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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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alles wissen. Und zwar deshalb, weil sie ans Bett gefesselt ist. Sie kann nicht viel herumkommen, und somit ist das TP-Netz für sie so etwas wie Auge und Ohr. Sie kann das ganze Universum durch die Augen anderer Menschen sehen, via Telepathie. Und wenn Sie jemals Kontakt zu ihr gehabt hätten, dann würden Sie sich daran erinnern, denn …“
    „Hören Sie, ich bin beschäftigt. Verschwinden Sie.“
    „Ist das freundlich? Ich möchte nur ein bißchen plaudern. Wissen Sie, ich vermisse meine Schwester wirklich sehr, und was macht es Ihnen schon aus, wenn ich Sie frage, ob Sie einmal mit ihr gesprochen haben. Ich …“
    Sie erteilte mir dadurch eine Abfuhr, indem sie die Augen ins Kopf innere rollte, so daß nur noch das Weiße zu sehen war. Es war ihre nette Art, deutlich zu machen, daß sie sich in eine andere TP-Verbindung eingeschaltet hatte.
    „Rutsch mir doch den Buckel runter“, brummte ich und wandte mich ab.
    Jan Mortenson hatte neben mir gestanden. „Ich wußte gar nicht, daß deine Schwester ein TP-Kommunikateur ist“, sagte sie nun. „Das muß ziemlich aufregend sein!“
    „Besonders für jemanden wie sie“, gab ich zurück. Ich habe Jan davon erzählt, daß du gelähmt und deshalb gezwungen bist, dein ganzes Leben im Krankenbett zuzubringen. Jan war sehr mitfühlend. Sie wollte wissen, warum man nicht ein shilamakkaartiges Transplantat entwickeln könne, um dich in einen synthetischen Körper zu verpflanzen, damit du aufstehen und herumgehen kannst. Das ist die auf der Hand liegende Frage, die alle stellen, und ich erklärte ihr, daß wir diese Möglichkeit vor langer Zeit geprüft haben und zu dem Schluß gekommen sind, es sei zu gefährlich, um es in deinem Fall zu versuchen.
    „Wie lange leidet sie schon daran?“ fragte Jan.
    „Seit ihrer Geburt. Zunächst glaubte man, es auf chirurgischem Wege beheben zu können, doch dann …“
    Dann wollte sie wissen, wie alt du bist, und ich sagte ihr, du seist meine Zwillingsschwester. Jan wurde so rot wie eine überreife Tomate und meinte: „Wenn sie eine TP ist und du ihr Zwillingsbruder, dann mußt auch du ein TP sein und genau in diesem Augenblick meine Gedanken lesen!“
    Also mußte ich es wieder mal herunterleiern: daß wir ganz offensichtlich zweieiige und keine eineiigen Zwillinge sind, da du ein Mädchen bist und ich nicht, und daß ein zweieiiges Zwillingspaar nicht unbedingt die telepathische Begabung gemeinsam haben muß und daß du tatsächlich der einzige Telepath in der Familie bist. Ich fügte hinzu, es sei ein allgemein weit verbreiteter Irrglaube anzunehmen, ein Telepath könne die Gedanken eines Nicht-Telepathen lesen. „Sie können nur mit den Positivbewußtseinen anderer Telepathen Kontakt aufnehmen“, sagte ich. „Meine Gedanken kann Lorie nicht lesen. Und ich kann die Ihren nicht lesen, genausowenig wie die irgendeines anderen Menschen. Aber die fette Marge dort drüben könnte Lories Gedanken lesen, wenn sie wollte.“
    „Wie schade für deine Schwester“, sagte Jan. „Einen Zwillingsbruder zu haben und nicht über TP mit ihm sprechen zu können. Erst recht, wenn sie an einen Ort gefesselt ist und ein solches Bedürfnis danach hat zu wissen, was außerhalb ihres Zimmers geschieht.“
    „Sie ist ein tapferes Mädchen“, sagte ich, und das stimmt. „Sie wird damit fertig. Außerdem braucht sie mich nicht. Sie hat Tausende von TP-Freunden, im ganzen Universum verstreut. Acht Stunden täglich verbringt sie damit, ins kommerzielle telepathische Kommunikationsnetz eingeschaltet zu sein und Nachrichten weiterzugeben, und ich glaube, die anderen sechzehn Stunden bleibt sie ebenfalls im Äther, nur aus Spaß. Und während dieser Zeit empfängt sie Telepathen-Klatsch von überall her. Wenn sie überhaupt schläft, dann ist mir das bisher entgangen. Das Leben hat ihr übel mitgespielt, aber sie hat eine Art Ausgleich.“
    Jan war wirklich sehr daran interessiert, alles über dich zu hören, und ich erzählte ihr noch viel mehr. Was ich hier nicht zu wiederholen brauche, da du ohnehin darüber Bescheid weißt. Ich glaube, ich habe Jan vielleicht ein wenig unterschätzt. In den letzten paar Tagen habe ich zu begreifen begonnen, daß es sich bei ihrer Schön-aber-dumm-Schale nur um äußeres Gebaren handelt. Tatsächlich ist sie weitaus feinfühliger und komplexer, als sie den Eindruck macht. Ich weiß nicht, woher ich diese blöde Vorstellung habe, schöne Frauen seien immer oberflächlich. Nicht, daß sie von blendender

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