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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Ar­me Jan!
    Als nächs­tes ha­ben wir Leroy Chang. Er ist au­ßer­or­dent­li­cher Pro­fes­sor für Pa­läoar­chäo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Har­vard und sehr an Jan in­ter­es­siert – oder Kel­ly oder je­dem an­de­ren weib­li­chen We­sen. Ich glau­be, Leroy wür­de auch ver­su­chen, ein Ren­dez­vous mit Steen Steen zu ver­ein­ba­ren, wenn sei­ne Not­la­ge groß ge­nug wä­re. Oder Mir­rik. Leroy be­haup­tet, Chi­ne­se zu sein, aber sei­ne Ge­ne sind na­tür­lich ge­nau­so ge­mischt wie die al­ler an­de­ren Men­schen der Er­de, und er sieht nicht chi­ne­si­scher aus als ich. Er hat ro­tes Haar, ei­ne Art kas­ta­ni­en­brau­ne Haut und ei­ne tie­fe Stim­me, und er hät­te wahr­schein­lich großen Er­folg bei Frau­en, wenn er ih­nen nicht im­mer so krampf­haft gie­rig ent­ge­gen­trä­te. Man muß nicht ei­gens aus den Kin­der­schu­hen her­aus­zu­sein, um zu be­grei­fen, wie lä­cher­lich das Ver­hal­ten ist, das Leroy an den Tag legt. Er ist um die Vier­zig und noch im­mer töl­pel­haft. Fach­lich ge­se­hen, glau­be ich, ist er so ei­ni­ger­ma­ßen. Warum die­ser Ex­pe­di­ti­on so vie­le Blind­gän­ger an­ge­hö­ren, kann ich mir beim bes­ten Wil­len nicht vor­stel­len.
    Un­ser Chef Num­mer eins ist kein Blind­gän­ger. Es ist Dr. Mil­ton Schein von der Mar­sport Uni­ver­si­tät, und wie du wahr­schein­lich weißt, han­delt es sich bei ihm um den Mann, der bei Syr­tis Ma­jor die ers­te Fund­stel­le von Ar­te­fak­ten der Er­ha­be­nen aus­grub. Das macht ihn zum ers­ten tat­säch­li­chen Pa­läoar­chäo­lo­gen – der ers­te Mensch über­haupt, der sich mit Fund­stel­len be­schäf­tig­te, die ei­ne Mil­li­ar­de Jah­re alt sind. Und da er die­se neue Wis­sen­schaft prak­tisch be­grün­de­te, ist es kaum mög­lich, et­was an ihm aus­zu­set­zen. Er ist her­vor­ra­gend, ob­wohl auch ein we­nig ein­schüch­ternd, wenn er zu fach­sim­peln be­ginnt. Als Mensch ist er ein zu­vor­kom­men­der, herz­li­cher, grau­haa­ri­ger Typ und sehr lie­bens­wert – es sei denn, sein be­ruf­li­ches In­ter­es­se er­wacht. Er ver­ab­scheut Dr. Horkkk, und um­ge­kehrt ver­hält es sich ge­nau­so, neh­me ich an – des­we­gen, weil sie bei­de so ho­hes An­se­hen auf die­sem Ge­biet ge­nie­ßen. Und mit gleich­wer­ti­ger Hin­ga­be ver­ab­scheu­en sie un­se­ren drit­ten Chef, Pi­la­zi­nool von Shil­amak, den be­kann­ten Ex­per­ten in in­tui­ti­ver Ana­ly­se – was die Wis­sen­schaft be­deu­tet, vor­ei­li­ge Schlüs­se zu zie­hen. Dar­in ver­steht er sein Hand­werk.
    Wie du weißt, ha­ben die Shil­amak­ka die­se An­ge­wohn­heit, sich selbst Glied für Glied und Or­gan für Or­gan in Ma­schi­nen zu ver­wan­deln. Zu­erst se­hen sie über­ra­schend hu­ma­no­id aus. Das be­deu­tet, sie ver­fü­gen über die rich­ti­ge An­zahl von Köp­fen, Ar­men, Bei­nen und so wei­ter. Ich glau­be, sie ha­ben ei­ne an­de­re An­ord­nung der Ge­len­ke, mehr Fin­ger, we­ni­ger Ze­hen und ein paar ähn­li­che An­ders­ar­tig­kei­ten. Aber dann fan­gen sie da­mit an, an die­sem Ba­sis­mo­dell her­um­zu­bas­teln. Ein Shil­amak­ka be­trach­tet sich selbst als ein Nichts, ver­fügt er nicht zu­min­dest über ein künst­li­ches Glied, wenn er zum Ju­gend­li­chen wird. Ei­ne Art Pu­ber­täts­ri­tus. Und sie ma­chen ihr gan­zes Le­ben lang da­mit wei­ter, schnei­den ih­re Glied­ma­ßen ab und er­set­zen sie durch hüb­sche Me­tall­din­ge. Je we­ni­ger vom ur­sprüng­li­chen Kör­per üb­rig­bleibt, de­sto hö­her der so­zia­le Rang. Bei Pi­la­zi­nool han­delt es sich um einen sehr hoch­ge­stell­ten Shil­amak­ka. Er ver­fügt über ma­xi­ma­les Pres­ti­ge, und ich ver­mu­te, er be­steht zu neun­zig Pro­zent aus Trans­plan­ta­ten, wo­bei nur kaum mehr als sein Hirn noch or­ga­nisch sein kann. Neu­es Herz, neue Lun­gen, neu­es Ver­dau­ungs­sys­tem, neue Drü­sen, al­les neu. Er ver­bringt ei­ne Men­ge Zeit da­mit, sich auf Hoch­glanz zu po­lie­ren. Er hat sehr viel Angst da­vor, daß Staub in sei­ne Ge­trie­be ein­dringt. Mir wür­de es ver­mut­lich nicht an­ders er­ge­hen. Er hat die An­ge­wohn­heit, sich einen Arm, ei­ne Hand oder ir­gend et­was an­de­res

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