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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ha­be mit ihr mehr ge­mein­sam als et­wa mit 408b oder Dr. Horkkk. Al­so ist es ganz ver­ständ­lich, wenn ich da­zu nei­ge, die Zeit mit ihr zu ver­brin­gen.
    Aber ei­ne Lie­bes­af­fä­re?
    Leroy ist ei­fer­süch­tig auf sei­ne Phan­ta­sie. Er ist ei­ner die­ser ner­vö­sen Jung­ge­sel­len, die den Frau­en krampf­haft nach­ja­gen – meis­tens oh­ne viel Glück –, und sei­ne Er­folgs­aus­sich­ten bei Jan sind gleich Null. Sie hält ihn – ziem­lich tref­fend – für einen Wi­der­ling. Da er das nicht als Er­klä­rung für sei­nen man­geln­den Er­folg bei ihr ak­zep­tie­ren kann, hat er ei­ne bes­se­re ge­fun­den: Ich sei jün­ger und schlan­ker und dün­ner als er, und des­halb sei Jan in ih­rer nach­pu­ber­tä­ren Ober­fläch­lich­keit mir zu­ge­fal­len.
    Die Art, wie er sei­nen Ver­druß mir ge­gen­über zum Aus­druck bringt, be­steht dar­in, mich in die Sei­te und die Rip­pen zu knuf­fen und zu sa­gen: „Ihr bei­den hat­tet ein paar feu­ri­ge Stun­den letz­te Nacht, eh? Dar­auf wet­te ich! Du bist wirk­lich ein bio­lo­gi­scher Ar­tist, eh, mein Jung­chen?“
    „Nun mach mal halb­lang, Leroy“, ant­wor­te ich. „Jan und ich ha­ben nicht die glei­che Wel­len­län­ge.“
    „Und das be­haup­test du auch noch mit ei­nem ehr­li­chen Ge­sicht. Aber du kannst mich nicht an der Na­se her­um­füh­ren. Wenn du sie zu­rück­bringst, hat sie die­sen er­hitz­ten und auf­ge­reg­ten Aus­druck im Ge­sicht – und ein Mann von Welt wie ich weiß dann sehr gut, was ihr ge­trie­ben habt.“
    „Für ge­wöhn­lich un­ter­hal­ten wir uns über die Fun­de des Ta­ges.“
    „Aber na­tür­lich! Na­tür­lich!“ Er senkt sei­ne Stim­me. „Hör mal, Tom­my, ich kann dir kei­nen Vor­wurf ma­chen, wenn du dei­ner Lei­den­schaft so­weit wie mög­lich frei­en Lauf läßt, aber hab’ doch auch ein Herz! Es gibt noch an­de­re Män­ner bei die­ser Ex­pe­di­ti­on, und Frau­en sind knapp.“ Ein plum­pes Zwin­kern. „Macht es dir et­was aus, wenn ich sie in ei­ner der kom­men­den Näch­te hin­ter die Fel­sen ab­schlep­pe?“
    Ja, das bin ich, Tom Ri­ce, der egois­ti­sche jun­ge Mann, der das Frau­en­mo­no­pol an sich ge­ris­sen hat! Hät­test du dir das vor­stel­len kön­nen? Es gibt kei­ne takt­vol­le Mög­lich­keit, Leroy zu er­klä­ren, daß er selbst sein schlimms­ter Feind ist, was sei­ne bis­he­ri­ge Be­zie­hung zu Jan an­geht, daß ihn Jan viel­leicht so­gar ein we­nig er­dul­den könn­te, wenn er nicht so gie­rig und be­ses­sen und lüs­tern und vul­gär wä­re. Es ist ganz ge­wiß nicht so, daß ich all ih­re Zu­nei­gung für mich be­an­spru­che, denn mei­ne Be­zie­hun­gen zu Jan sind die von Bru­der zu Schwes­ter, was im­mer Leroy auch den­ken mag.
    Nun … mehr oder we­ni­ger je­den­falls …
    Sie ist noch im­mer ganz ver­rückt nach Saul Shah­moon, und es macht mich ganz ver­le­gen zu­zu­ge­ben, daß sie die meis­te Zeit hin­durch, wenn ich mit ihr al­lein bin, dar­über spricht, wie wun­der­voll Saul sei, und wie schreck­lich es sei, daß er ihr nicht zu­ge­tan ist. Sie preist sei­nen schar­fen Ver­stand, sei­ne ein­fa­che Ele­ganz, sein wei­ches, at­trak­ti­ves, süd­län­di­sches Aus­se­hen, sei­ne küh­le, selbst­be­herrsch­te Art und all sei­ne an­de­ren Tu­gen­den. Sie klagt über sei­ne ei­gen­ar­ti­ge Be­ses­sen­heit in Hin­sicht auf die Phil­ate­lie, die ihn zu be­schäf­tigt hält, als daß er sich ver­lie­ben könn­te, und sie bit­tet mich um Rat, wie sie ihn am bes­ten für sich ge­win­nen kann. Ehr­lich!
    Und Leroy Chang ist wei­ter­hin da­von über­zeugt, Jan und ich fei­er­ten Or­gi­en hin­ter den Fel­sen …
    Viel­leicht un­ter­neh­me ich bei un­se­rem nächs­ten Streif­zug einen Ver­such in die­ser Rich­tung, wer weiß? Ich mei­ne, was gibt es schon zu ver­lie­ren, wenn Leroy mit sei­nen An­deu­tun­gen und An­spie­lun­gen un­se­ren Ruf be­reits be­fleckt hat? Sie ist ein at­trak­ti­ves Mäd­chen. Und ich ha­be für die­se Ex­pe­di­ti­on kein Keusch­heits­ge­lüb­de ab­ge­legt. Au­ßer­dem geht es mir ziem­lich auf die Ner­ven, dau­ernd ih­re Lo­bes­hym­nen auf die Herr­lich­kei­ten ei­nes Saul Shah­moon an­zu­hö­ren.

 
5
     
    5. Sep­tem­ber

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