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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Muskeln zu entspannen.
    In der Market Street waren Schießstände, billige Hotels und Spielsalons.
    Ich fuhr mit einem Taxi hin und befahl dem Fahrer zu warten.
    In einem der Spielsalons entdeckte ich einen Automaten zur Herstellung von Duplikatschlüsseln.
    Ich kaufte mehrere Schablonen und machte mich an die Arbeit.
    Ich verfertigte zwei Duplikate des Schlüssels zu Cadotts Wohnung.
    Danach produzierte ich alle möglichen Schlüssel in den verschiedensten Formen und Varianten. Es machte direkt Spaß. Ich verfertigte auch einen Schlüssel, der in keine Tür der Welt passen würde.
    Es machte Spaß. Es war schöpferische Schlosserei.
    Als ich etwa ein halbes Dutzend Schlüssel in doppelter Ausfertigung hergestellt hatte, ließ ich mich zum nächsten Kaufhaus fahren und erstand zwei lederne Schlüsselbehälter. An jeden Ring hängte ich eines der Duplikate von Cadotts Wohnungsschlüssel und verteilte dann meine Phantasieschlüssel gleichmäßig.
    Mit den beiden Schlüsselbunden trat ich hinaus auf die Straße und warf sie in die Gosse. Ich trat ein wenig darauf herum, schob sie im Schmutz hin und her, hob sie auf, wischte sie ab und steckte sie ein.
    Dann ließ ich mich zum Hotel zurückbringen.
    Am Empfang sagte man mir, daß während meiner Abwesenheit ein Anruf für mich gekommen sei. Die Dame hätte gesagt, sie wollte es in einer Viertelstunde noch einmal versuchen.
    Ich zog mich in mein Zimmer zurück und wartete.
    Das Telefon läutete.
    Es war Lois Marlow.
    »Hallo, Donald«, sagte sie. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Miserabel.«
    »Sie haben Ihren Hut bei mir vergessen.«
    »Weil ich hinausgeworfen wurde.«
    Sie lachte. »Sie sind ein Pedant. Möchten Sie Ihren Hut nicht zurück?«
    »Sehr gern sogar.«
    »Ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
    »Wo sind Sie? In Ihrer Wohnung?«
    »Keine Spur. Die ist mir in letzter Zeit zu überlaufen.«
    »Was ist aus Ihren Gästen geworden?«
    »Die sind endlich gegangen.«
    »Ist mein Hut in der Wohnung?«
    »Nein. Ich habe ihn.«
    »Und wo sind Sie?«
    »Ich sitze sehr brav und anständig im Foyer eines Schlemmerlokals, das keine hundert Meter von Ihrem Hotel entfernt ist und Golden Fleece heißt.«
    »Das kenne ich.«
    »Haben Sie Lust herzukommen?« fragte sie.
    »Wozu?«
    »Zu Cocktails.«
    »Und dann?«
    »Abendessen.«
    »Und danach?«
    »Danach können wir uns unterhalten«, sagte sie und lachte einschmeichelnd. »Na, wie ist es?«
    »Gut, ich komme«, sagte ich und legte auf.
    Ich steckte einen der Schlüsselbunde mit den Duplikatschlüsseln ein. Den anderen Bund wickelte ich in alte Unterwäsche und vergrub ihn in der Tiefe meines Koffers.
    Ich fuhr mit dem Aufzug hinunter und gab meinen Schlüssel ab. Am Empfang hinterließ ich, daß ich wahrscheinlich erst spät zurückkommen würde. Es war eines jener kleinen Hotels, die für San Franzisko so typisch sind. Hier stiegen nur selten Durchreisende ab. Die meisten Gäste mieteten sich monatsweise ein.
    Die Straße war steil. Mein Rücken schmerzte, als ich den steil abfallenden Bürgersteig hinunterging.
    Lois Marlow wartete im Foyer, wie sie gesagt hatte. Sie trug dasselbe Kleid mit dem tiefen Ausschnitt, das sie in ihrer Wohnung angehabt hatte. Sie lächelte sehr, sehr freundschaftlich.
    »Hallo, Donald«, sagte sie. »Ich dachte schon, Sie würden mich sitzenlassen.«
    »Das käme mir gar nicht in den Sinn«, versicherte ich. »Wo ist mein Hut?«
    »In der Garderobe natürlich.« Sie reichte mir die Quittung. »Sie werden fünfundzwanzig Cent springen lassen müssen, wenn Sie ihn zurückhaben wollen.«
    »Essen wir hier?« fragte ich.
    »Das kommt auf Ihr Spesenkonto an.«
    »Wie teuer ist es?«
    »Sehr teuer.«
    »Und wie hungrig sind Sie?«
    »Sehr hungrig.«
    »Gut, dann essen wir hier«, entschied ich.
    »Ich habe schon einen Tisch auf Ihren Namen reservieren lassen«, bemerkte sie. »Wir müssen allerdings noch etwa zwanzig Minuten warten. Derweil können wir uns an der Bar einen Cocktail genehmigen.«
    »Gehen wir«, sagte ich.
    Sie steuerte auf eine abgeschlossene Nische in der Bar zu und ließ sich auf den lederbezogenen Stuhl sinken. Sie nahm sich eine Salzstange und schlug die Augen zu mir auf.
    »Sie sind ein wunderbarer Mensch«, sagte sie.
    »Weiter.«
    »Ist das nicht genug?«
    »Nein.«
    Sie lachte.
    Der Kellner trat an den Tisch. Sie bestellte einen doppelten Manhattan.
    »Für mich einen einfachen«, sagte ich.
    »Nein, bringen Sie ihm auch einen Doppelten«, widersprach sie und lächelte dem Kellner

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