Na endlich Liebling
Ich weiß schon: du meinst, ich sollte sagen, vier Menschen, aber
das stimmt nicht. Elaine gehört nicht zu den Frauen, die sich ihr Leben
zerstören lassen, was auch immer sie empfinden. Ach Bill, wir alle haben dich
gern. Es ist eben Pech, daß sich alles so entwickelt hat. Aber du kannst es
noch in Ordnung bringen, wenn du jetzt fortgehst. Sally wird es überwinden!«
Er murmelte etwas
Unverständliches und sah sie mutlos an. Flick saß zwischen den Knien seines
Herrn — er hatte den gleichen Ausdruck. Diana lachte. »Ihr seht euch direkt
ähnlich! Die schmachtenden Augen der Spaniels... Kopf hoch, mein Lieber. Nimm
meinen Rat an und verschwinde — aber zu meiner Hochzeit mußt du wiederkommen.
Sally und Clive könnten sich am gleichen Tag trauen lassen, und dann wollen wir
alle miteinander glücklich werden.«
Konnte er denn ihrem Rat
folgen? Einesteils wollte er es gern, andernteils kam es ihm feige vor, gemein.
Er war aufrichtig und von Herzen in Sally verliebt, und sie vertraute ihm.
Diana mochte recht haben, dieses Gefühl war vielleicht nicht Liebe, nicht die
echte und ausdauernde Liebe. Dennoch konnte er sich nicht zu solchem Bruch
entschließen.
18
Justin brach zu seinem üblichen
Sonntagsbesuch im Hause Ross mit gemischten Gefühlen auf. Sein Verstand sagte
ihm, daß eine endgültige Klärung sich nicht länger hinausschieben ließ. Sally hatte
eine höchst einfache Auffassung vom Heiraten, und so war es sicher, daß man
beim nächsten Zusammensein zu einem Entschluß kommen mußte. Er versuchte sich
einzureden, daß, wie immer es auch ausgehen mochte, für ihn selbst das Ergebnis
nicht schlecht sein würde.
Miß McLean empfing ihn. Sally
sei zu Pferd auf der Farm unterwegs, teilte sie ihm mit, aber Mr. Ross sei nun
kräftig genug, um Besuch zu empfangen. Ohne auf seine leisen Einwendungen zu
achten, führte sie ihn sogleich ins Krankenzimmer. Man sah Mr. Ross seine
schwere Krankheit zwar noch an; er war aber erstaunlich heiter und genoß
offensichtlich die Zeit der Genesung. Justin hatte schon Angst, daß sich eine
längere Unterhaltung über Bücher anspinnen würde. Aber zu seinem Glück brach
Miß McLean nach einem kurzen Gespräch die Besuchsstunde ab. Justin entfernte
sich mit der taktvollen Bemerkung: »Miß McLean scheint ihre Aufgabe gut zu
erfüllen, Sir. Sie werden im Handumdrehen wieder gesund sein.«
Der Patient zeigte wenig
Begeisterung über diese Aussicht; aber auch er fand, er habe eine sehr gute, ja
eine vorzügliche Pflegerin. Nach Lage der Dinge würde Sally bald frei sein,
stellte Justin fest.
Vor der Aussprache mit Sally
durfte er sich nicht drücken. Es wäre allzu verächtlich, sich dieser Aussprache
durch eine Flucht in die Stadt zu entziehen, wie Diana vorgeschlagen hatte.
Natürlich war er an allem schuld, obwohl er ihr wahrhaftig nicht hatte den
Kopf verdrehen wollen. Aber es war nun einmal geschehen, und er mußte die
Folgen tragen. Jedenfalls hatte er sie sehr gern, sagte er sich vor. Sie war
liebevoll und warmherzig; sie hing an ihm. Er hatte die kühlen Frauen, die
immer auswichen und Abstand hielten, von Herzen satt.
Nun bestand noch das Problem
Clive. Der Gedanke, einem anderen Mann ins Gehege zu kommen, war ihm
unangenehm. Sally hatte gesagt, gefühlsmäßig gehöre sie zu Clive. Wenn das so
war, mußte die ältere Bindung gelten.
Justin rief den Hund an seine
Seite; er warf ein Holzscheit in die Luft und lobte Flick, als er es erwischte.
Es war ein wunderschöner Tag. Der Januar
war vorüber, und mit dem Ausgang des Monats Februar hatte auch sein
freiwilliges Exil ein Ende. Jawohl, er hatte nicht geahnt, daß das Leben auf
dem Lande so schön war.
Als er den Abhang zum Fluß
hinabstieg, erblickte er Sally auf dem Rücken ihres braunen Ponys mit dem
phantasievollen Namen Robert. Hübsch sah sie aus, sie ritt so sicher, als ob
sie und das Pferd eins seien; ihre dunklen Locken flogen im Wind. In schnellem
Tempo näherte sich das Pony drei aufgestellten Hindernissen und setzte hinüber.
Justin wollte ihr schon seine Bewunderung zurufen, da bemerkte er, daß er nicht
der einzige Zuschauer war. In leichtem Galopp ritt Clive auf seiner hohen
braunen Stute heran; Justin hörte, wie er in sachlichem Ton sagte: »Nicht
schlecht. Aber du mußt ihn leichter nehmen. Laß ihn nicht so rasen. Er ist
nervös. Vergiß nicht, bei den Veranstaltungen gibt’s
zum Schluß eine Menge Kleinholz.«
Sally warf ärgerlich das Haar
zurück. »Nicht schlecht! Das mag ich!
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