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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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wi­der­ste­hen. Ich wer­de dem Fleck­chen mit den Me­xi­ko-Ster­nen nicht noch ein­mal einen Be­such ab­stat­ten.“ Am nächs­ten Tag kam er eben­falls be­trun­ken zu­rück. Ich war im La­bo­ra­to­ri­um und rei­nig­te und sor­tier­te die letz­te För­de­rung von zer­bro­che­nen In­schrifts­kno­ten und ver­beul­ten Pla­ket­ten, als drau­ßen ei­ne Stim­me zu dröh­nen be­gann:
     
    „Komm, füll dden Kelch, und ddie Früh­lings­ss­flam­me
    Ss­sol­len die Küh­le dess Win­ter­ss ver­ban­nen;
    Der Vo­gel dder Zseit,
    er musss nur noch ei­ne kurs­se Sstre­cke flie­gen,
    Der Vo­gel dder Zseit,
    er wird den Win­ter bes­sie­gen.“
     
    „Es ist das Ru­ba’ijat!“ {5} rief Jan, als sie ein­trat. „Es ist Mir­rik!“ keuch­te ich. Dr. Horkkk sah fins­ter von sei­nem Com­pu­ter-Ter­mi­nal auf.
    Dr. Schein run­zel­te die Stirn. 408b gab sei­nem Wi­der­wil­len mit ei­nem un­deut­li­chen Mur­meln Aus­druck – es konn­te sol­che Las­ter ein­fach nicht be­grei­fen. Mir­rik fuhr fort:
     
    „Ein Biss­s­sen für ddie Pracht dies­sess Or­tesss,
    Ein Seufs­sen für dass Pa­ra­diess dess Pro­phe­ten Wor­tess;
    Oh, nimm dass Geld und lasss dden Ru­bel rol­len,
    Und ach­te nicht auf dasss fer­ne Dröh­nen der Trom­meln!“
     
    Jan und ich stürz­ten aus dem La­bo­ra­to­ri­um her­aus und ent­deck­ten Mir­rik, der mit sei­nen Stoß­zäh­nen den Bo­den vor dem Ge­bäu­de durch­wühl­te.
    Hin­ter sei­nen Oh­ren rag­ten zer­knit­ter­te Blü­ten von Me­xi­ko-Ster­nen her­vor, und sein gan­zes Ge­sicht war mit Pol­len be­stäubt. Einen Au­gen­blick lang sah er mich be­trübt an, als ver­su­che ein nüch­ter­ner Mir­rik, hin­ter der be­trun­ke­nen Mas­ke zum Vor­schein zu kom­men. Dann ki­cher­te er wie­der und fuhr fort:
     
    „Oh, mei­ne in­nig ge­lieb­te Maidd,
    ss­so füll dden Kelch mit Wwein,
    Der ddas Heu­te be­freit von ver­gan­ge­nem Leid
    und ssu­künf­ti­ger Pp­ein:
    Mmorrrr­gen! – Jja, mor­gen musss ich
    die Wwelt wie­der meis­s­tern,
    nach den ss­sie­ben­taus­send Jah­ren des Ge­ss­stern.“
     
    „Mor­gen bist du viel­leicht schon auf dem Weg nach Hau­se“, sag­te ich scharf. „Um Omar Cha­jjans wil­len, den du hier so ver­ge­wal­tigst, ver­schwin­de von hier! Wenn Dr. Horkkk dich so sieht …“
    Zu spät.
    In je­ner Nacht hat­te Mir­rik ei­ne lan­ge Un­ter­re­dung mit un­se­ren Chefs, die sich dar­um sor­gen, ei­nes Ta­ges kön­ne er wirk­lich den Ver­stand ver­lie­ren und das gan­ze La­ger dem Bo­den gleich­ma­chen. Ein be­trun­ke­ner und her­um­tol­len­der Di­na­mo­nia­ner ist so we­nig un­ge­fähr­lich wie ei­ne um­her­schwir­ren­de Crui­se Missi­le, und wenn Mir­rik nicht die Fin­ger von den Me­xi­ko-Ster­nen las­sen kön­ne, wür­de er fort­ge­schickt. 408b hat­te einen rei­zen­de­ren Vor­schlag: Man sol­le Mir­rik ein­fach wie einen wi­der­spens­ti­gen Stier an­ket­ten, wenn er nicht ar­bei­tet. Un­ser gu­ter al­ter 408b fin­det im­mer so­fort die hum­an­s­te Lö­sung.
    Die meis­ten von uns ver­su­chen Mir­rik zu hel­fen, wenn er be­trun­ken ins La­ger zu­rück­kehrt. Wir ge­hen mit ihm spa­zie­ren, bis er nüch­tern ist, oder wir füh­ren ihn von den Auf­blas­hüt­ten weg, wenn er ver­sucht, sie zu be­tre­ten, oder wir schüt­zen ihn auf an­de­re Art und Wei­se vor sich selbst. Aber wir ma­chen uns nichts vor. Dr. Schein und Dr. Horkkk sind bei­de be­sorgt in die­ser An­ge­le­gen­heit. Und wenn die bei­den in ir­gend et­was über­ein­stim­men, dann be­deu­tet das Är­ger.
     
    Leroy Chang glaubt üb­ri­gens, ich hät­te ei­ne Lie­bes­af­fä­re mit Jan. Das ist wirk­lich ko­misch.
    Ich ge­be zu, ei­nes Nachts ha­be ich mit ihr einen lan­gen Spa­zier­gang ge­macht. Und ei­ni­ge klei­ne­re Streif­zü­ge. Kann ich et­was da­für, wenn ich ih­re Ge­sell­schaft zu schät­zen weiß? Sie ist die ein­zi­ge mensch­li­che Frau hier … ähem, ich mei­ne, Kel­ly Wach­mann nicht mit­ge­zählt! Je­den­falls ist sie hier die ein­zi­ge Per­son mei­nes Al­ters, Steen Steen aus­ge­nom­men, der/die mich nicht be­son­ders in­ter­es­siert, und sie ist das ein­zi­ge Mäd­chen hier – Kel­ly ist über neun­zig und au­ßer­dem ein An­dro­id –, und ich

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