Nach all den Jahrmilliarden
Mr. Oats {3} . Erneut sagte ich ihm, ich hieße Rice. Daraufhin richtete er sich zu seiner ganzen Größe von drei Metern auf und erwiderte: „Mr. Rice, sind Sie sich darüber im klaren, daß ich jedesmal, wenn ich mir den Namen eines Studenten einpräge, ein unregelmäßiges Verb vergesse? Man muß Prioritäten setzen!“ Er kehrte zu seiner alten Gewohnheit zurück, mich Barley zu nennen, machte aus dem ‚e’ der letzten Silbe aber ein ‚a’, und so hatte ich nicht mehr allzuviel an ihm auszusetzen.
Professor Steuben sollte mich nun sehen, jetzt, da ich kurz davorstehe, mich durch die bedeutendste archäologische Fundstätte der Galaxis zu graben. Ich fühle mich, als ginge endlich der Vorhang für mich auf. Erinnerst du dich daran, wie wir darüber sprachen, daß das Aufwachsen eine Art Ouvertüre ist, ein musikalisches Vorspiel, und daß der erste Akt beginnt, wenn man selbständig geworden ist? Hier stehe ich also zwischen den Kulissen, lausche den letzten Akkorden der Ouvertüre und hoffe, ich bringe den Text meiner Rolle nicht durcheinander, wenn der große Augenblick kommt.
Ich will damit nicht andeuten, daß ich mein Licht über den Scheffel stelle. Ich weiß, und du weißt, und wir alle wissen, daß ich nur ein sehr kleiner Bestandteil dieser Expedition bin, daß ich mehr von ihr bekommen werde, als ich ihr möglicherweise an Hilfe geben kann, daß ich mich glücklich schätzen kann, hier zu sein, und daß ich kein großer Aktivposten des Unternehmens bin. Erfüllt das meine Bescheidenheitsquote für die kommende Zeit? Aber ich meine es wirklich so. Ich bin bescheiden angesichts dieser Exkursion, denn ich weiß, ich habe eine ganze Menge Gründe, bescheiden zu sein.
Zuerst werde ich dir die Daten der bisherigen Reise übermitteln, dann beschreibe ich dir die Eigenarten der Personen, so wie sie mir bis jetzt aufgefallen sind.
Die bisherige Reise: Null. Ich wünschte, Lorie, ich könnte dir über die Reise im Ultraraum ein aufregendes Bild in schillernden Farben malen, um es deiner Sammlung nachempfundener Erfahrungen hinzuzufügen. Vergiß das, und zwar vollständig. Die Tatsache, daß du niemals einen Flug durch den Ultraraum unternehmen wirst, ist absolut kein Grund, das zu bedauern. Das Raumschiff hat keine Fenster, keine Beobachtungsplatten, keine Bildschirme, keinen wie auch immer gearteten Zugang zur Umgebung draußen. Es gibt kein Gefühl von Bewegung. Die Temperatur schwankt nie, das Licht flackert nicht; weder regnet es hier drinnen, noch schneit es. Mit dieser Reise ist es so, als verbringe man einige Monate im Innern eines sehr langen und niedrigen Hotels, das in jeder Hinsicht fest verschlossen ist. Draußen, so haben sie mir gesagt, befindet sich grauer, konturloser Dunst, der überhaupt keinen Veränderungen unterworfen ist, niemals. Der Ultraraum ist ein Universum mit einem neblig-trüben Tag so lang wie die Ewigkeit. Aus diesem Grund bauten die Schiffskonstrukteure keine Fenster ein, um so das Risiko psychisch bedingter Erkrankungen zu vermeiden. Zur einzigen Aufregung während der Reise kam es am dritten Tag, als wir gerade aus dem Marsorbit heraus waren und vom Normalkontinuum in den Ultraraum wechselten. Etwa dreißig Sekunden lang fühlte ich mich, als hätte mir jemand die Hand in die Kehle gesteckt und stülpe mit einem schnellen, plötzlichen Ruck mein Innerstes nach außen. Das ist nicht gerade ein sehr angenehmes Gefühl. Aber es mag als Maßstab dafür gelten, wie langweilig seit diesem Zeitpunkt alles gewesen ist, daß ich es nun kaum noch erwarten kann, es noch einmal zu spüren, wenn uns die Phasenverschiebung morgen oder übermorgen aus dem Ultraraum herausbringt. Ich
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