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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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mir gar nicht ein«, versetzte ich scharf. »Ich vertrete die Interessen von Mr. Fisher. Sie können ihm eine solche Tat nicht in die Schuhe schieben. Er hat das Recht auf
    einen Anwalt. Fisher, hüllen Sie sich in Schweigen. Beantworten Sie keinerlei Fragen.«
    Evans war blitzschnell — viel schneller und kräftiger, als ich erwartet hatte.
    Er traf mich am Kinn. Das Zimmer drehte sich im Kreis um mich. Ich versuchte dem Schlag auszuweichen, fiel über einen Stuhl und stürzte zu Boden.
    Evans beugte sich über mich. Seine Finger griffen nach meinem Hemd.
    Es war eine Versuchung, der ich nicht widerstehen konnte. Ich hob die Füße, zielte mit der rechten Ferse auf sein Kinn und stieß zu.
    Er torkelte nach rückwärts.
    Ich rollte mich auf den Bauch und richtete mich auf.
    »Rufen Sie einen Anwalt, Fisher«, flehte ich. »Sagen Sie kein "Wort mehr. Beantworten Sie keine Fragen. Rufen Sie einen Anwalt. Sie...«
    Ein wuchtiger Schlag traf mich. Mir blieb die Luft weg. Lichter tanzten vor meinen Augen. Jemand öffnete die Wohnungstür. Ich flog kopfüber auf den Korridor hinaus.
    Hinter mir schlug krachend die Tür zu. Ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloß drehte.
    Mortimer Evans hatte Barclay Fisher für sich allein.
    Mein Hut war noch in der Wohnung. Ich hoffte aus tiefstem Herzen, daß Evans nicht unter das Schweißband sah.
    Zehn oder fünfzehn Sekunden saß ich auf dem teppichbelegten Boden des Korridors und rang nach Atem.
    Schließlich rappelte ich mich auf. Nur die Tatsache, daß Mortimer Evans darauf erpicht war, Barclay Fisher ins Gebet zu nehmen, hatte mich vor einer gehörigen Tracht Prügel bewahrt.
    Ich wußte, daß es keinen Sinn hatte, den Versuch zu machen, wieder in die Wohnung zu gelangen. Ich hoffte nur, daß Fisher vernünftig genug war, meinem Rat zu folgen und keine Fragen mehr zu beantworten, ehe er mit einem Anwalt gesprochen hatte.
    Ich fuhr mit dem Aufzug hinunter und ließ mich von einem Taxi zum Hotel zurückbringen. In meinem Zimmer machte ich es mir bequem und dachte nach.
    Zwei Dinge waren gewiß: Barclay Fisher befand sich in einer höchst prekären Lage, und ich selbst war nicht viel besser dran. Wenn Mortimer Evans unter das Schweißband meines Hutes sah und die Quittung fand, die man mir in Reno für die Aktenmappe ausgestellt hatte, wenn er die Quittung einlöste und George Cadotts Tagebuch entdeckte, dann war ich verloren.
    Während ich mir den Kopf zerbrach, wie ich mich aus meiner mißlichen Situation befreien könnte, läutete das Telefon.
    Es war Bertha Cool.
    »Hallo«, sagte sie. »Wie stehen die Aktien?«
    »Sie fallen ständig«, erwiderte ich.
    »Hast du Minerva kennengelernt?«
    »Zur Genüge.«
    »Und?« fragte Bertha.
    »Minerva und ihre Grundsätze sind unerbittlich«, sagte ich. »Barclay Fisher kam heimlich nach San Franzisko, mietete sich einen Wagen und fuhr hinaus nach Vallejo in das Motel, wo man George Cadott fand. Er belog seine Frau, er belog die Polizei und wird demnächst wegen Mordes angeklagt werden.«
    »Und du?« fragte Bertha.
    »Wenn die Polizei mein Beweismaterial findet, was wahrscheinlich ist,« versetzte ich, »wird man mich der Mittäterschaft anklagen und mir wahrscheinlich meine Lizenz abnehmen.«
    »Heiliges Kanonenrohr!« rief Bertha. »Setz deine Gehirnwindungen in Aktion, Donald. Ich komme nach San Franzisko. Warte auf mich.«
    »Keine Sorge«, erwiderte ich. »Wenn ich nicht im Gefängnis sitze, bin ich im Hotel.«
    Bertha legte auf.
     

8
     
    Gut fünfzehn Minuten saß ich untätig in meinem Zimmer und versuchte die Stücke dieses Puzzlespiels zusammenzufügen. Wenn Barclay Fisher George Cadott getötet hatte, wollte ich keinesfalls in die Sache verwickelt werden. Wenn Barclay Fisher George Cadott nicht getötet hatte, wollte ich ihn schützen. Er war unser Auftraggeber und hatte uns bezahlt.
    Ich befand mich auf unsicherem Boden. Wenn die Polizei das Tagebuch fand, wenn sich herausstellte, daß ich die Schlüssel aus dem Motelzimmer mitgenommen hatte, dann konnte ich nicht hoffen, jemals wieder aus dieser Klemme herauszukommen.
    Deshalb mußte ich dafür sorgen, daß die Polizei gewisse Dinge nicht erfuhr.
    Mein Rücken schmerzte. Das hatte ich Evans zu verdanken. Ich tastete vorsichtig mit dem Finger über die Rippen, um festzustellen, ob eine gebrochen war. Es hatte nicht den Anschein.
    Als ich schließlich aufstand, war ich steif. Alle Glieder taten mir weh. Ich machte ein paar Lockerungsübungen, um die verkrampften

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