Nach all den Jahrmilliarden
natürlich. Wenn man schon Kunstmenschen produziert, dann kann man auch gleich gutaussehende herstellen, meinen die Androidenhersteller, und ich bin ganz ihrer Meinung. Kelly ist äußerst attraktiv, und wenn sie im Schiff umherwandert, dann trägt sie eine Bekleidung, die einem Nichts sehr nahe kommt – und manchmal noch weniger. Da ein Android kein größeres Sexualleben hat als die Venus von Milo, macht sich Kelly nicht die Mühe, darüber nachzudenken, welche Auswirkungen all diese Kurven und Wölbungen auf normale Menschen männlichen Geschlechts haben könnten, die ihr in den Korridoren immer wieder in die Arme laufen. Auf mich übrigens nicht: Als sich Kelly zum ersten Mal auszog, stellte ich fest, daß sie keinen Nabel besitzt, und das brachte mich davon ab, sie mir als richtige Frau vorzustellen. Ich meine, es gibt keinen Grund, warum ein Android einen Nabel haben sollte, aber ich kann in ihr dennoch nichts anderes sehen als eine Art spazierengehende Gummipuppe. Und ich habe keinerlei romantisches Interesse an spazierengehenden Gummipuppen, ganz gleich, wie lebensecht und sinnlich sie aussehen mögen. Einige der anderen allerdings …
Nun, ich komme vom Thema ab, und vielleicht zeigen diese Vorurteile mein wahres Gesicht, denn eine Menge Leute halten Androiden für begehrenswert. Kern der Sache ist, daß sich Kelly Wachmann an Bord dieses Schiffes befindet, weil sie einer unterdrückten Minderheit angehört, und nicht deswegen, weil sie ein hervorragender Operateur von Unterdruck-Bohrköpfen ist.
Sie kann kein hervorragender Operateur von Unterdruck-Bohrköpfen sein. Es ist allgemein bekannt, daß das Nervensystem eines Androiden – so kompliziert es auch sein mag – dem eines wirklichen Menschen nicht ebenbürtig ist. Ein Android hat einfach nicht diesen Extrasinn, jene Fähigkeit zu wissen, daß er ein kostbares Artefakt beschädigt, wenn er einen Zehntelmillimeter weiterbohrt. Bei jeder von ihm erlernten Fähigkeit ist ein Android einhundert Prozent tüchtig. Die Sache ist die, daß Menschen, so wankelmütig wir auch sind, mit einer Tüchtigkeit von einhundertfünf Prozent aufwarten können, wenn die Situation es erfordert. Vielleicht sind wir nicht so beherrscht und mechanisch perfekt wie Androiden, aber wenn uns die Fetzen um die Ohren fliegen, können wir für eine kurze Zeitspanne übermenschlicher Leistungsfähigkeit über uns selbst hinauswachsen, und ein Android ist ganz einfach nicht darauf programmiert, so etwas zu bewerkstelligen. Androidische Genialität kann definitionsgemäß nicht existieren. Der bei archäologischen Ausgrabungen tätig werdende Operateur muß jedoch ein Genie sein. Ich bewundere Kelly dafür, die Gleichberechtigung und all das errungen zu haben, und dafür, eine schwierige Fertigkeit erlernt zu haben, und weil sie sich etwas so Abstraktem wie Archäologie widmet. Ich wünschte dennoch, wir hätten bei dieser Ausgrabung einen Menschen aus Fleisch und Blut, der den Unterdruck-Bohrkopf bedient, und ich glaube nicht, daß darin meine Voreingenommenheit zum Ausdruck kommt.
Unser anderer Graber gehört ebenfalls zur rassischen Quotierung, aber was ihn angeht, bin ich nicht ganz der gleichen Ansicht. Er heißt Mirrik, die Verkürzung eines Namens so lang wie mein Arm, und er kommt von Dinamon IX. Er ist unser Bulldozer.
Mirriks Art wird sehr groß. Hast du jemals Bilder des ausgestorbenen irdischen Säugetiers gesehen, das man Rhinozeros nannte? Es war ungefähr so groß wie ein mittlerer Lieferwagen – bestimmt hast du in deinen Kommunikationsverbindungen mit anderen Telepathen einmal einen Lieferwagen
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