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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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minderwertige Lebensformen? Sollte sich ein Mädchen nicht allen intelligenten Lebensformen gegenüber sittsam verhalten – oder niemandem? Wo ist in diesem Fall die Gleichheit der galaktischen Rassen, von der man so viel spricht?
    Ich kann dein ungeduldiges und amüsiertes Schnaufen hören und wie du eine deiner charakteristischen, vernünftigen Antworten gibst. Wahrscheinlich hättest du darauf hingewiesen, daß keiner der Aliens selbst Kleidung trägt oder irgendein die Privatsphäre betreffendes Tabu einzuhalten hat oder auch nur andeutungsweise nachvollziehen könnte, aus welchem Grund die Erdenmenschen das Bedürfnis haben, gewisse Teile ihres Körpers zu bedecken. Du hättest ebenfalls bemerkt, daß die galaktische Gleichberechtigung nichts mit Sex zu tun hat – und das ist es, was unserem Problem mit der Bekleidung zugrunde liegt – und daß es für ein Mädchen ganz in Ordnung ist, einem männlichen Geschöpf seiner eigenen Spezies gegenüber Zurückhaltung zu üben und die männlichen Vertreter anderer Rassen gleichzeitig scheinbar zu demütigen. Aber nicht immer regiert der gesunde Menschenverstand die Welt, Lorie. Dr. Schein hatte eine lange, vertrauliche Unterredung mit Jan, konferierte dann mit Saul Shahmoon und Leroy Chang, und schließlich trug er die ganze Sache – sehr aufgeregt – Dr. Horkkk vor. Der sie für so außerordentlich komisch hielt, daß er alle seine Arme verknotete, eine Geste, mit der die Bewohner von Thhh schallendes Gelächter zum Ausdruck bringen. Er sprach die Überzeugung aus, daß keiner der Nichtmenschen sich beleidigt fühlen werde, wenn ihnen die jungen Damen nicht die angemessene Zurückhaltung zukommen ließen.
    Und damit war das Problem gelöst. Zu was für einem Haufen von Verrückten wir Terraner doch bei solch überkommenen Schwachsinnigkeiten werden können!
    Wir vier Männer bekamen Mirrik den Bulldozer als Schlafgenossen, da bei den anderen für ihn nicht genug Platz war. Jan und Kelly schliefen bei Dr. Horkkk, Pilazinool, 408b und Steen Steen. Und soweit ich weiß, finden dort drüben jede Nacht wilde Orgien statt.
    Ich schlief schlecht. Es war nicht nur Mirriks Duft, an den ich mich mit der Zeit gewöhnen werde, sondern die Aufregung, die mich erfaßt hatte. Nur hundert Meter entfernt von einem kostbaren, eine Milliarde Jahre alten Schatz zu schlafen, in dem sich die Artefakte der mächtigsten und hochentwickeltsten Rasse des ganzen Universums stapeln. Welche Wunder erwarten uns in jenem Hang?
    Ich werde es bald wissen. Es ist jetzt früh am Morgen. Blasses, trübes Licht sickert über den Horizont. In unserer Schlafblase war ich als erster auf den Beinen. Doch als ich nach draußen kam, entdeckte ich Dr. Horkkk, der sich mit einer seltsamen Art von Gymnastik beschäftigte. Pilazinool saß auf dem Boden, demontiert bis auf den Torso und einen Arm, und polierte seine abgeschraubten Glieder. 408b meditierte. Diese Aliens brauchen nicht viel Schlaf.
    In einer Stunde machen wir uns an die Untersuchung der Fundstelle. Alles weitere später.

 
3
     
    23. August (glaube ich) 2375
    Higby V
     
    Eine Woche sind wir nun schon dabei. Kein Glück. Ich glaube fast, man hat uns zum Narren gehalten.
    Die Fundstelle liegt direkt am Hang und ist durch die kürzlich erfolgte Erosion zutage gefördert worden – aber ich glaube, das sagte ich bereits. Als die Erhabenen ihr Lager auf Higby V errichteten, gab es die obersten vierzig Meter des Bodens hier noch nicht: Das ganze sandige und kiesige Erdreich hat sich in den Jahrmillionen nach ihrer Zeit aufgeschichtet, angehäuft von den Winden und Regenfluten jener längst vergangenen Tage, als dieser Planet noch ein Wetter besaß. Dann, nachdem wir hierhergekommen sind und das Wetter wieder eingeführt haben, begann die oberste Bodenschicht zu erodieren, was im letzten Jahr schließlich zur Entdeckung der charakteristischen Artefakte der Erhabenen geführt hat. Gut.
    Im letzten Jahr kamen dann Dr. Schein und einige gerade promovierte Studenten von Marsport hierher, um die vorbereitenden Untersuchungen durchzuführen. Sie setzten Neutrino-Magnetometer und Sonarsonden und Dichtesensoren ein und berechneten, daß die Fundstelle von Hinterlassenschaften der Erhabenen eine große linsen- und trichterförmige Zone umfaßt, die bis tief in den Hang hineinreicht. Gut. Sie bedeckten die ganze Fundstelle mit einem Wetterschild aus Kunststoff und gingen fort, um die Gelder für ein umfangreiches Ausgrabungsunternehmen zu beschaffen, an dem

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