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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Tümpels platschte. Die vier Peruaner achteten nicht darauf. Also gingen sie wohl davon aus, dass es hier keine gefährlichen Tiere gab.
    „Das, was ihr sucht … wisst ihr eigentlich, was es wert ist?“, fragte van der Merwe nach einer Weile.
    Tilly stocherte nachdenklich mit einem Ast im Feuer herum. „Für Ritz war es offenbar wertvoll genug, dass er Philipp von Hutten empfahl, nicht nach El Dorado zu suchen, sondern hierherzukommen.“
    „Wenn man so etwas entdeckt hat … was tut man dann damit? Man kann es doen n kann ch nicht einfach so verkaufen, oder?“
    Tilly schüttelte den Kopf. „Zuerst meldet man seinen Fund den Behörden, aber ohne zu verraten, wo er sich befindet. Dann einigt man sich auf den Teil, den die Regierung erhält. Zum Beispiel 50 Prozent. Den Rest bringt man in Sicherheit und verkauft ihn an Museen und Sammler in aller Welt.“
    „Und wenn die es nicht wollen, hat man Pech gehabt, und man kriegt hoffentlich wenigstens seine Unkosten wieder rein“, warf York ein.
    „Ich habe schon kapiert“, sagte van der Merwe und lachte. „Du willst uns sagen, vielleicht ist das alles gar nichts wert.“ Der Niederländer zeigte auf den Amerikaner. „Keine Angst. Ich werde schon nicht vor lauter Gier zum Killer mutieren, wenn wir am Ziel sind. Oder hast du Angst, wir zwei …“, er legte d’Albret den Arm um die Schulter, der sich das lächelnd gefallen ließ, „wollen euch wie Long John Silver und Captain Hook töten und alles für uns behalten?“
    York schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
    „Jo-ho-ho und ne Buddel voll Rum“, sang van der Merwe und hob seinen Becher.
    D’Albret schaute in seine Tasse. „Ist das Zeug eigentlich alkoholisch?“ Er wandte sich an Dionisio. „Was ist das eigentlich?“
    „Ein traditionelles Getränk“, sagte der Shawi und hielt die Kürbisflasche hoch. „Yucca-Knollen vom Maniok. Werden gekaut und ausgespuckt und …“
    „Augenblick.“ D’Albret fasste sich an den Hals. „Gekaut?“
    „Claro“, antwortete der junge Peruaner.
    Der Priester sprang auf und hastete zum Rand der Lichtung.
    Tilly schaute angeekelt in ihre Tasse. Sie hatte davon gehört. Die Indigenen spuckten die zerkauten Pflanzenteile in Schüsseln, ließen das Ganze gären und machten daraus Bier und Wein. Mühsam unterdrückte sie das Würgen in ihrem Hals. Viele Einheimische waren mit Krankheitserregern infiziert. Sie stellte ihre Tasse beiseite. Sie konnte York und van der Merwe ansehen, dass es ihnen ähnlich ging. Aber im Gegensatz zu d’Albret gelang es ihnen, sich zu beherrschen. Als der Priester zurückkehrte, entschuldigte er sich bei den Jungs. Aber die grinsten ihn nur an.
    Eine Weile schauten die Schatzsucher schweigend ins Feuer. Die Peruaner unterhielten sich leise in ihrer Sprache, hin und wieder lachten sie. Obwohl das Feuer unruhig flackerte, empfand Tilly es als beruhigend. Die Flammen tauchten ihre Gesichter in ein warmes Licht.
    „El Dorado“, sagte d’Albret plötzlich, „ihr habt vorhin davon gesprochen. Jeder kennt den Begriff. Aber was steckt eigentlich dahinter?“
    „Das ist ein Mythos mit einem wahren Kern“, antwortete Tilly. „Die Geschichte von Ritz und von Hutten ist eng damit verbunden, obwohl Ritz, im Gegensatz zu Hutten, nicht daran geglaubt hat.“ Sie lehnte sich gegen van der Merwe. Der Niederländer legte ihr den Arm um die Schulter.
    „Als Caspar Ritz mit dem Hauptmann Nikolaus Federmann 1538 Bogotá erreicht hatte, war er dem spanischen Konquistador Sebastián Belalcázar aus Quito begegnet. Von ihm oder einem seiner Leute muss Ritz zum ersten Mal von El Dorado gehört haben“, sagte Tilly. „Mir hat kürzlich ein deutscher Historiker die Geschichte vom vergoldeten Fürsten erzählt.“
    Nach der Gefangennahme des Inka Atahualpa durch die Spanier in Peru 1532 hatten Indios im ganzen Inkareich Gold und Silber gesammelt als Lösegeld für ihren Herrscher. Ein Vierteljahr lang transportierten die Inkas Gold und Silber nach Cajamarca. Als die Spanier den Inkaherrscher 1533 in Cajamarca umbrachten, war dessen General Rumiñahui, das Steingesicht, noch mit Schätzen aus der Stadt Quito unterwegs gewesen. Laut dem spanischen Chronisten Pedro de Cieza de León sollen es mehr als 20 Tonnen Gold gewesen sein.
    „Rumiñahui hat den Schatz nach dem Tod seines Fürsten Atahualpa zurück nach Quito gebracht.“ Tilly nahm einen Schluck aus ihrer Trinkflasche. „Der Konquistador Sebastián de Ben Istián lalcázar, der sich im Norden

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