Na endlich Liebling
um zu glauben, daß es die Hauptsache ist, aber du in deiner Lage kannst das alles regeln. Du könntest am Stadtrand wohnen und genug Raum für Sally schaffen, damit sie ihr Pferd und ihre anderen Tiere bei sich haben kann — mit Ausnahme von dem fürchterlichen Gänserich natürlich.« Sie brach in ein so herzliches Gelächter aus, daß er sich zum erstenmal weniger schuldig fühlte. Es war alles doch einfacher, als er gefürchtet hatte. Wahrhaftig, er war ein Dummkopf gewesen, weil er angenommen hatte, es würde ihr zu Herzen gehen. Wenn jemand so lachen konnte, war er nicht verletzt, und Justin redete sich ein, er sei nun mächtig erleichtert.
Elaine stand auf und warf den Rest ihrer Zigarette ins Wasser. Es dunkelte schon, und als er die leuchtende Spur und ihr Erlöschen verfolgte, schien ihm in dieser Geste etwas Endgültiges zu liegen. Schweigend gingen sie zurück. Vor dem Eingang zum Hotel bot sie ihm die Hand. »Leb wohl, Justin, und alles Gute! Wenn du meinem Rat folgst, gehst du geradewegs zu Sally und bringst alles in Ordnung. Und mach’ sie glücklich, Justin, sie ist noch solch ein Kind.«
Er versuchte ein Lachen. »Du sagst das mit der Gereiftheit deiner dreiundzwanzig Jahre.«
»Mein Gott, das waren andere Jahre. Wenigstens die letzten sechs. Sally ist jung, und sie ist sehr verletzlich.« Und mit einem flüchtigen Gute-Nacht-Gruß ging sie ins Hotel.
Justin zündete ein Streichholz an und sah auf die Uhr. Erst halb acht. Das Gespräch, das er so gefürchtet hatte, hatte nur eine halbe Stunde gedauert. Jetzt konnte er also frei und ungebunden vor Sally hintreten. Es war eigentlich ganz angenehm, so ohne Schuldgefühle zu sein.
Das Wohnzimmer des Ross’schen Hauses lag im Dunkeln, aber aus dem Schlafzimmer des Patienten drangen helles Licht und heitere Stimmen. Er klopfte an die äußere Tür. Sally kam und spähte in die Dämmerung.
»Ach, du bist das! Komm doch rein. Wir sitzen in Vaters Zimmer und feiern. Komm nur, dann wirst du alles erfahren.« Sie schien ihre alte Heiterkeit wiedergewonnen zu haben.
Philip Ross saß aufrecht in seinem Bett. In der Hand hielt er — Justin traute seinen Augen kaum — ein Glas Whisky. Daneben saß Miß McLean; ihr blasses Gesicht färbte eine zarte Röte, die jedoch gewiß nicht das Ergebnis des bescheidenen Sherryglases neben ihr war. Sally führte ihn mit einer gewissen Feierlichkeit ins Zimmer:
»Vater, hier ist Bill. Er will dir seine Aufwartung machen — gerade recht, um in den Toast einzustimmen, den ich ausbringen möchte.«
Mr. Ross streckte ihm eine magere Hand entgegen, die seinen Händedruck erstaunlich kräftig erwiderte. Miß McLeans Begrüßung war etwas lebhafter als sonst.
»Herzlich willkommen!« sagte Ross mit etwas altmodischer Höflichkeit. »Wir möchten Ihnen eine gute Nachricht mitteilen. Da, Sally hat ja schon ein Glas gebracht. Wir trinken auf die Zukunft, Wallace. Das ist seltsam für einen alten Knaben, der noch vor zehn Tagen auf den Tod lag. Aber heute fühle ich, daß es auch für mich noch eine Zukunft gibt, denn Miß McLean hat sich bereit erklärt, sie mit mir zu teilen.«
Es war eine erstaunliche Ansprache. Nie zuvor hatte Justin ihn auch nur einen einzigen Satz beenden hören, und dies hier war eine wohlabgerundete Rede. Wenn Miß McLean das bewirkt hatte, war sie doch wohl eine großartige Persönlichkeit. So war es also soweit. Sally konnte jetzt heiraten. Das war ja schon längst geplant, aber da sollte sie Clive heiraten. Jetzt hatte sich alles geändert. Er lächelte und hob sein Glas.
»Herzlichen Glückwunsch! Das ist wirklich eine sehr gute Nachricht, Sir, nicht wahr, Sally?« Alle tranken auf das Wohl des neuen Paares.
»Wir haben heute noch eine weitere gute Nachricht!« berichtete Philip Ross weiter. »Jim Venning, der tüchtige Mann und treue Freund, der jahrelang bei uns gearbeitet hat, kommt nächsten Monat aus Korea zurück. Er schrieb, daß er gern wieder bei uns arbeiten würde.«
»Das ist ja großartig!« sagte Justin. »Das bedeutet, daß Sie sich um die Farm keine Sorgen mehr zu machen brauchen, und Sally...« Er hielt inne. Jetzt müßte er eigentlich sagen: »... und Sally kann mich heiraten.« Und dann müßte er zu einem weiteren Toast auffordern, und sie alle würden vergnügt und einig sein. Aber irgendwie wollten ihm die Worte nicht über die Lippen. Es hätte sich so gezwungen und albern angehört. Er mußte damit noch warten.
»Ja, das ist eine herrliche Lösung«, stimmte Mr.
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