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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Derrotero las sich zwar wie eine sehr genaue Wegbeschreibung“, erklärte Inés, „aber man kam immer wieder an Stellen, wo jeder etwas anderes interpretierte. Deshalb können die Einheimischen heute noch Touristen und Möchtegernschatzsucher ausnehmen, indem sie ihnen anbieten, Expeditionen in die Bktinen in erge zu organisieren.“
    „Nein“, sagte York, als sie geendet hatte, „es geht nicht um Valverdes Gold.“ Er kratzte sich am Kinn. „Es ist wohl auch ein Teil des Lösegeldes, das nicht angekommen ist. Aber dieses Gold soll sich noch in Peru selbst befinden. So richtig Bescheid weiß ich noch nicht. Aber es klingt ziemlich vielversprechend.“
    Inés sah ihn nachdenklich an, dann verschwanden ihre Augen wieder hinter der Sonnenbrille.
    Samstag, 6. Juni, Sevilla, Spanien
    Nora Tilly stand im Türrahmen des Wohnzimmers von Belottis Wohnung und fühlte unter dem leichten Stoff ihrer weißen Bluse eine Gänsehaut auf den Armen. Es lag nicht an der Temperatur. Der Vormittag war schon weit fortgeschritten, der Tag versprach, noch heißer zu werden als gewöhnlich. Aber die Ereignisse der letzten Tage – vor allem der Überfall auf sie selbst – hatten Spuren hinterlassen.
    Sie machte einen Schritt ins Zimmer hinein und zögerte. Aber nur kurz. Der Schock vom Vortag erschien ihr schon wie ein böser Traum. Und ihre Entschlossenheit hatte nicht gelitten. Sie fühlte sich bedroht, aber sie würde weitermachen.
    D’Albret trat hinter Tilly in das Zimmer. „Wie geht es Ihnen eigentlich?“, fragte er.
    Tilly ballte die Fäuste und schaute hinüber zu dem Sekretär an der Wand. „Gut“, sagte sie abwesend.
    Leicht irritiert wies der Priester mit der Hand auf den Sekretär. „Tja, dann schauen wir mal nach, ob wir in dem alten Möbelstück finden, was Sie suchen.“
    Er blätterte durch den Stapel von Unterlagen, den Tilly gestern schon heimlich durchsucht hatte. Ungeduldig sah sie ihm zu, wie er danach die Sortierfächer des Sekretärs inspizierte.
    Heute trug der Priester kein Kollar zum dunklen Hemd. Der Riss unter seinem Auge war verschorft, ein dunkler Schatten lag um die Augenhöhle. Der Angreifer hatte dem Priester ein veritables blaues Auge verpasst.
    Endlich holte d’Albret einen Schlüsselbund aus der Hosentasche und öffnete die Schubladen. Tilly trat näher heran und konnte auf den ersten Blick sehen, dass etliche der Dokumente darin Kopien aus dem Archivo General de Indias waren. Sie zeigte darauf, aber bevor sie etwas sagen konnte, nahm Arnaud d’Albret einen Stoß Papiere heraus, die von einem Gummiband zusammengehalten wurden, und legte sie auf die Arbeitsplatte.
    Mit einer einladenden Geste lächelte er Tilly an. „Nur zu. Von mir aus können Sie die jetzt durchsehen. Aber bringen Sie sie bitte nicht durcheinander. Ich muss mir die selbst ja auch noch anschauen.“ Dann trat er von dem Sekretär zurück.
    Tilly warf ihren grünen Blouson über die Stuhllehne. Sie setzte sich und blätterte hastig die Kopien durch.
    Belotti hatte sie entsprechend den Originalbündeln zusammengefasst. Einige hatte er mit einem Notizblatt versehen, aus dem hervorging, was er dort entdeckt hatte. Aber er war noch nicht bei allen dazugekommen. Sie schaute sich seine Notizen an. Dann ging sie die Papiere durch, zu denen der Mönch noch keine Erklärung angefügt hatte. Bei jedem Dokument konzentrierte sie sich auf den jeweiligen Stil des Schreibers und stellte sich vor, wie er den Namen Juan de la Torre und die Jahreszahl 1539 geschrieben haben könnte. Dieses Bild legte sie im Geiste über die Zeilen auf dem Papier und hoffte, dass sie in all diesen feinen, mit Schlangenlinien und Kringeln verzierten Worten auf eine Entsprechung stieß.
    „Wollen Sie etwas essen? Ich habe noch nicht gefrühstückt. Brot, Schinken? Oder Honig und Marmelade? Kaffee?“ D’Albret schaute ihr über die Schultern.
    „Gern“, antwortete Tilly, überrascht von der Einladung.
    D’Albret holte einen iPod aus seiner Hosentasche und verband ihn mit der kleinen, kompakten Stereoanlage auf einem der Regale.
    „Stört es Sie, wenn ich Musik anmache?“
    Es störte sie nicht. Wenn sie sich erst einmal auf ein Dokument konzentriert hatte, d.
    Raue Synthesizertöne und zwitschernder Technorhythmus untermalten Faustschläge von Gitarre, Bass und Schlagzeug direkt in die Magengrube, die dann das Feld einem Gesang voller Ratlosigkeit überließen, der sich zögernd, aber melodisch ein wenig nach oben und unten tastete, um sich schließlich

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