Nach all den Jahrmilliarden
widerstehen. Ich werde dem Fleckchen mit den Mexiko-Sternen nicht noch einmal einen Besuch abstatten.“ Am nächsten Tag kam er ebenfalls betrunken zurück. Ich war im Laboratorium und reinigte und sortierte die letzte Förderung von zerbrochenen Inschriftsknoten und verbeulten Plaketten, als draußen eine Stimme zu dröhnen begann:
„Komm, füll dden Kelch, und ddie Frühlingsssflamme
Sssollen die Kühle dess Winterss verbannen;
Der Vogel dder Zseit,
er musss nur noch eine kursse Sstrecke fliegen,
Der Vogel dder Zseit,
er wird den Winter bessiegen.“
„Es ist das Ruba’ijat!“ {5} rief Jan, als sie eintrat. „Es ist Mirrik!“ keuchte ich. Dr. Horkkk sah finster von seinem Computer-Terminal auf.
Dr. Schein runzelte die Stirn. 408b gab seinem Widerwillen mit einem undeutlichen Murmeln Ausdruck – es konnte solche Laster einfach nicht begreifen. Mirrik fuhr fort:
„Ein Bissssen für ddie Pracht diessess Ortesss,
Ein Seufssen für dass Paradiess dess Propheten Wortess;
Oh, nimm dass Geld und lasss dden Rubel rollen,
Und achte nicht auf dasss ferne Dröhnen der Trommeln!“
Jan und ich stürzten aus dem Laboratorium heraus und entdeckten Mirrik, der mit seinen Stoßzähnen den Boden vor dem Gebäude durchwühlte.
Hinter seinen Ohren ragten zerknitterte Blüten von Mexiko-Sternen hervor, und sein ganzes Gesicht war mit Pollen bestäubt. Einen Augenblick lang sah er mich betrübt an, als versuche ein nüchterner Mirrik, hinter der betrunkenen Maske zum Vorschein zu kommen. Dann kicherte er wieder und fuhr fort:
„Oh, meine innig geliebte Maidd,
ssso füll dden Kelch mit Wwein,
Der ddas Heute befreit von vergangenem Leid
und ssukünftiger Ppein:
Mmorrrrgen! – Jja, morgen musss ich
die Wwelt wieder meisstern,
nach den sssiebentaussend Jahren des Gessstern.“
„Morgen bist du vielleicht schon auf dem Weg nach Hause“, sagte ich scharf. „Um Omar Chajjans willen, den du hier so vergewaltigst, verschwinde von hier! Wenn Dr. Horkkk dich so sieht …“
Zu spät.
In jener Nacht hatte Mirrik eine lange Unterredung mit unseren Chefs, die sich darum sorgen, eines Tages könne er wirklich den Verstand verlieren und das ganze Lager dem Boden gleichmachen. Ein betrunkener und herumtollender Dinamonianer ist so wenig ungefährlich wie eine umherschwirrende Cruise Missile, und wenn Mirrik nicht die Finger von den Mexiko-Sternen lassen könne, würde er fortgeschickt. 408b hatte einen reizenderen Vorschlag: Man solle Mirrik einfach wie einen widerspenstigen Stier anketten, wenn er nicht arbeitet. Unser guter alter 408b findet immer sofort die humanste Lösung.
Die meisten von uns versuchen Mirrik zu helfen, wenn er betrunken ins Lager zurückkehrt. Wir gehen mit ihm spazieren, bis er nüchtern ist, oder wir führen ihn von den Aufblashütten weg, wenn er versucht, sie zu betreten, oder wir schützen ihn auf andere Art und Weise vor sich selbst. Aber wir machen uns nichts vor. Dr. Schein und Dr. Horkkk sind beide besorgt in dieser Angelegenheit. Und wenn die beiden in irgend etwas übereinstimmen, dann bedeutet das Ärger.
Leroy Chang glaubt übrigens, ich hätte eine Liebesaffäre mit Jan. Das ist wirklich komisch.
Ich gebe zu, eines Nachts habe ich mit ihr einen langen Spaziergang gemacht. Und einige kleinere Streifzüge. Kann ich etwas dafür, wenn ich ihre Gesellschaft zu schätzen weiß? Sie ist die einzige menschliche Frau hier … ähem, ich meine, Kelly Wachmann nicht mitgezählt! Jedenfalls ist sie hier die einzige Person meines Alters, Steen Steen ausgenommen, der/die mich nicht besonders interessiert, und sie ist das einzige Mädchen hier – Kelly ist über neunzig und außerdem ein Android –, und ich
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