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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Tür wurde sofort geöffnet. Der Mann, der auf der Schwelle stand, warf einen Blick auf das flache Paket unter meinem Arm.
    »Mr. Billings?« fragte er.
    Ich nickte würdevoll. »Sie sind Mr. Dutton?«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, rief er. »Freut mich sehr.« Er schüttelte mir kraftvoll die Hand. »Es ist eine wahre Freude, endlich einem Menschen zu begegnen, der Kunstverständnis hat; jemandem, der positive Ideen hat, originelle Einfälle. Kommen Sie herein, kommen Sie herein. Es ist mir wirklich ein Vergnügen, Mr. Billings. Das ist meine Frau Caroline. Mr. Billings ist der Herr, der das Gemälde gekauft hat, Caroline. Bitte, nehmen Sie doch Platz, Mr. Billings. Geben Sie mir Ihren Hut. Legen Sie das Bild hier auf den Tisch. Wie wäre es mit einem Drink? Gin und Tonic vielleicht?«
    »Gern, danke.«
    Er schenkte drei Gläser ein.
    Dutton war ein drahtiger Mann mit brennenden Augen, energiegeladen und ständig auf dem Sprung. Seine Bewegungen waren abgehackt, genau wie seine Art zu sprechen. Seine Frau war ganz anders. Sie machte mir den Eindruck eines Menschen, der, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, diese Idee so lange und mit solcher Hartnäckigkeit verfolgt, bis sie verwirklicht ist. Ihr Mann erinnerte mich an einen quicklebendigen Terrier, der auf weitem Feld Eichhörnchen jagt, hier ein Loch scharrt, dort ein Loch scharrt, aber niemals lange genug aushält, um etwas aufzustöbern. Caroline hingegen war der Typ, der abwartet und lauert und schließlich zuschlägt. Und wenn sie zuschlug, dann hatte sie, was sie wollte.
    Sie war etwa Anfang Dreißig und hatte eine gute Figur. Doch ein Zug grimmiger Entschlossenheit nahm ihrem Gesicht den Charme.
    Dutton verteilte die Drinks. Wir stießen an.
    »Ich höre, daß Sie das Bild in einen anderen Rahmen stecken wollen«, bemerkte Dutton.
    Ich setzte mein Glas ab und stand auf. Behutsam, beinahe ehrfürchtig, nahm ich das Gemälde, wickelte es aus der Umhüllung und lehnte es an die Wand. Dann trat ich ein paar Schritte zurück und betrachtete es stumm. Wieder schloß ich Daumen und Zeigefinger zu einem Ring und hielt ihn vor mein rechtes Auge.
    Es dauerte nicht lange und Dutton tat es mir nach.
    »Das Motiv des Gemäldes ist rund«, sagte ich. »Die runde Sonne, die runde Form der Ausstrahlung in Orange, die Strahlen, die vom Mittelpunkt ausgehen.«
    »Symbole des Sonnenlichts«, bemerkte Dutton.
    »Natürlich«, erwiderte ich. »Das Bild schreit förmlich nach einem runden Rahmen.«
    »Weiß Gott, Billings. Sie haben recht.«
    »Ich wollte mir von Ihnen die Erlaubnis dazu holen«, fuhr ich fort. »Ich möchte nur den kleinstmöglichen Teil des Werks abdecken, aber ich möchte einen runden Rahmen haben.«
    »Sie haben recht. Vollkommen recht.«
    »Es ist eine gewagte Darstellung«, meinte ich. »Sie besitzt Ursprünglichkeit und Kraft. Sie hat Wirkung. Sie hat eine ungemein starke Ausstrahlung.«
    »Danke, danke«, rief er überschwenglich. »Es ist eine Freude, mit jemandem zu sprechen, der versteht, was ich mit meiner Arbeit ausdrücken will. Ich will die Natur interpretieren. Es ist die Interpretation, die zählt.«
    »Natürlich«, bestätigte ich.
    »Sonst«, fuhr er eifrig fort, »könnte man ebensogut mit einem Fotoapparat losziehen und Farbaufnahmen machen. Ich würde keinen zweiten Blick an ein Gemälde verschwenden, das man nur anzusehen braucht, um es zu verstehen. Für alle Dinge im Leben, die der Mühe wert sind, muß man sich das Verständnis erarbeiten. Sie müssen interpretiert werden. Ein Künstler ist in erster Linie Interpret.«
    »Und wenn er seine eigene Persönlichkeit in sein Werk hineinlegt, dann hat er wirklich etwas geschaffen«, sagte ich. »Sie wissen es vielleicht selbst nicht, Dutton, doch Sie sind auf dem Weg, eine neue Schule zu begründen.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Ich möchte Ihnen gern das Bild zeigen, an dem ich jetzt arbeite«, bemerkte er.
    »Bitte.«
    Ich leerte mein Glas. Er öffnete die Tür eines Schranks und zog eine Staffelei heraus, auf der ein angefangenes Gemälde stand. Er zog das verhüllende Tuch von seiner Arbeit. Kreise in verschiedenen Farben bedeckten die Leinwand. Dazwischen zogen sich Zickzacklinien in Rot und Orange hin.
    Ich betrachtete das Werk mit Kennermiene. Auf mich wirkte es wie die Darstellung einer Menge bunter Luftballons, die dem Verkäufer vom Wind des herannahenden Gewitters entrissen worden waren.
    Ich bemühte mich krampfhaft, mir einen Titel einfallen zu lassen. Das

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