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Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Garten.
    Seltsamerweise riecht es hier noch intensiver nach Knoblauch als in dem Teil des Berliner Tiergartens, wo türkische Großfamilien rund um die Uhr Köfte grillen. Ich folge dem Geruch bis zu ein paar Bäumen, unter denen eine alte Frau die Blätter von weißen Blumen pflückt. Hier stinkt es am stärksten. Ich bücke mich, zupfe auch ein Blatt von einer Blume und schnuppere daran.
    «Des is Bäalauch», erklärt die alte Frau ungefragt.
    «Riecht wie Knoblauch», wundere ich mich.
    Die Alte lacht und dreht sich weg. «Ihr Stadtkinder», murmelt sie kopfschüttelnd.
    Ich setze mich in den Bärlauch. Bin ich tatsächlich ein Stadtkind geworden? Früher, in Tiefenwalde habe ich oft unter solchen Bäumen gehockt und nachgedacht, warum die anderen mit Autotuning, in Großraumdiskotheken oder schlechten Kneipen glücklich werden und ich nicht. Jetzt würde ich gern wissen, wie ich in München glücklich werden kann.
    Auf der Wiese vor mir spielen junge Leute Fuß-, Feder-und Volleyball mit ihren Freunden. Etwas abseits sitzen kleinere Grüppchen auf Decken beim Bier. Als ich neu in Berlin war, habe ich mich einfach zu solchen Gruppen dazugesetzt. Also, los! Ich stehe auf und gehe auf einen Haufen von etwa zwanzig Leuten in meinem Alter zu. Sie hören Musik, reden und lachen gutgelaunt. Ich nicke, lächle und setze mich einfach dazu. Irgendwann wird mich schon jemand ansprechen. Hat bis jetzt immer geklappt.
    Ein paar sehr lange Minuten vergehen, in denen die Gruppe, ohne dass jemand aufsteht, immer weiter von mir wegrückt, bis ich am Ende wieder außerhalb sitze; ein Fremdkörper, der soeben abgesondert wurde.
    Vielleicht sollte ich es lieber bei einzelnen Mädchen probieren? Hier liegen ja genug herum. Also auf zur Erstbesten. «Hallo, was liest du denn da?», frage ich. «Stotistik», antwortet sie. Ihr Bairisch jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken. «Ach Statistik? Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, als Fremder hier in München ein paar nette Leute kennenzulernen?»
    «Doa in Minga? I tät sogn, eha kloa.»
    «Aha.» Ich ziehe ab.
    Nach diesem Reinfall kehre ich in einer Eckkneipe ein. Fast alle Tische bis auf einen großen nah an der Theke sind besetzt. Ich nehme Platz. Hausmannskost wird mich wieder auf die Beine bringen. In Berlin haben Tom Ka Gai und Palak Paneer die «Curry ohne» und den Klops ja schon fast gänzlich aus der heimischen Küche verdrängt. Hier dagegen stehen zahlreiche Gerichte mit so aufregenden Namen wie Wollwurst, saures Lüngerl, Tiroler Gröstl, Fleischpflanzl, Obazda, Kren oder Presssack auf der Speisekarte.
    Die Bedienung empfiehlt mir den Schweinebraten, weil der «a scheene Krustn hod». Kaum ist sie weg, setzt sich, ohne zu fragen, ein älterer Herr zu mir an den Tisch. Ich mag alte Leute. Sie können so tolle Geschichten erzählen. «Sind Sie öfter hier?», eröffne ich die Konversation.
    «Jo.»
    «Stammgast also?»
    «Jo.»
    «Kommen Sie aus München?»
    «Jo.»
    «Wohnen hier noch viele in München geborene Münchener?»
    «Jo.»
    «In Berlin wohnen fast nur Leute, die nicht aus Berlin kommen.»
    «Ja mei.»
    Das Gespräch scheint nicht so recht in Fahrt zu kommen. Also direkt heraus, nach Berliner Art: «Entschuldigen Sie, wenn Sie sich nicht mit mir unterhalten möchten, warum haben Sie sich dann an meinen Tisch gesetzt?»
    «Weil des mei Disch is.» Er deutet auf eine metallene Tischskulptur, die ich für einen Tischgong gehalten habe. Darauf steht das Wort «Stammtisch».
    Die Kellnerin bringt das Bier. «Na Josef, belästigst wieder an Zuagroasten?», fragt sie meinen Tischnachbarn.
    «Jo.»
    Nach wenigen Minuten peinlichen Schweigens betritt ein vom Schicksal gebeugter alter Mann in einem abgetragenen grauen Anzug die Wirtschaft. In einer Hand hält er eine Spendenbüchse, mit der er nun rasselnd die Runde macht. Als er neben mir angekommen ist, kann ich lesen, was auf der Büchse steht: «Fia oan neuen Anzug.»
    Ich lache kurz auf. Selbst die Bettler legen hier Wert auf ihr Äußeres. Als ich mich abwende, hält der Mann die Büchse dicht an mein Ohr und lässt die Münzen rasseln. Obwohl es mir grotesk erscheint, spende ich ein 20-Cent-Stück, damit er weggeht. Nun scheppert er zu meinem Tischnachbarn hinüber. Der schaut ihn überrascht an und deutet mit dem Kopf auf mich.
    «Mia ghean zamm.»
    Zum Glück kommt nun endlich der Schweinebraten, pardon: Schweinsbraten. Er enttäuscht mich nicht, schmeckt saftig, fleischig, schweinisch. Der Eigengeschmack

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