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Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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ein bisschen. Roni allerdings sieht aus, als hätte sie die Oper rausgeworfen und nicht umgekehrt.
     
    Später, in einer Kneipe um die Ecke, wischt sich Roni mit dem Ärmel ihres Abendkleides den Bierschaum von der Oberlippe und erklärt mir, was ihr – neben Bühnenbild und Sängern – an Così fan tutte nicht gefallen hat: «Die Geschichte taugt mir gar nicht. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur beziehungsgeschädigt.»
    «Wieso?»
    «Ach, ich bin diese ganzen Don Alfonsos leid. Alle reden über Treue und Fremdgehen, als wäre die Liebe eine Sportart. Jeder sucht die eine wahre Verbindung, aber keiner nimmt sich mehr Zeit, die Gefühle wachsen zu lassen. Das geht mir manchmal auf die Nerven. Heute muss alles so schnell gehen, zackzack, ab ins Bett und dann arrivederci amore, ciao. Das kann es doch echt nicht sein, oder?»
    Ich nicke verlegen. Eigentlich hat Roni soeben mein bisheriges Liebesleben ziemlich pointiert zusammengefasst. Ich kann mir gerade noch verkneifen zu sagen, dass ich das Konzept Zackzack, ab ins Bett gar nicht so übel finde.
    Roni kaut nachdenklich auf der Unterlippe. Dann stützt sie die Ellbogen auf die Theke, trinkt noch einen Schluck und lenkt das Thema auf ein sicheres Feld. Sie schaut mein Bier an und bemerkt, ohne zu probieren, es sei wirklich gut gezapft. Und dann erklärt sie mir auch, warum: «Die Schaumkrone sollte zwei Finger breit und überall im Glas gleichmäßig mit der Flüssigkeit verbunden sein. Wenn sich am Boden und an den Wänden auch noch kleine Bläschen bilden, ist es ein gutgezapftes Bier.»
    Ich höre gar nicht richtig zu. Meine Aufmerksamkeit wird ganz davon aufgebraucht, sie anzustaunen. Jemand wie sie ist mir in Berlin noch nie begegnet. Wenn dort eine Frau irgendwo rausfliegt, ist sie meist eines dieser Berliner-Schnauze-Mädchen oder eine aus dem vielzitierten Prekariat. Meine Berlinerinnen waren meist viel zu bemüht, dem Szene-Reglement zu entsprechen, cool zu sein und allen zu gefallen. Roni sagt einfach, was sie denkt, und steht dazu: Eine ehrliche, in sich selbst ruhende Frau, die irgendwann auch noch ihren Doktor im Bierbrauen machen wird. Ich merke, dass ich schon ein wenig verliebt in sie bin. Ja mei.

LEKTIONEN IM LEIMSTÜBERL II: LASS MA OAN ZAMMKLAPPN
    S eit sechs Wochen bin ich nun in München, aber außer mit Roni und Knoll habe ich noch keine Freundschaften geschlossen. Manchmal habe ich den dummen Gedanken, Roni kümmere sich nur um mich, weil Knoll sie darum gebeten hat. Doch selbst wenn das so wäre: Ich werde sie schon noch von meinen Qualitäten überzeugen. Wie das gehen soll, weiß ich allerdings noch nicht.
    «’s gibt Sachn, die san hoid so», erklärt mir Knoll. «Die nimmst hoid so hi.» Ich hatte ihn gefragt, warum die Bayern zu einer einzigen Brezel schon Brezn sagen und zu zwei Brezeln, wo man ja erst das N hinten anhängen müsse, ebenfalls Brezn.
    «Des is a Gfuissachn.»
    «Du meinst: eine Gefühlssache?»
    «Naa, des lernst mit da Zeit, oder eben ned. Des is wie Haxn, da sagst ja aa ned ‹I hätt gern a Haxe›. Du wuißt ja lerna, wias richtig hoaßt.»
    «Wie es auf Bairisch heißt.»
    «Sog i ja. Nur weils ihr Preißn immer scho so gscheit daherreds, glaum olle, des Preißisch is des rechte Deutsch.»
    «Aber Bairisch hatte doch die gleichen Chancen, Gebrauchssprache zu werden.»
    «Ah geh, wie denn? Ihr Preißn lassts oan ja ned zu Wort kemma.»
    Ich spüre, dass dies nicht der richtige Moment für einen lustigen Spruch ist, und verkünde feierlich: «Ich werde sie in Ehren halten, die bayerische Sprachen.»
    Leider habe ich zurzeit kaum Gelegenheit, Knoll das zu beweisen. Am Wochenende muss ich arbeiten, oder ich bekomme Besuch. Jochen erzählt anscheinend in Berlin herum, dass man erstklassig für einen Kurzurlaub zu mir nach München trampen oder für einen Zwanziger mit der Mitfahrzentrale hierherfahren kann und dass es immer lustig sei.
    Die Berliner benehmen sich hier wie auf Klassenfahrt. Sie wollen alle nur das Eine: ins Hofbräuhaus gehen. Immer wieder. Dort knutschen sie mit betrunkenen Australierinnen und finden Bayern und München plötzlich gar nicht mehr so schlimm. Einige meiner Gäste versuchen sogar, mit den Einheimischen Phantasiebairisch zu reden, was noch schlimmer klingt als das echte. Und ich muss immer wieder so tun, als hätte ich den gleichen, kuriosen Entdeckerspaß. Obwohl ich nicht nur am Wochenende hier bin.
    Einmal, als Jochen gerade wieder zu Besuch gekommen ist, ruft Roni an und fragt,

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