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Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Brezeln, nein, Brezen.
    Zurück in meiner Einliegerwohnung, will ich erst mal versuchen, heimisch zu werden. Meiner Erfahrung nach kann man sich vieles, wenn nicht alles schöntrinken. Auf dem Etikett des ersten Bieres prangt das Bild eines lachenden Mönches. Genau so werde ich Bayern meistern: mit mönchischer Entsagung und einem kernigen Lachen. Das Augustiner «Helle» schmeckt nicht so bitter wie Beck’s oder Berliner Pilsner. Außerdem hat es weniger Kohlensäure und ist deutlich süffiger. Könnte man sich dran gewöhnen.
    Ich suche einen großen Topf und setze Wasser auf. Dann lasse ich mich in den beknackten Korbstuhl fallen, lege die Füße auf den Schemeltisch und schaue mir das gruselige Poster an. Es zeigt ein Kästchen mit getrockneten exotischen Gewürzen in Rot-und Gelbtönen. Darunter steht, etwas kleiner gedruckt, ein Spruch – wahrscheinlich so etwas wie «Der Geschmack der großen weiten Welt». Ich beuge mich vor und lese: «Des brauch ma ois ned.»
    Als das Wasser kocht, stelle ich die Platte aus, warte kurz und lege dann die Weißwürste hinein. Nach zehn Minuten hat sich die weiße Masse deutlich ausgedehnt und spannt so richtig unter der Darmhülle. Ich kann, wenn ich ganz nah an den Topf herangehe, kleine grüne Punkte erkennen. Hoffentlich sind das Kräuter.
    Mit zunehmender Garzeit werden die Fettklümpchen durchsichtig und funkeln mich lustig durch die Pelle an. Es macht einen Heidenspaß, die Würste mit dem Finger anzustupsen, damit sie sich um die eigene Achse drehen und auch die Klümpchen auf der anderen Seite durchsichtig werden. Ich bin schon etwas beschwipst.
    Zehn Minuten später beschließe ich, noch fünf Minuten draufzulegen, um sicherzugehen, dass auch wirklich alle Wurstbakterien abgetötet sind. Nach Ablauf der Nachgarzeit platziere ich die erste Weißwurst auf dem Teller, arrangiere sie stilvoll mit einem Klecks süßen Senfs und einer Brezel, Brezen. Nachdem ich alles gebührend bewundert habe, greife ich die warme Wurst mit Daumen und Zeigefinger, tauche sie in den süßen Senf und stecke sie in den Mund. Interessant. Im Bissgefühl ähnelt sie einer fetten Bockwurst. Sie schmeckt auch ganz ähnlich, vielleicht ein wenig süßer. Der Senf passt zum Fett ebenso hervorragend wie Marmelade zu Butter. Bevor mir die Sache zu süß wird, nehme ich ein Stück von der grobgesalzenen Brezel, Brezen. Meine Geschmacksknospen umspielt ein munteres Süß-salzig-Durcheinander. Weißwurst macht Spaß. Nur die Pelle lässt sich nicht zerkleinern. Nachdem alles andere verschluckt ist, spucke ich sie wie ein Gewölle aus. Darauf ein Franziskaner. Erst hell, dann dunkel.
    Beim Hacker-Pschorr endlich die Erleuchtung: Vielleicht funktioniert so eine Weißwurst wie eine Zigarre, bei der zuerst das vordere Ende abgeschnitten werden muss. Also trenne ich von der zweiten Wurst einen Zipfel, dann rein mit dem Ding in den Mund. Ich drücke die Wurst ab der Hälfte mit den Schneidezähnen zusammen und ziehe sie am verbliebenen Ende heraus. Der Effekt ist, dass sich die Füllung weichwarm auf die Zunge entlädt. Effizient, aber nicht uneklig. Die leere Pelle hat sich wie eine Vorhaut über das angebissene Wurstende gelegt. Die Vorstellung, das noch einmal in den Mund zu nehmen, behagt mir nicht. Also schäle ich den Weißwurstrest wie eine Banane. So lässt er sich viel leichter essen. Als ich fertig bin, fühle ich mich sinnlich, satt und zufrieden. Meiner geplagten Seele entringt sich ein wohliges Rülpsen. Bayern mag ja vieles sein, aber es ist schon mal kein kulinarisches Ödland.
    Ich beschließe, meinen ersten Eindruck mit Jochen zu teilen, und rufe ihn an.
    «Klingt doch alles ganz lustig», findet er.
    «Nur weil ich es so lustig erzähle», antworte ich. Augustiner, Spaten, Arcobräu, Franziskaner, Altenmünster, Tegernseer, Hacker-Pschorr und Konsorten haben mein Selbstbewusstsein zurückgebracht. «Jochen, ich sag dir eines: Für Leute wie uns ist Daglfing der Vorhof zur Hölle.»
    «Da wollte ich schon immer mal hin. Ich komme runter. In zwei Wochen.»
    Es tut gut, Jochens Stimme zu hören. Wir telefonieren fast zwei Stunden lang. Jochen erzählt mir von einem nächtlichen Streit mit Punkrockgirlie. Nach einer durchfeierten Nacht hatte er vergeblich versucht, sie zum Beischlaf zu überreden, doch Punkrockgirlie war mit dem Kopf auf seiner Brust eingenickt. Jochen dagegen, aufgekratzt vom Wodka Red Bull und dem schnaufenden Atem der Geliebten, konnte nicht schlafen. Also versuchte er,

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