Nach all den Jahrmilliarden
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Higby V
Heute morgen habe ich ganz persönlich etwas von größter Wichtigkeit entdeckt. Und wäre deshalb fast rausgeworfen worden. Wir wissen noch immer nicht genau, um was es sich bei meinem Fund handelt, aber wir wissen, er ist bedeutend. Möglicherweise die bedeutendste Sache in der bisherigen Erhabenen-Archäologie. Folgendes ist geschehen … Nach dem Frühstück gingen fünf von uns zur Fundstelle, um mit der Ausgrabung weiterzumachen: Jan, Leroy Chang, Mirrik, Kelly und ich. So wie die Dinge zur Zeit liegen ist ein Fünf-Mann-Team groß und leistungsfähig genug. Die anderen hielten sich im Laboratorium auf, untersuchten Artefakte, datierten, erstellten Computeranalysen und waren mit anderen Arten von Routinearbeiten beschäftigt.
Wir sind nun ziemlich tief im Hügel und haben einen beträchtlich größeren Zugang zu dem Gebiet, in dem die Erhabenen ihr Lager hatten. Überall sind Artefakte verstreut. Wir haben bereits mehr als hundert Inschriftsknoten und einen großen Karton voller Plaketten und Rätselkästen zusammen. Aber alles nur gewöhnliche Gegenstände. Nur einfach mehr als sonst.
Es war ein kühler, regnerischer Morgen. So wie immer. Wir drängten uns unter dem Wetterschild zusammen und begannen mit der Arbeit. Zunächst schaufelte Mirrik die Zuschüttung beiseite, mit der wir abends üblicherweise die tatsächliche Ausgrabungsschicht bedeckten. Dann kam Kelly mit ihren Unterdruck-Bohrkernen zum Einsatz. Unserer Arbeitsaufteilung entsprechend stieg ich in die Grube hinein, um die Grabung zu leiten; Kelly kauerte über mir und bohrte nach meinen Anweisungen den Fels an. Mirrik stand neben mir und baggerte den Schutt mit seinen Stoßzähnen zur Seite. Jan bediente die Kamera und hielt alles in drei Dimensionen fest. Und Leroy trug in seiner Eigenschaft als Senior-Archäologe dieses Teams alle Vorgänge in ein Verzeichnis ein.
Eine Stunde lang verlief die Arbeit ergebnislos. Dann stießen wir auf eine Schicht aus weichem, rosafarbenen Sandstein, in der eine ganze Menge Rätselkästen eingebettet waren. Wenn man hart und intensiv genug arbeitet, dann wird man manchmal zu einer Art Maschine, und man bewegt sich in einem automatischen, mechanischen Rhythmus. Kelly, Mirrik und ich arbeiteten auf diese Weise. Ich suchte die Stelle aus, Kelly bohrte, Mirrik räumte beiseite. Dadurch wurde ein Artefakt freigelegt, das Jan fotografierte, Leroy verzeichnete und ich vorsichtig aufhob und in die Sammelkiste legte. Zeigen, bohren, wegräumen; fotografieren, verzeichnen, aufheben. Zeigen, bohren wegräumen; fotografieren, verzeichnen, aufheben. Zeigen bohren wegräumen …
Irgend etwas Seltsames leuchtete mir aus dem Sandstein entgegen.
Es war eine hell glänzende, gewölbte Metallmasse. Aufgrund des geringen Krümmungswinkels der Wölbung schätzte ich, daß es eine Kugel mit einem Durchmesser von mindestens einem Meter war. Sie bestand aus einer der üblichen goldfarbenen Legierungen, die die Erhabenen für größere Apparaturen verwendeten. An einigen Stellen war ihre Oberfläche glatt, an anderen mit zentimeterhohen Vorsprüngen bedeckt.
„Setz den Bohrer hier an, Kelly!“ rief ich. „Wollen doch mal sehen, was wir hier gefunden haben!“
Ich wies ihr den Weg zum Rand des eingebetteten Artefakts. Sie bohrte es geschickt und feinfühlig frei, enthüllte ein paar weitere Zentimeter, dann ein bißchen mehr und noch ein bißchen. Mit den Fingern kratzte ich den Sand weg, scharrte ihn einfach zur Seite. Leroy achtete überhaupt nicht darauf, womit wir beschäftigt waren. Er war fleißig dabei, die
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