Nach all den Jahrmilliarden
hinterher, wenn die Jungs aus den Nachrichtenstudios ihre Stories schreiben. Abends ruhen wir uns aus, spielen viel Schach, diskutieren ein wenig und lauschen dem Prasseln des Regens. Ich glaube, die meiste Zeit über bin ich ziemlich gelangweilt, aber im großen und ganzen bedeutet es eine ungeheure Aufregung für mich, hier zu sein.
Wir haben ein Problem mit Mirrik. Und wenn nicht bald eine Lösung gefunden wird, wird er vielleicht von der Expedition ausgeschlossen. Was sehr schade wäre, denn in seiner schwerfälligen Art und Weise ist er ein sehr sympathischer Typ. Ich habe dir bereits erzählt, daß Mirrik in gewisser Weise der Trunksucht verfallen ist. Er spricht nicht auf Schnaps an, sondern auf Blumen. Irgend etwas im Nektar einer ganz gewöhnlichen Blüte macht ihn ungeheuer stark an. Die Auswirkung einer Blume auf den Stoffwechsel eines Dinamonianers muß gewaltig sein, weitaus intensiver als die des Alkohols auf unseren Metabolismus: Nur ein paar Happen Blüten reichen aus, um Mirrik einen kolossalen Schwung zu geben.
So öde es hier auch ist, es gibt ein paar Blumen. Einer der Terraforming-Ingenieure muß einen Hang zur Poesie gehabt haben: Etwa zwei Kilometer von unserer Ausgrabungsstelle entfernt hat er ein Wäldchen von Milla biflora – Mexiko-Sternen – angepflanzt. Die Pflanzen wachsen an ein paar geschützten Stellen. Mirrik, der eine Menge Bewegung braucht und gern lange, einsame Streifzüge unternimmt, hat sie gefunden.
Ich war der erste, der sein Geheimnis lüftete.
Eines Nachmittags, als ich nach Beendigung meiner Schicht in der Ausgrabungsstelle dienstfrei hatte, sah ich, wie Mirrik mir entgegentollte. Auch er hatte ein paar Stunden Freizeit. Als er die Fundstelle nahezu erreicht hatte, richtete er sich auf und versuchte, seine Vorderbeine zusammenzuklatschen. Das funktionierte nicht und er verhedderte sich. Er erhob sich wieder, rannte im Kreis umher und versuchte es erneut. Wieder schlug es fehl. Er sah mich an und kicherte. Stell dir einmal einen zehn Tonnen schweren, kichernden Dinamonianer vor! Gut gelaunt schnalzte er mit seinen Stoßzähnen. Er schwankte mir entgegen, riß mich mit seinen Armen gutmütig an sich und wirbelte mich herum. Das erheiterte ihn so sehr, daß er mit seinen Beinen rhythmisch aufzustampfen begann. Der Boden erzitterte.
„Hallo, Tommeee, wie gehss dir, Junnge?“ Er zwinkerte. Er blies mir seinen Atem ins Gesicht. „Guter alter Tommeee. Lass unsss tanssen, Tommeee!“
„Mirrik, du bist ja sternhagelvoll!“ tadelte ich ihn.
„Unssinn.“ Mit seinen Stoßzähnen knuffte er mich scherzhaft in die Rippen. „Tanssen! Tanssen!“
Ich sprang zurück. „Wo hast du Blumen gefunden?“
„Blummen gibss hier nich. Binn einnfach nnur glückkklich!“ Seine Schnauze war von den Pollen der Mexiko-Sterne goldfarben bestäubt. Ich runzelte die Stirn und wischte es fort. Mirrik kicherte erneut. „Halt still, du überdimensionaler Ochse!“ sagte ich. „Wenn dich Dr. Horkkk so sieht, zieht er dir das Fell über die Ohren!“
Beim Laboratorium wollte Mirrik haltmachen, um mit Pilazinool über Philosophie zu diskutieren. Ich redete ihm das aus. Dann begann es zu regnen, was ihn ein wenig ernüchterte. Soweit jedenfalls, daß er begriff, in Schwierigkeiten geraten zu können, wenn ihn einer der Chefs entdeckte. „Geh mit mir spazieren, bis mein Kopf wieder klar wird“, sagte er, und ich erfüllte ihm seinen Wunsch. So diskutierten wir über die Entwicklung religiöser Mystik, bis er wieder ganz bei Verstand war. „Ich schäme mich für meine Schwäche, Tom“, sagte er bekümmert, als wir zum Lager zurückkehrten. „Aber ich glaube, durch deine Hilfe kann ich der Versuchung nun
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