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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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unheimlich vereinfacht. Was soll das heißen: ich meine, Cadott wäre ermordet worden?«
    »Ich bin der Meinung, daß er Selbstmord begangen hat«, erwiderte ich. »Er litt unter einem Schuldkomplex und hatte selbstzerstörerische Neigungen.«
    »Und deshalb glauben Sie, daß er sich das Leben genommen hat?« fragte Evans.
    Ich nickte nachdrücklich.
    »Dann sind Sie vielleicht so freundlich und erklären uns, was aus der Mordwaffe geworden ist?«
    »Wenn er Selbstmord begangen hat, kann von einer Mordwaffe keine Rede sein.«
    »Wenn ich einen Mann vorfinde, der an einer Schußwunde gestorben ist und ich die Waffe im ganzen Raum nicht entdecken kann, würde ich sagen, daß ein Mord vorliegt«, bemerkte Evans.
    »Das ist doch lächerlich«, widersprach ich. »Es kommt immer wieder vor, daß jemand den Toten vor der Polizei entdeckt und die Waffe mitnimmt.«
    »Und wer könnte dieser Jemand gewesen sein?« wollte Evans wissen.
    »Keine Ahnung.«
    »Mr. Evans«, ließ sich Minerva Fisher vernehmen, »ich glaube, es trifft sich sehr gut, daß wir Ihnen hier begegnet sind.«
    »Der Meinung bin ich auch«, stimme Evans zu.
    »Jetzt hören Sie mal alle her«, rief Lois Marlow. »Ich habe eine Verabredung und will ausgehen. Ich habe genug von diesen Verhören. Ich möchte Sie alle bitten, meine Wohnung zu verlassen. Ich habe Mr. Evans bereits angedroht, daß ich die Polizei holen werde, wenn er nicht verschwindet. Leider würde das nicht viel nützen, da Mr. Evans ja die Gesetzeshüter vertritt. Ich werde aber auf jeden Fall meine Wohnung verlassen und meine Verabredung einhalten.«
    Minerva warf ihr einen Blick zu und wandte sich dann wieder an Evans, als hätte sie die Unterbrechung gar nicht bemerkt.
    »Ich bin Minerva Fisher«, sagte sie. »Mein Mann hat in dieser Wohnung mit Miss Marlow eine Nacht verbracht. Mr. Cadott schrieb mir einen Brief, in dem er mir von dem Vorgefallenen berichtete. Mein Mann engagierte Donald Lam, um die Sache irgendwie zu vertuschen. Ich habe bis jetzt noch nicht feststellen können...«
    Evans sprang aus dem Sessel, als wäre er von der Tarantel gestochen. Sein bisher träges sarkastisches Verhalten wich dem Eifer des Jagdhundes, der eine Spur aufgenommen hat.
    »Haben Sie den Brief bei sich, Mrs. Fisher?«
    »Ja.«
    Er streckte die Hand aus.
    Sie zögerte.
    »Ich will ihn lesen«, sagte er.
    »Ich weiß nicht, ob ich...«
    »Geben Sie mir den Brief«, beharrte er. »Er ist ein Beweisstück. Wenn Sie ihn nicht herausgeben, machen Sie sich der Unterdrückung von Beweismaterial schuldig.«
    Sie öffnete ihre Handtasche und reichte ihm den Brief.
    Evans überflog das Geschriebene und pfiff leise.
    »Wie kam der Brief in Ihre Hände, Mrs. Fisher?«
    »Mit der Post.«
    »Heute morgen?«
    »Ja.«
    »Per Expreß?« fragte ich.
    »Ich glaube, ich brauche Ihre Fragen nicht zu beantworten, Mr. Lam. Es genügt, daß ich den Brief erhielt.«
    »Es kann sehr wichtig sein, wann der Brief aufgegeben und von wo er abgeschickt wurde. Wo ist der Umschlag?«
    »Den habe ich vernichtet.«
    »Das wirft ein ganz neues Licht auf den Fall«, stellte Evans fest. »Sie sagen, Ihr Mann engagierte Lam, um die Sache zu vertuschen?«
    »Ja.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Er sagte es mir.«
    »Lam?« rief er und deutete auf mich.
    »Nein, mein Mann.«
    »Ha, jetzt klärt sich das Gewirr allmählich«, meinte Evans.
    »Außerdem«, fuhr Minerva Fisher fort, »stand mein Mann mit Mr. Lam in ständiger Verbindung. Ich glaube, daß etwas geschah, was Mr. Lam veranlaßte, meinen Mann nach San Franzisko zu rufen.«
    »Und Sie hierherzubringen?« fragte Evans.
    »Nein, nein«, erwiderte sie. »Er war schon gestern abend hier.«
    »Gestern abend?«
    »Ja.«
    »Um welche Zeit?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete sie. »Ich habe meinen Mann nach der Zeit gefragt und fürchte, daß er mich absichtlich belügen wollte. Er behauptete, er hätte eine Maschine um Mitternacht genommen.«
    »Das stimmt auch, Liebste«, schaltete sich Barclay Fisher ein. »Hast du denn gar kein Vertrauen zu mir?«
    »Das eben möchte ich klären«, versetzte sie ruhig.
    »Sie nahmen eine Maschine um Mitternacht?« meinte Evans nachdenklich.
    Barclay Fisher zog an seinen Fingern, daß sie knackten.
    »Weshalb kamen Sie her?« wollte Evans wissen.
    »Um mich mit Mr. Lam zu besprechen.«
    »Mr. Lam«, wandte sich Minerva an Evans, »hatte nämlich meinen Mann gegen Abend angerufen und ihm mitgeteilt, daß George Cadott sich unter dem Namen George Chalmers

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