Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben
an. War klar, dass er das scharf findet. Dann sind wir an der Reihe. Drei bayerische Tequila später sind wir bereit für den Hell Rider .
Jochen und seine Begleiterin steigen in den ersten fahrbaren Höllenkessel, Theresa und ich in den zweiten. Die Bügel klappen zu, die Fahrt geht los. Theresa ergreift meine Hand. Links und rechts funkeln falsche Sterne. Der Wagen ruckelt eine Steigung hinauf. Theresa schmiegt sich an mich. Ich denke an Roni, bin aber zu betrunken, um die fremde Hand loszulassen. Es klackert, bis wir auf einem Gipfel ankommen. Auf einmal schießt unser Gefährt bergab und direkt in eine Kurve. Durch die Schwerkraft wird Theresa gegen mich gepresst. Sie legt ihre Hand an mein Kinn, dreht meinen Kopf zu sich und küsst mich. Sie hat volle weiche Lippen. Ihre Hände streichen über meinen Hals, an meiner Brust herunter bis zum Haltebügel. «Das hätte ich am liebsten schon damals im Flieger gemacht», säuselt sie.
Jetzt dreht sich der Kessel um die eigene Achse. Kaum hört das Drehen auf, küssen wir uns wieder. Im Dämmerlicht blinzele ich zu Jochen und seiner Beifahrerin hinüber. Auch ihre Silhouetten sind zu einer verschmolzen.
Dann ist der Höllenritt zu Ende. Die Wagen halten, wir steigen aus. Jochen zwinkert mir zu, ich zwinkere zurück. Es ist wie früher in Berlin. Wortlos steuern wir zum Taxistand. Völlig klar, was nun passieren wird. Jochen sitzt vorn, ich mit den beiden Mädchen hinten. «Nach Daglfing», lalle ich. Die Fahrt über reden wir nicht viel. Theresa und ich knutschen wild, ihre Freundin versucht, von hinten in Jochens Hose zu greifen. Dem Taxifahrer scheint alles recht zu sein, solange wir ihm nicht den Wagen vollkotzen.
In Daglfing angekommen, dauert es eine Weile, bis ich den Schlüssel finde. «Ein lustiges Häuschen», kichert Theresa. «Wohnen hier die sieben Zwerge?»
Wir stolpern die Steintreppe hinauf. Im Flur vor Knolls Wohnung entdeckt Theresas Freundin Hauskater Ludwig. «Haach, wie süß!» Sie zerrt ihn hoch, dass er vor Schreck fiept. «Wie goldig der schnurrt», kommentiert sie ihr neues Accessoire. Mir egal. Mir ist alles egal. Ich habe keinen Tropfen Blut mehr im Kopf.
Oben reißen wir die Fenster weit auf, um den Mief aus der Spießerbude zu lassen. Wir drehen das Radio an und feiern weiter. Ich habe noch ein paar Biere im Kühlschrank. Jochen setzt sich in den Sessel, ich auf den Schemel, die Mädchen springen auf unsere Schöße. Wir knutschen.
Nach einer Weile verziehen sich Jochen und seine Braut ins Schlafzimmer. Theresa knöpft ihre Schürze ab und hebt das Dirndl. Sie trägt nichts darunter. Bei diesem Anblick brennen meine letzten Sicherungen durch.
Gerade will ich über sie herfallen, da holt mich ein merkwürdiges Geräusch in die Realität zurück. Irgendwas kreischt da draußen, als würde es abgestochen. Kurz darauf höre ich eine Sirene. Oder ist es ein Kind, das wie eine Sirene heult? Theresa sieht mich fragend an. Ich stehe auf und sehe aus dem Fenster; unten vor dem Haus parkt ein Krankenwagen. Ein Sanitäter beugt sich über einen kleinen Körper und tastet mit rhythmischen Bewegungen an ihm herum. Im Schein des Blaulichts erkenne ich Knoll, der neben dem Wagen steht. O Gott, Kilian!
Ich suche meine Klamotten, finde meine Jeans, stolpere mit nacktem Oberkörper die Treppen hinunter, vorbei an Knolls offener Wohnungstür. Neben dem Sanitäter bleibe ich stehen. Mit routinierten Handgriffen massiert er den leblosen Körper. Es ist ein sehr kleiner lebloser Körper. Zu klein für einen Kinderkörper. Es ist ein Katzenkörper.
Vor Schreck und Erleichterung lache ich auf. In diesem Moment hebt der Tierarzt konsterniert die Hände und schüttelt den Kopf. «Nichts zu machen, der war schon tot, bevor er unten ankam. Herzstillstand.»
Aus den Augenwinkeln sehe ich Familie Untermair an der Haustür auftauchen. «Möada!», ruft Kilian. Er trägt eine Decke über den Schultern, wie ein Unfallopfer. Sein kleiner Zeigefinger weist anklagend in meine Richtung. Dann schiebt sich eine Figur in enganliegendem Frottier in mein eingeschränktes Blickfeld. Untermair herrscht mich an: «Ich hatte Sie angewiesen, die Fenster stets geschlossen zu halten.» Er deutet nach oben zu meiner Wohnung. Am weit geöffneten Fenster erscheint die barbusige Freundin von Theresa. Ich schließe die Augen.
«Aha. Damenbesuch!», höre ich Untermair kreischen. «Laut Hausordnung ist das nicht gestattet.» Spucketröpfchen umnebeln mein Gesicht. Nicht der richtige
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