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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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wußte nicht, daß ich das Tagebuch hatte. Er hatte keine Ahnung, daß ich mir über den Tod seines Großvaters meine eigenen Gedanken machte, bis — bis...«
    »Bis was?« fragte ich.
    »... bis zu jenem Tag, als Sie bei mir auftauchten und ich erfuhr, daß er diesen fürchterlichen Brief geschrieben hatte. Da wurde mir klar, daß ich etwas unternehmen mußte.«
    »Und was taten Sie?«
    »Ich war in Panikstimmung«, berichtete sie. »Zu der Zeit, als Sie bei mir waren, saß George bei den Duttons. Ich hatte entsetzliche Angst, daß Sie herausfinden würden, wo er war, daß Sie seinen auffallenden Sportwagen kennen könnten...«
    »Da habe ich offensichtlich etwas übersehen«, warf ich ein. »Weiter, was geschah?«
    »Nachdem Sie gegangen waren, lief ich zu den Duttons hinüber und sagte George, ich müßte ihn sofort sprechen.«
    »Und er kam?«
    »Zahm wie ein Lämmchen«, sagte sie. »Ich glaube, er wollte immer eine Versöhnung.«
    »Und was sagten Sie ihm?«
    »Ich gab ihm mal ordentlich Bescheid. Ich erklärte ihm, daß ich von dem Drohbrief wüßte, den er geschrieben hatte. Ich machte ihm klar, daß er sich auf dem Holzweg befände, wenn er sich einbildete, ich würde mir derartiges ohne weiteres gefallen lassen.«
    »Und dann?«
    »Dann hielt er mir vor, daß alles, was er täte, nur zu meinem Besten sei, daß er es nur für mich täte und so fort. Ich wurde wütend und schrie, er sollte gefälligst von seinem hohen Roß heruntersteigen. Ich — ich nannte ihn einen Mörder.«
    »Was geschah dann?«
    »Er versuchte zu leugnen, aber er war völlig fertig.«
    »Sagten Sie ihm, daß Sie das Tagebuch hatten?«
    »Nein, natürlich nicht. Er hatte keine Ahnung, was aus dem Tagebuch geworden war. Er dachte, er hätte es verloren.«
    »Weiter«, drängte ich.
    »Ich erklärte ihm, daß Sie ein erfahrener und gerissener Privatdetektiv wären und daß er wegen seiner blöden Briefe und der verrückten Drohungen, die sie enthielten, wahrscheinlich eine Klage wegen Nötigung und Erpressung an den Hals bekommen und dann im Zuchthaus landen würde. Und dann sagte ich, daß die Behörden bestimmt über den Tod seines Großvaters Ermittlungen anstellen würden, wenn er erst einmal hinter Gittern säße.«
    »Und das schien ihn zu beunruhigen?«
    »Und wie.«
    »Was machte er?«
    »Damit hatte ich ihn da, wo ich ihn haben wollte. Er war bereit, alles zu tun, was ich ihm befahl. Ich erzählte ihm, daß ich dieses Motel in Vallejo kannte; er sollte dorthin fahren und sich verkriechen, bis Sie die Stadt verlassen hätten. Dann fragte ich ihn, ob sich in seiner Wohnung irgend etwas befände, was ihm gefährlich werden könnte. Er sagte ja, die Durchschläge seiner Briefe an die Fishers.«
    »An beide?«
    »Ja.«
    »Und was passierte dann?«
    »Ich machte ihm klar, daß er sofort aufbrechen müßte, weil Sie bereits nach ihm suchten und früher oder später seinen Wagen entdecken würden. Ich warnte ihn, daß Sie ihn fertigmachen würden und bestimmt schon nachgeprüft hätten, was es mit dem Tod seines Großvaters auf sich hatte.«
    »Mit anderen Worten: Sie jagten ihm tüchtig Angst ein?«
    »Das kann man wohl sagen. Er hatte ja nicht die blässeste Ahnung, daß ich mir über den Tod seines Großvaters Gedanken gemacht hatte. Als ich davon anfing, wurde er grün im Gesicht und hätte sich am liebsten im nächsten Mauseloch verkrochen. Ich sagte ihm, er wäre bis zum Tod seines Großvaters gar kein schlechter Kerl gewesen, doch seitdem wäre es mit ihm ständig bergab gegangen; sein Weltverbessererkomplex wäre nichts anderes als eine Art der Sühne für die Tat, die er und Caroline begangen hätten.«
    »Sie erwähnten Caroline?«
    »Klar. Sie hat ja mitgemacht.«
    »Wie reagierte er?«
    »Er war völlig außer sich vor Angst, gab mir die Schlüssel zu seiner Wohnung und versprach mir, daß er sich sofort auf den Weg nach Vallejo machen würde. Er wollte nicht einmal nach Hause fahren, um frische Sachen zu holen. Das wollte er sich unterwegs besorgen. Er bat mich, in seine Wohnung zu fahren, seinen Schreibtisch aufzusperren und die Durchschlage der Briefe herauszunehmen, die er geschrieben hatte.«
    »Und weiter?« fragte ich.
    »Nun, er fuhr nach Vallejo, und ich tat, worum er mich gebeten hatte.«
    »Moment mal. Sie nahmen die Briefe an sich?«
    »Ja.«
    »Was taten Sie dann?«
    »Ich wartete bis Mitternacht und fuhr dann selbst nach Vallejo. Ich wollte sichergehen, daß mir niemand folgte, und traf gewisse

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