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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Ende der Grube öffnete sich ein Loch.
    Pérez runzelte die Stirn. Die Arbeiter mussten mit ihrer Sprengung einen Hohlraum zum Einsturz gebracht haben. Pérez beugte sich über den Rand der Grube. Deutliche Spuren führten hinunter zu dem Loch.
    Die Männer hatten den Trichter offenbar untersucht und einen Zugang zu der Höhle geschaffen. Und dann?
    Dann waren sie alle in dieses Loch hineingekrochen. Und verschwunden. Oder sie hockten nun dort unten und warteten … worauf?
    Pérez schüttelte unwillig den Kopf. Was für ein Quatsch. Plötzlich spürte er das dringende Bedürfnis, von hier zu verschwinden.
    Aber wie würde er später erklären, dass er nicht einmal einen Blick in das Loch geworfen hatte? Und schließlich war er hier, weil er helfen wollte. Fluchend setzte er den Rucksack ab und nahm seine Taschenlampe heraus. Er holte tief Luft. Und folgte den Spuren.
    Das Loch führte tatsächlich in einen Gang. Pérez konnte kaum etwas sehen. Zu wenig Tageslicht fiel durch die Öffnung.
    „Hola?“
    Der Gang schluckte schweigend seinen Ruf. Er steckte den Kopf in das Loch hinein. Noch einmal rief er, diesmal lauter, in die Dunkelheit hinein. Erde rieselte ihm in den Nacken. Sonst geschah nichts.
    Pérez seufzte. Er bückte sich, kroch durch das Loch und rutschte die kurze Schräge aus loser Erde in den Gang hinunter. Er klopfte sich den Dreck von der Hose. Vor ihm war es stockfinster. Er schaltete die Taschenlampe ein. Die rauen, grauen Wände sc eren Wänhluckten das Licht, sodass er nur wenige Meter weit sehen konnte. Der Boden war völlig eben. Wände und Decke waren nicht sandig, sondern bestanden aus Steinen, die jemand aufeinandergeschichtet hatte. Also war das hier ein künstlich angelegter Gang, dachte er. Aber von wem? Wozu? Warum hier mitten im Dschungel?
    Leise schlich er einige Meter in den Tunnel hinein. Es war trocken und kühler als über der Erde. Trotzdem schwitzte er. Er blieb stehen.
    Nein, beschloss er, das war alles nicht seine Sache. Er würde jetzt sofort …
    Das Licht der Taschenlampe fiel auf einen Gegenstand am Boden.
    Ein Schuh.
    Mit angehaltenem Atem betrachtete Pérez den einzelnen Sicherheitsstiefel, der mitten im Gang lag, als hätte ihn jemand achtlos weggeworfen. Mindestens einer der Arbeiter war also tatsächlich hier unten gewesen.
    Wenn Pérez sich jemals im Leben einer Sache absolut sicher gewesen war, dann der, dass er nicht die geringste Lust hatte herauszufinden, wie dieser Schuh hierherkam und was mit seinem Besitzer passiert …
    Ein leises, fernes Zwitschern erreichte sein Ohr.
    Er drehte sich um und eilte den Gang zurück, krabbelte, so schnell er konnte, aus der Grube, packte seinen Rucksack und rannte in den Dschungel hinein.
    Samstag, 6. Juni, Tampa, Florida, USA
    Robert York stieg aus seinem alten Opel Kombi und blieb einen Augenblick in der Einfahrt vor der Garage stehen. Es war so still hier, dass man den Wind von der Bucht in den Palmen und Sträuchern rascheln hörte, die den kleinen Vorgarten seines Hauses schmückten. Es war eines der kleinen, aber luxuriösen und teuren Häuser von Apollo Beach, einer Kleinstadt mit knapp 8000 Einwohnern, 20 Kilometer südlich von Tampa, Florida.
    Der größte Teil der Stadt war angelegt wie ein Jachthafen mit schmalen Straßen als Stege, von denen nach beiden Seiten weitere Stichstraßen abgingen, an denen links und rechts die Häuser wie Schiffe für unbestimmte Zeit angelegt hatten. Zwischen den Stegen schwappte das tote Wasser der Tampa Bay. Das Viertel war ein 50-Meilen-Labyrinth von Kanälen, über die die Einwohner die Häuser direkt mit ihrem Boot erreichen konnten.
    Ob der Ort nach dem griechischen Gott oder dem US-Raumfahrtprogramm der 1960er Jahre benannt war, wusste York nicht. Aber er war stolz darauf, hier zu wohnen, auch wenn die Häuser nicht sehr groß waren. Auf dem schmalen Grundstück zwischen dem Haus und der Anlegestelle für seine Jacht befand sich sogar ein kleiner, nierenförmiger Pool.
    Er ging den Weg am Haus vorbei nach hinten. Inés hatte es sich auf einem Liegestuhl bequem gemacht und genoss die letzten Strahlen der Nachmittagssonne. Rosie und Billy planschten im Pool.
    York begrüßte seine Frau mit einem Kuss und winkte den Kindern zu.
    „Ist das Gold noch da?“, fragte Inés und schob sich lächelnd die Sonnenbrille auf die Stirn. York setzte sich auf den zweiten Liegestuhl. Er war tatsächlich an der Niederlassung der Firma nahe des Tampa International Airports vorbeigefahren, wo sie das

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