der Indio aus Cundinamarca mit der goldenen Rüstung, auf den die Spanier in der Nähe von Quito gestoßen waren, hatte Belalcázars Leuten auch das El-Dorado-Ritual beschrieben, das Ritz in seinem Brief erwähnt hatte und an das der Schweizer nicht glauben mochte: das Bestäuben des Herrschers mit Goldstaub und das anschließende Abwaschen des Goldes in einem See. Daraus war schließlich der eigentliche Mythos von El Dorado entstanden.
    Sebastián de Belalcázar, der in Quito keinen Schatz gefunden hatte, hatte sich aufgrund der Informationen des goldenen Indios auf die Suche nach dem Dorado von Cundinamarca aufgemacht und war schließlich im Muisca-Reich aufgetaucht, wo er auf seinen Landsmann Gonzalo Jiménez de Quesada und den Deutschen Nikolaus Federmann gestoßen war. Er war zu spät gekommen – und einen vergoldeten König hatte sein Konkurrent de Quesada auch nicht vorgefunden. Aber danach hatten sich etliche Konquistadoren auf die Suche nach dem Reich des Vergoldeten gemacht.
    „Auch Juan de la Torre, der den Derrotero von Ritz nach Santo Domingo gebracht hat, hatte 1538 mit Alonso de Alvarado hier in der Gegend nach El Dorado gesucht“, erklärte Tilly. „Die waren dann auf eine Legende der Chachapoyas gestoßen, der zufolge ein reicher Fürst im Osten von Moyobamba leben sollte. Und das war dann für sie der Vergoldete. Das geht sowohl aus dem Bericht von Torre als auch dem Derrotero hervor. Überall suchten die Spanier dann nach El Dorado, der eben irgendwo in Südamerika leben sollte.“
    Dabei hatte es den vergoldeten König offenbar tatsächlich gegeben. Das Ritual des Vergoldens war am See von Guatavita in der Nähe von Bogotá vollzogen worden, aber nur, wenn ein neuer Muisca-Fürst die Macht übernahm, und nicht jeden Tag.
    „El Dorado war kein Mythos“, schloss Tilly. „Ein Mythos war der unermessliche Reichtum, von dem die Konquistadoren geträumtbenen getr hatten und der Hunderte Europäer und Zehn- oder sogar Hunderttausende Indios das Leben gekostet hat.“
    Sie hingen eine Weile ihren Gedanken nach und beobachteten die Glühwürmchen, die jetzt zu Hunderten im Unterholz leuchteten.
    Tilly rückte dicht an Arie heran, bis sie seine Körperwärme spürte. Er legte den Arm um ihre Schultern.
    „Ein lautlose Feuerwerk“, sagte er auf Deutsch zu ihr. „Wer immer es bestellt hat, ihm sei gedankt.“
    Sonntag, 14. Juni, Lager am Cumpanama, Peru
    Nora Tilly lauschte eine

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