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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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akademischen Grad von Fentnor, und wenn es sich auch nur um Betriebswirtschaft handelt – Fentnor läßt keine Analphabeten gehen. Ich hatte auch den Eindruck, daß Vater alles andere ist als eine Art reaktionärer Eigenbrötler, der seinem Sohn die Berufswahl zu diktieren versucht. Er erschien mir immer als aufgeschlossener Mensch, als jemand mit der Devise ‚Leben und leben lassen.’
    Deshalb verletzte es mich, als er meine Absicht, mich mit der Archäologie zu beschäftigen, so hart verurteilte.
    Sein eigentlicher Wunsch ist kein Geheimnis: Er möchte, daß ich in seine Fußstapfen trete, ebenfalls ins Immobiliengeschäft einsteige und es schließlich von ihm übernehme. Aber Immobilien bedeuten mir nichts, und ich hab’ ihm das doch schon damals, als ich sechzehn war, deutlich gemacht, nicht wahr? Vater findet seine persönliche Befriedigung – vom Geld ganz zu schweigen –, darin, auf fernen Welten seine Instant-Slums aus Parapithlit-Platten zu errichten, und ich vermute, für ihn ist das eine schöpferische Angelegenheit. Ich gebe zu, einige seiner Projekte waren genial, wie etwa die Kette von Schwebehäusern in der riesigen Gaswelt im Capellasystem oder das Hochschwerkraft-Einkaufszentrum mit ineinander verschachtelten Zentrifugen, das er für die Multiwirbler aus dem Boden stampfte. Nichtsdestotrotz – mir hat es immer an der nötigen Begeisterung für diese Sache gefehlt.
    Nun, warum sollte ich mich auch auf einem „nützlichen“ und „profitablen“ Arbeitsgebiet betätigen, um zwei von Vaters bevorzugten Adjektiven zu zitieren? Welche bessere Verwendung gibt es für seine überquellenden Bankkonten als die, daß sie seinem Sohn gestatten, sich dem Studium der reinen Wissenschaft zu widmen?
    Wie etwa dem Ausgraben von uralten Relikten auf scheußlich kalten und stürmischen Planeten.
    Genug davon. Dir gegenüber brauche ich nicht über Vaters Verbohrtheit zu jammern, denn ich glaube, du teilst meine Empfindungen und bist – wie üblich – hundertprozentig auf meiner Seite. Vater ging seinen Weg, ich gehe meinen, und vielleicht gibt er nach einiger Zeit nach und verzeiht es mir, daß ich den Prozessen in Hinsicht auf Farbveränderungs-Garnituren und all den Wohnungsbauprojekten den Rücken gekehrt habe. Und wenn nicht, dann werde ich auch so irgendwie dem Hungertod entgehen und mich mit dem beschäftigen, was mir am meisten Freude macht, der Archäologie.
    Doch ich will nicht behaupten, das gegenwärtige Projekt habe mir bisher Spaß gemacht.
    Ich werde eine positive Haltung einnehmen und mir einreden, daß wir jeden Augenblick ins Schwarze treffen können.
     
    Hier kam es zu einer Unterbrechung von drei Stunden, in denen ich bei der Durchführung einer schwierigen und wichtigen, aber langweiligen Arbeit half.
    Um einen Blick ins Innere des Hügels zu werfen, mußten wir Fiberteleskope einführen. Das sind lange Glasfasern, die ein klares Bild von einem Ende zum anderen übertragen, wenn man die richtige Beleuchtung wählt. Um sie in den Hügel hineinzubringen, mußten Löcher gebohrt werden, und das wurde von Kelly mit ihren Unterdruck-Gerätschaften erledigt. Bei dieser Arbeit war außergewöhnliche Vorsicht notwendig, da es möglich war, daß der Bohrkopf zufällig direkt in die Fundstelle hineingeriet und einige der Artefakte berührte.
    Vielleicht habe ich Kelly unterschätzt. Sie ging ganz ausgezeichnet mit diesen Bohrern um.
    Kelly perforierte den Hügel für uns. Dann montierten wir die Fiberteleskope auf Kettenrädern und führten sie sehr behutsam in den Boden ein. Es waren insgesamt vier, jeweils in einem Abstand von zwanzig Metern; Jan und ich arbeiteten an einem der Kettenräder.
    Jetzt sind die Teleskope an Ort und Stelle, und die hohen Tiere starren ins Herz des Hügels. Die Nacht bricht an, und es regnet wieder. Ich bin in der Unterkunft und spreche diese Aufzeichnung. Wenn meine Stimme ein wenig leise ist, dann deswegen, weil ich Saul und Mirrik nicht stören möchte, die hier Schach spielen. Es ist verwirrend, einem so großen Geschöpf wie Mirrik dabei zuzusehen, wie es Schachfiguren mit der Spitze eines Stoßzahns bewegt.
    Vom Ausgrabungsplatz kommend läuft Jan auf unsere Hütte zu. Sie macht einen aufgeregten Eindruck. Sie ruft etwas, aber durch die Aufblashüttenwand kann ich sie nicht verstehen.
     
    Eine Stunde später. Es ist jetzt Nacht. Was Jan hatte sagen wollen war, daß sie auf die richtige Ader gestoßen sind. Die Teleskope zeigen uns die Fundstätte der

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