Na endlich Liebling
verändert.«
»Diana hat anscheinend keine Komplexe wegen ihrer Abstammung, aber sie möchte wissen, was die anderen dazu sagen.«
Percy kratzte sich nachdenklich hinterm Ohr. »Ich weiß nicht, was die Leute unter Komplexen verstehen, außer daß manche so eine alberne Vorstellung haben und auf ihr bestehen. Viele Menschen tun das. Jedenfalls gehört Diana nicht zu der Sorte. Sie ist ein bißchen leichtsinnig, aber sie hat viel Grips. Auf ihren Großvater ist sie richtig stolz; er war ein großer Häuptling.«
»Ist dieser John Parsons, den sie heiraten will, ein netter Bursche?«
»Der ist prima. Er hat auch Maoriblut, und das gefällt Diana. Man sieht es ihm nicht an, er ist blond. Er hat vielleicht ein Achtel dunkles Blut. Jedenfalls behauptet Diana, daß sie zu ihrem eigenen Stamm zurückkehre.«
Als Justin sich von der netten Lehrerin verabschiedet hatte, war er weiter bergauf gefahren, eine steil ansteigende Straße. Der nächste Halt war das Haus von Philip Ross. Er konnte es schon von weitem sehen, weil es auf einer Anhöhe lag. Die Auffahrt war voller Schlaglöcher, die jetzt zum Glück ausgetrocknet waren. Justin stieg aus. Das klapprige Tor, das nur noch in einer Angel hing, ließ sich schwer öffnen. Es wäre Zeit, dachte er ärgerlich, daß dieses Wunderweib einmal ihr Gartentor und ihren Zufahrtsweg in Ordnung brächte.
Haus und Garten waren von einer dichten Hecke umgeben, die an der Vorderfront niedrig gehalten war. Von dort hatte man einen Ausblick, der auch Justin beeindruckte. Zum erstenmal befand er sich auf einer Höhe, von der aus man den ganzen Bogen des Hafens und dahinter den blauen Pazifik sehen konnte. Am Ufer erhoben sich die bläulichen Hügelketten, die zumeist mit niedrigem Gebüsch bewachsen waren. Er hatte nicht gewußt, daß sich hier noch so weite Strecken unbebauten Landes hinzogen. Jetzt begriff er auf einmal, warum die Zufahrtsstraßen nach Totara so schlecht waren. Wie aus dem wilden Buschwald herausgeschnitten lagen die fruchtbaren Farmen an den Hängen und in den Tälern; hier wohnten die freundlichen Leute , denen Percy diente. Vielleicht hatte Elaine doch nicht so schlecht gewählt.
Philip Ross besaß ein hübsches Haus, das allerdings dringend eines neuen Anstrichs bedurfte. Der Rasen im Garten war nicht sonderlich gut gepflegt, überall gedieh das Unkraut, es gab aber auch viele Blumen, und die Veranda lag in der vollen Sonne.
Als er den Lastwagen vor den bröckeligen Stufen hielt, erhob sich ein langer, hagerer Mann mit einem verträumten Gesicht aus seinem Stuhl und legte behutsam ein Buch auf die Brüstung der Veranda. Das war also der »wirklich feine Herr«, der seine Bücher und seine Ruhe jeglicher Arbeit vorzog. So sah er auch aus.
»Ach, da kommen die Lebensmittel! Das ist sehr freundlich von Ihnen! Es tut mir leid, daß meine Tochter nicht da ist.« Er sprach zögernd und machte eine unbestimmte Geste zur Verandatür hin. »Am besten bringt man’s ins Haus. Zu dumm, daß meine Tochter nicht... Percy sagte, daß ein Telegramm da ist... Wenn Sie die Sachen dort abstellen... Oh, Sie haben einen Hund dabei!«
Flick, von Neugier erfüllt, untersuchte sämtliche Möbel auf der Veranda auf eine Art, die Justins Argwohn erregte.
»Ach, jagen Sie ihn nicht weg! So ein netter Kerl! Wir haben Hunde gern... Ja, vielleicht in den Hausflur...«
Flick rannte weiter durch das große Wohnzimmer und zu Justins Erleichterung durch die Hintertür hinaus ins Freie. Sofort erhob sich ein aufgeregtes Gegacker verängstigter Hühner, aber das war das kleinere Übel.
Die Räume waren groß, die Küche eine düstere Höhle, aber das Wohnzimmer war hell und gemütlich, mit vollgestopften Bücherregalen an den Wänden.
Mr. Ross machte einige höfliche, ziemlich hilflose Bemerkungen, leistete jedoch im übrigen keinen Beistand.
»Sie sind sehr liebenswürdig! Für unseren braven Posthalter ist es eine große Erleichterung, daß er Sie hat. Wenn meine Tochter da wäre, würde sie Tee machen... Interessieren Sie sich für Bücher?« fragte er begierig, als er sah, daß Justins Blicke an einer alten, wertvollen Shakespeare-Ausgabe hängenblieben.
»Ja, sehr. Sie haben eine wundervolle Sammlung, Sir!«
»Das sind meine Gefährten in der Isolation. Mit Büchern und einer schönen Aussicht kann man es aushalten.«
Besonders wenn man eine tüchtige Tochter hat, die die ganze Arbeit macht, dachte Justin. Schnell hatten sie eine Unterhaltung über das Buch begonnen, das auf
Weitere Kostenlose Bücher