Na endlich Liebling
er nur zu der Erkenntnis, daß er Sally schrecklich gern hatte. Sie
war so ein liebes kleines Ding - aber, du lieber Gott! Elaine bedeutete ihm
gewiß nicht viel, und doch war es ein Jammer, daß ein Mädchen ihrer Herkunft
und Erziehung mit jedem Dahergelaufenen flirtete.
In seinem Zorn schlug er
einigen hochgewachsenen Pflanzen am Wege die Köpfe ab. Da vernahm er eine
heitere Stimme: »Hallo! Eine Ewigkeit habe ich dich nicht gesehen...Na, schau
mich nicht so finster an, ich bin kein giftiges Unkraut, das man vernichten
muß!«
Justin murmelte einen kurzen
Gruß und wollte weitergehen. Diana mochte heute morgen einer Göttin gleichen — er hatte keine Lust, sich mit ihr zu unterhalten. In
Wahrheit mochte er sie nicht einmal ansehen. Er hatte immer eine Vorliebe für
blonde Frauen gehabt, er bewunderte ihre Gelassenheit und Würde... Wo waren
jetzt seine Gelassenheit und Würde geblieben?
»Ach, komm her, alter Junge, es
ist alles halb so schlimm!« sagte die glockenreine helle Stimme mit dem
leichten Singsang, den die Maori haben. »Renn mir doch nicht davon! Ich habe
nicht vergessen, was du neulich für John und mich getan hast. Und ich möchte
auch ein bißchen spazierengehen .« Zu seiner
Überraschung stahl sich ihre Hand unter seinen Arm, und Diana schlug neben ihm
den gleichen Schritt an. Ihr leichtfüßiger Gang paßte sich dem seinen gut an, und alsbald vergaß er seinen Ärger, bezaubert durch
diese Stimme, durch ihre freundliche Art, ihre frohe Laune.
Sie ist ein wandelbares
Geschöpf, dachte er so für sich. Lustig hatte er sie gesehen, voller Übermut
und Neckereien; dann wieder schweigsam und grimmig, als sie gegen das
erbarmungslose Feuer kämpfte; ihren Charme und ihre Schönheit hatte er
bewundert, niemals jedoch hätte er erwartet, in ihr eine verständnisvolle
Schwester zu finden, die ihn von seinem Verdruß ablenkte.
Nachdem sie von dem großen
Feuer gesprochen hatten, von Mrs. Hall und ihrem
Baby, von den trüben Zukunftsaussichten des jungen Paares, von Sams Heldenmut
und von Percys nie versagender Menschenliebe, machten sie kehrt und wanderten
dem Schulhaus zu. Weder Elaine noch Sally waren erwähnt worden. Vor dem
Schultor sagte Diana: »Komm doch auf eine Tasse Tee herein. Unserem Ruf wird
das nicht schaden, und du hast den Laden und all den Rummel gewiß gründlich
satt.«
»Ich tät’s ja gern, aber vielleicht ist Percy im Druck. Als ich wegging, war’s zwar ruhig,
aber die Leute kommen doch zum Einkaufen und wollen mit ihm plaudern, und das
Telefon ist wohl inzwischen auch wieder repariert.« — »Wir rufen einfach an und
hören, ob was los ist. Ich glaube, du hast dir ein paar freie Stunden
verdient.«
Percys Antwort auf ihre Anfrage
war kurz und bündig: »Behalte ihn nur um Gottes willen da und sieh zu, daß er
in bessere Stimmung kommt. Ich weiß nicht, was mit Bill los ist, wahrhaftig.«
Diana erriet es wohl. Beim Tee
sagte sie leichthin: »Wahrscheinlich werde ich für die nächste Zeit den Betrieb
allein machen müssen. Miß McLean ist noch mit der Krankenpflege beschäftigt.«
»Wie geht es Mr. Ross denn
heute?« fragte er mit gespielter Gelassenheit.
»Es geht ihm soweit ganz gut,
aber sie können eben keine Hilfe finden. Mrs. Lambert
hätte einspringen können, aber die hat jetzt die junge Mutter und das Baby zu
versorgen. Ich sagte, ich könne Miß McLean ja mal ablösen, aber ich bin keine
sehr gute Krankenpflegerin, und da meinte sie, es sei wohl besser, wenn sie
selbst noch eine Zeit bliebe. Ich nehme an, sie tut das gern. Ich glaube, da
hat Elaine recht gehabt, Bill.«
»Du meinst, sie wird ihn
heiraten?« Sein Ton war ziemlich kühl. All der Klatsch hing ihm zum Hals
heraus, und er bedauerte, daß er sich überhaupt in diese Angelegenheiten
eingelassen hatte.
»Ich glaube schon. Natürlich
tut es mir leid, weil es eigentlich schade um sie ist. Aber manche Frauen sind
nur glücklich, wenn sie einen Mann haben, den sie verhätscheln können. Bei ihr
wird er sich vermutlich aufrappeln. Sie ist sehr klug, weißt du, und es wird
eine Hilfe sein, wenn er so kleine Aufgaben zu erfüllen hat, zum Beispiel kann
er das Unterrichtsmaterial für die unterste Klasse vorbereiten.«
Sie sagte das ganz ernsthaft,
aber dann lachten sie beide. Justin fühlte sich allmählich immer besser, und
die Vorstellung, wie der intellektuelle Mr. Ross Salat wusch oder
Plastilin-Modelle für die jüngsten Schulkinder anfertigte, war einfach
unwiderstehlich. Er ließ seine
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