Na endlich Liebling
einen Heiratsantrag zu machen. Heirat! Irgendwie fühlte er bei diesem Wort einen schmerzhaften Stich. Er hatte zwar keine Angst vor dem Gedanken an eine Ehe, er hatte nichts gegen das schwere Joch, wie seine Freunde es nannten. Im Gegenteil, eine Heirat mit Elaine hatte ihm stets als Ziel vorgeschwebt. Aber eine Heirat mit Sally...
Vor dem Hotel kam Elaine ihm schon entgegen. Wie immer schritt sie leicht und sicher dahin — wie bei einem Bühnenauftritt, hatte er früher scherzend gesagt. Wie lange war das schon her! Hatte er sich wirklich einmal liebevoll und zärtlich mit Elaine unterhalten? Ja, aber seit sie in dieses verfluchte Nest gekommen war, hatte er kaum mit ihr gesprochen, und wenn, dann nur mit einem fatalen Gefühl der Befangenheit. Davon war jetzt nichts zu spüren, wenigstens nicht von ihrer Seite. Sie war so einfach und freundlich, daß im Nu alle Verlegenheit von ihm abfiel und das alte fröhliche Einverständnis zurückkehrte. Sie hatten eben die gleiche Wellenlänge, um einen modernen Ausdruck zu gebrauchen. Es gab nichts zu erklären, nichts zu entschuldigen. Er berichtete ihr von Tom Halls Verlusten, von seiner Tapferkeit und Percys Zukunftsplänen.
»Das paßt zu Percy! Er ist der netteste Mensch weit und breit. Und die beiden werden sich hier bewähren, besonders weil Percy dich bestimmt vermissen wird. Ohne es zu wissen, muß er sehr einsam gewesen sein.«
»Ich glaube, er hat seinen alten Hund sehr vermißt. Jetzt hat er Flick ins Herz geschlossen, und ich habe mir schon überlegt, ob ich ihn nicht hierlassen soll.«
Sie hatten sich am Flußufer in das ausgedörrte Gras gesetzt. Flick leg neben ihnen, anscheinend in tiefem Schlaf. Als aber sein Name fiel, sprang er auf und schob seine feuchte Nase in Justins Hand.
»Ich weiß nicht recht«, sagte Elaine. »Eigentlich wäre das nicht fair. Am meisten hängt er doch an dir, nicht wahr? Könntest du ihn denn in der Stadt haben?«
»Ich glaube nicht, daß Mutter sehr begeistert wäre, aber eine Zeitlang würde sie ihn schon nehmen.«
Sie schwiegen, und beide bedachten die Bedeutung dieses Wortes. Eine Zeitlang. Bis er ein eigenes Heim hatte. Nun, Sally mußte unbedingt einen Hund haben.
Dann tat Elaine den ersten Schritt. »Jetzt ist deine Zeit hier beinahe um, nicht wahr? Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, seit wir das Experiment begannen. Inzwischen ist viel geschehen.«
»Viel mehr, als ich erwartet hatte.«
Wieder schwiegen sie; dann sagte Elaine ruhig. »Wir wollen nicht um die Sache herumreden, Justin. Dazu sind wir viel zu lange befreundet. Wir wissen auch ohne Worte, was vor sich geht.«
»Du hast recht«, stimmte er ihr unglücklich zu. »Wir sollten es wissen.«
»Und du möchtest mir jetzt sagen, daß du Sally heiraten willst, aber du hast Angst, mir damit weh zu tun. Ich könnte denken, du gibst mir einen Korb.« — »Ja«, murmelte er und fühlte sich gleichzeitig als Angeklagter und als Narr.
Vergebens versuchte sie, diese Vorstellung zu entkräften:
»Du solltest nicht so denken, es ist dumm. Bevor du hierherkamst, wolltest du mich heiraten, du hast es dir wenigstens eingebildet. Wir sind schon so lange befreundet, daß die Ehe der gegebene Abschluß schien. Ich war meiner Sache nicht so sicher, ich wollte noch ein wenig warten und dich auf die Probe stellen. Ich stellte auch die Bedingung, daß wir beide frei sein sollten. An allem bin ich schuld, aber anscheinend war es doch so am besten. Und ich kann durchaus mit allem fertig werden.«
»Elaine, ich kann es nicht mit Worten sagen, aber ich fühle...«
Einen kurzen Augenblick legte sie die Hand auf seinen Arm. »Nicht doch! Du brauchst jetzt nichts zu sagen und nichts zu fühlen. Wir haben viel Spaß miteinander gehabt. Ich bin nicht der Typ, der an so was zugrunde geht. Ich nehme die Dinge, wie sie sind; du brauchst mir also nicht von deinen Empfindungen zu erzählen. Das einzige, was du tun mußt: Du mußt dir darüber klarwerden, was das Beste für Sally ist. Sie ist so jung, so ehrlich und gut. Du mußt genau wissen, ob du ihr das Leben schaffen kannst, nach dem sie verlangt. An mich oder dich solltest du jetzt nicht denken.«
Das war eine klare Herausforderung.
Bedrückt sagte er: »Das ist es ja gerade. Mein Leben paßt nicht zu ihr, und ich weiß nicht, wie ich das ändern soll.«
Sie war voll schwesterlichen Eifers. »Ach, ich weiß nicht. Wenn die Leute so ineinander verliebt sind, ist das doch eine große Sache. Ich bin zu sehr Materialistin,
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