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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Aber es war niemand zu sehen.
    Etliche Drähte führten aus einem der Behelfshäuser und verschwanden zwischen den kniehohen Pflanzen, die noch auf der Lichtung standen. Dort mussten sich die Messgeräte befinden. Auf dem Dach des Containers breitete eine Solaranlage ihre Sonnensegel aus.
    Die Arbeiter hatten die Bäume gefällt und die Stauden umgehauen, den Boden selbst jedoch nicht freigelegt. Das hier war ganz offensichtlich eine Pionieraktion.
    Vermutlich war es sogar legal. Fast der gesamte peruanische Dschungel war in Parzellen aufgeteilt worden, sogenannte Lose, die von der staatlichen peruanischen Petroperu an internationale Ölfirmen verpachtet wurden. Überall im Wald wurde nach Ölvorkommen gesucht und geprüft, ob man an die Lagerstätten herankommen und ob sich das Ganze lohnen würde.
    Er betrat die Lichtung. Auf dem Gestänge des Bohrturmes saß ein Vogel. Dann war das Lager tatsächlich verlassen.
    Kaum hatte er einige Schritte gemacht, flog das scheue Tier fort.
    Die Türen der Container standen offen. Von irgendwoher klang ein Summen.
    Pérez warf einen Blick in den Container mit der Solaranlage. Auf einem Tisch waren mehrere Computermonitore aufgebaut. Zwei waren dunkel, der dritte zeigte ein farbiges Bild mit verwirrenden Linien. Vermutlich war es eine dreidimensionale Darstellung des Untergrundes mit seinen verschiedenen Schichten. Das, dachte Pérez, würde aber bedeuten, dass die Ölfirma in der Gegend schon eine ganze Reihe von Sprengungen unternommen hatte. Kein Wunder, dass die Shawi nervös waren. Immerhin protestierten sie mit anderen Stämmen gerade gegen den Ausverkauf des Dschungels durch die Regierung. Und dann bebte die Erde direkt vor ihrer Haustür!
    Am Funkgerät warnte ein rotes Licht davor, dass dem Akku die Energie ausging. Die Computer hingen offenbar an der Solaranlage, vermutete Pérez. Aus einem Aschenbecher auf einem Tisch hinten im Container war eine Zigarette herausgefallen und auf der Tischplatte verglüht.
    Er ging zum nächsten Container hinüber. Das Summen wuihras Summrde lauter. Es klang wie ein elektrisches Gerät. Als er die Metallstufen hinaufging, erkannte er endlich, woher das Geräusch kam. Tausende von Fliegen hatten sich in dem Container versammelt.
    Auf dem gedeckten Tisch standen zwei große offene Töpfe. Aus eine Reihe von Tellern hatte sich eine dickflüssige Suppe auf die Tischplatte ergossen. Hier und dort lagen noch Löffel. Auf einem kleinen Herd stand ein großer Topf, daneben präsentierte ein Kühlschrank seinen leeren Bauch. Fleisch, Gemüse und Obst waren herausgerissen worden, Reste davon lagen auf dem Boden herum. Und überall waren Fliegen.
    Etwas huschte über Pérez’ Füße. Erschrocken sprang er zurück. Für einen Augenblick schlang sich ein dünner, brauner Schwanz um den Türrahmen, dann war das kleine, pelzige Tier verschwunden.
    Ein Affe, dachte Pérez. Ein verdammt mutiger …
    Ein zweiter Affe sprang auf die Tischplatte und fegte auf dem Weg zur Tür die Töpfe herunter. Dort drehte er sich mit weit aufgerissenen Augen zu dem Peruaner um, bleckte kurz die Zähne und war verschwunden.
    Pérez schüttelte verwirrt den Kopf. Wer immer hier gegessen hatte, er hatte es offensichtlich so eilig gehabt zu verschwinden, dass er nicht einmal die Kühlschranktür geschlossen hatte. Dann hatten sich die Tiere des Waldes über die Lebensmittel hergemacht.
    Er ging zum nächsten Container hinüber. Stockbetten und Spinde. Die einzigen Spuren der Bewohner waren nachlässig auf den Boden geworfene Kleidungsstücke und Schuhe. Das gleiche Bild bot sich in allen anderen mobilen Wohneinheiten. Nur um ganz sicher zu gehen, öffnete Pérez auch die Tür des winzigen Klohäuschens hinter den Containern. Nichts.
    Hatten die Shawi die Arbeiter in der Nacht überfallen und in den Dschungel gejagt? Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sich die Indios gegen Öl- oder Goldsucher gewehrt hätten, um ihre Heimat zu schützen. Aber sie hatten auch schon zu oft die Erfahrung gemacht, dass sie mit ihren Speeren, Blasrohren und Macheten wenig ausrichten konnten gegen die mit Schusswaffen ausgerüsteten Eindringlinge.
    Ratlos sah er sich um. Und stutzte.
    In der Mitte der Lichtung hatten die Arbeiter offenbar die Sprengladung für die seismische Messung gezündet. Doch irgendetwas war schiefgegangen. Mehrere Quadratmeter Erde waren eingebrochen. Der Trichter war vielleicht vier Meter lang und drei Meter breit und reichte zwei Meter in die Tiefe. An einem

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