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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ab­zu­schrau­ben und da­mit her­um­zu­spie­len, wenn er ner­vös ist oder ein­fach nur kon­zen­triert nach­denkt. Letz­te Nacht hat er mit Dr. Horkkk im Ge­sell­schafts­raum Kom­plex-Schach ge­spielt, und wäh­rend ei­nes span­nen­den Ab­schnitts lös­te Pi­la­zi­nool bei­de Bei­ne, sei­nen lin­ken Ra­dio­emp­fän­ger und sei­ne rech­te Schul­ter. Ne­ben ihm sta­pel­te sich al­so die­ser Hau­fen ab­ge­schraub­ter Shil­amak­ka-Tei­le. Dr. Horkkk hat­te ihn mit ei­nem di­rekt von der Sei­te her­an­flie­gen­den Turm in dop­pel­tem Schach, doch Pi­la­zi­nool fand einen sehr ge­schick­ten Aus­weg aus die­ser La­ge, in­dem er sei­nen rech­ten hin­te­ren Läu­fer hob, zwei Bau­ern da­mit schlug und dann sei­ne Kö­ni­gin in ei­nem der gran­dio­ses­ten Ge­gen­zü­ge her­an­brach­te, die ich je­mals ge­se­hen ha­be. Das Spiel en­de­te re­mis. So ist Pi­la­zi­nool: kühl, mehr Ma­schi­ne als Le­be­we­sen, aber auf Draht.
    Das letz­te Mit­glied un­se­rer Grup­pe ist 408b von 1. Es tut mir leid, so heißt er – oder sie oder es. Es kommt von Bel­la­trix XIV, wo man al­les mit Num­mern zu be­nen­nen pflegt. „408b“ stellt Vor- und Fa­mi­li­enna­me dar. Bei „1“ han­delt es sich um die Be­zeich­nung des Pla­ne­ten: Sie ha­ben das gan­ze Uni­ver­sum nu­me­riert, und ih­re ei­ge­ne Welt ist na­tür­lich Num­mer eins. Der gu­te 408b ist ein gelb­lich aus­se­hen­der Son­der­ling von im Grun­de ge­nom­men po­ly­pen­ar­ti­gem Äu­ße­ren: sack­ar­ti­ger Kör­per, fünf Greif­ten­ta­kel, fünf Geh­ten­ta­kel, ein Au­gen­ring, der den gan­zen Kopf um­schließt, und ei­ne Art Pa­pa­gei­en­schna­bel als Mund. Sei­ne Spe­zia­li­tät ist Pa­läo­tech­nik. Es ver­steht ei­ne gan­ze Men­ge von der Ma­schi­ne­rie der Er­ha­be­nen, auch wenn es uns dar­über noch nicht viel mit­ge­teilt hat. Im Ge­gen­satz zu uns an­de­ren mag es kei­ne Sau­er­stoff-Stick­stoff-At­mo­sphä­re, ob­gleich es sie die meis­te Zeit über at­met. Für drei Stun­den an je­dem Tag ver­schwin­det es in ei­ner Atem­kam­mer, um in ei­ner rei­nen Koh­len­di­oxidat­mo­sphä­re ein we­nig Luft zu schnap­pen. Mir­rik glaubt, 408b müs­se mit ei­ner Art Pflan­ze in Sym­bio­se le­ben. Viel­leicht stimmt das.
     
    Jetzt, da ich den Nach­rich­ten­wür­fel noch ein­mal ab­ge­hört ha­be, bin ich nicht ganz glück­lich mit der Art und Wei­se, mit der ich al­le run­terzu­ma­chen schei­ne. Schließ­lich ha­be ich die­se Leu­te bis­her noch nicht rich­tig bei der Ar­beit ge­se­hen. Ich stüt­ze mich auf Ge­re­de aus zwei­ter Hand, ers­te Ein­drücke und all­ge­mei­ne Ge­häs­sig­keit. Viel­leicht bil­det die­se Grup­pe ein wirk­lich her­vor­ra­gen­des ar­chäo­lo­gi­sches Team, oder sie wird da­zu, wenn sie zum Ein­satz kommt. Es bleibt ab­zu­war­ten. Ich weiß nicht, warum ich heu­te abend so ver­drieß­lich bin; viel­leicht sind mei­ne Syn­ap­sen durch die lan­ge Zeit über­reizt, die ich in die­sem Schiff ein­ge­schlos­sen bin.
    Noch drei Ta­ge, und der Vor­hang hebt sich. Ich kann es nicht mehr ab­war­ten.
    Noch ein­mal herz­li­che Glück­wün­sche zum Ge­burts­tag, Lo­rie. Für dich. Für mich. Für uns.

 
2
     
    16. Au­gust 2375
    Hig­by V
     
    Wir sind da.
    Un­ser Rutsch aus dem Ul­tra­raum ins Nor­mal­kon­ti­nu­um er­folg­te pünkt­lich, aber es war nicht so auf­re­gend wie die ver­wir­ren­de Um­stül­pung beim Wech­sel in die an­de­re Rich­tung. Dann schwenk­ten wir in einen Or­bit um Hig­by V ein und gin­gen weich nie­der. Und ver­lie­ßen das Schiff so­fort, fast ver­rückt vor Freu­de, aus der Ge­fan­gen­schaft zu ent­kom­men.
    Drau­ßen war al­les öde. Hig­by V be­sitzt kei­nen rich­ti­gen Raum­ha­fen, nur ei­ne große, kah­le und lee­re Flä­che mit ein paar Ge­bäu­den an ei­nem En­de. Wir ström­ten aus dem Schiff, toll­ten um­her wie klei­ne Kin­der und mach­ten uns nicht groß Ge­dan­ken um die Raum­ha­fen­be­stim­mun­gen. Mir­rik rann­te das Lan­de­feld hin­auf und her­ab, brüll­te und stampf­te mit sei­nen Bei­nen auf, und ich be­gann ei­ne Art ver­rück­ten Tanz mit Jan Mor­ten­son, und Steen Steen war sein(e) ei­ge­ne(r) Tanz­part­ner (in), und Dr. Horkkk

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