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Nach dem Ende

Nach dem Ende

Titel: Nach dem Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alden Bell
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über ihm zerbröselt. Sie hebt das Messer und führt zwei schnelle, feste Hiebe, wie sie es vor langer Zeit gelernt hat: einen, um den Schädel aufzuhacken, und den anderen, um das Gehirn zu spalten.
    Sie hebt die Taschenlampe vom Boden auf, die jetzt glitschig von Blut und Exkrementen ist. Dann reißt sie einen sauberen Teil vom Hemd der Frau ab und wischt das Gurkhamesser sauber.
    Fleischsacktango, sagt sie. Mit anderen Worten, eine gottverdammte Sauerei.
    Verstehst du, die Welt hat eine Musik, und du musst zuhören, sonst verpasst du sie garantiert. Zum Beispiel wie sie aus dem Haus kommt: Träumerisch kalt spürt sie die Nachtluft im Gesicht, und es riecht wie nach frischem, gerade geborenem Land, so unglaublich rein. Als wäre etwas Altes, Verstaubtes, Kaputtes aus dem Regal genommen und durch etwas Funkelnagelneues ersetzt worden.
    Und es ist deine Seele, die sich bewegen und daran teilhaben will, was es auch ist, die dort draußen auf den rußschwarzen Ebenen sein will, wo die Lebenden fallen und die Toten sich erheben und die Toten fallen und die Lebenden sich erheben in einem Zyklus des Daseins, den sie einmal Malcolm erklärt hat.
    Es ist eine Sache der Natur, sagte sie zu ihm, während er eine Wunderkugel mampfte, die er sich in die Backe gepackt hatte. Es ist eine Sache der Natur, und die Natur stirbt nie. Du und ich, wir sind auch Natur – selbst wenn wir sterben.
    Es geht um Seelen und offenen Himmel und wild blinkende Sterne, überall, wo du hinschaust, und so beschließt sie, ein paar Sachen aus dem Auto zu nehmen und den Rest des Wegs zu den Lichtern am Horizont zu marschieren. Bald bemerkt sie einen Wegweiser und leuchtet mit der Taschenlampe darauf. Die Buchstaben kann sie nicht entziffern, und sie sehen auch nicht nach dem Namen einer Stadt aus, die ihr schon mal untergekommen ist, aber die Zahl ist 15.
    Und wenn es einen Fingerabdruck aus Licht am Himmel gibt, der aus fünfzehn Meilen Entfernung zu erkennen ist, dann kann es keine kleine Stadt sein, und es ist der richtige Ort für sie, ein Ort, wo sie Bekanntschaft mit ein paar Leuten schließen und sich informieren kann, was so los ist auf Gottes grüner Erde, und wer weiß, vielleicht kriegt sie sogar kalte Limonade mit Eis drin. Und fünfzehn Meilen, das ist gar nichts. Das sind vier, fünf Stunden Nachtaussichten und tiefe, kühle Gedanken – aber ohne die traurigen.
    Sie wird gerade rechtzeitig zum Frühstück kommen.

3
    B is auf einzelne Schaben und wilde Hunde sind die Straßen verlassen. Die Stadt ist zu groß zum Einzäunen und die Wege zu gewunden zum Patrouillieren, aber, überlegt sich Temple, wenn sie hier noch Elektrizität haben, dann bestimmt nicht für die Fleischsäcke. Anscheinend verstecken sich die Bewohner.
    Sie klettert auf eine Plakatwand neben einer Highwayauffahrt und verputzt eine Packung Erdnussbuttercracker, während sie in alle Richtungen späht.
    Auf dem Weg nach Norden ist sie durch einen Badeort mit schicken, pastellfarbenen Häusern gekommen. Im Zentrum drängten sich Restaurants, vor denen man früher auf breiten Gehsteigen sitzen konnte – bestimmt haben dort einmal reiche Leute in cremefarbenen Hemden ihre Cocktails geschlürft. Doch jetzt waren die meisten Fensterscheiben zerbrochen, und zuckende weiße Reflexe aus Sonnenlicht verwandelten die schartigen Glasspitzen in Reißzähne vor dem klaffenden Schwarz der Innenräume. Unter der abblätternden Pastellfarbe kam der bröckelige Beton zum Vorschein. Vor einigen Restaurants waren die schmiedeeisernen Tische und Stühle zu Verteidigungsbarrieren aufgeschichtet, die ihrerseits schon längst durchbrochen worden waren.
    Wirklich ein hübscher Ort, denkt sie, auch wenn er ganz leer ist. Vielleicht kehrt sie eines Tages dorthin zurück. Aber alles war niedrig dort, keins der Häuser hatte mehr als fünf Stockwerke. Ganz anders als die Stadt, die sich jetzt vor ihr erstreckt und deren Mitte von ihrem Aussichtspunkt aus wie eine Burg auf einem Berg erscheint: silberne Türme und metallene Majestät.
    Sie klettert von der Plakattafel und läuft weitere fünfzehn Minuten zu den hohen Bauten in der Stadtmitte, wo sich lange Schatten von Gehsteig zu Gehsteig über die Straße erstrecken und sich gut anfühlen auf ihrer aufgeheizten Haut. Vor einem Juwelierladen bleibt sie stehen und starrt lange ins Schaufenster. Um künstliche Samthälse hängen staubige Kugeln, und tief in putzigen kleinen Etuis ruhen Ringe. Sinnlos. Diese Gegenstände waren der Wertmaßstab

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