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Nach Diktat verblichen

Nach Diktat verblichen

Titel: Nach Diktat verblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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zu.
    Der Kellner nickte und entfernte sich.
    Wir knabberten Salzstangen und unterhielten uns über belanglose Dinge, bis der Kellner mit den Manhattans kam.
    Es waren zwei Doppelte.
    Ich zahlte und drückte ihm einen Dollar Trinkgeld in die Hand. Da würden wir wenigstens eine Weile ungestört bleiben.
    Wir stießen an. Lois Marlow kippte etwa die Hälfte des Cocktails hinunter, ehe sie ihr Glas absetzte.
    »Das hat gutgetan«, sagte sie dann.
    Ich trank einen Schluck, stellte mein Glas nieder und fragte: »Also, was haben Sie auf dem Herzen?«
    Ihre Augen weiteten sich. »Was soll ich denn auf dem Herzen haben?«
    »Warum brauchen Sie einen Detektiv?«
    »Ich brauche keinen Detektiv.«
    »Sie brauchen mich.«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Aber ich.«
    Ich schwieg.
    »Wissen Sie, Donald«, meinte sie nach einem Moment des Schweigens, »ich glaube, Sie unterschätzen sich selbst. Sie sind ein gutaussehender Mann. Die meisten gutaussehenden Männer sind sich dessen wohl bewußt. Sie sind so eingebildet und von sich selbst überzeugt, daß man sie kaum genießen kann. Sie sehen gut aus, sind gut gebaut und geben sich natürlich. Sie sind ruhig und zurückhaltend und — eben sehr anziehend.«
    Ich hüllte mich in Schweigen.
    »Machen Ihnen Frauen nicht häufig Avancen, Donald?«
    »Ich habe es nie bemerkt.«
    »Würden Sie es bemerken, wenn ich es täte?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie haben offenbar keine besonders gute Beobachtungsgabe.«
    »Wieso? Machen Sie mir Avancen?«
    Sie zögerte einen Moment. Dann strahlte sie mich aus großen grauen Augen an. »Ja«, sagte sie.
    »Darf ich etwas fragen?« erkundigte ich mich.
    »Was Sie wollen, Donald«, erwiderte sie leise.
    »Gut«, meinte ich. »Sie waren für heute abend verabredet. Sie hatten sich für Ihre Verabredung zurechtgemacht. Sie wollten sich mit einem Mann treffen, der Ihnen etwas bedeutete. Sie wollten Mort Evans unbedingt loswerden, um Ihre Verabredung einhalten zu können. Sie wollten ihn nicht allein in der Wohnung lassen, doch die Verabredung war Ihnen so wichtig, daß Sie sogar das getan hätten, wenn es nicht anders gegangen wäre. Nachdem ich gegangen war, muß etwas geschehen sein. Sie bekamen Angst. Sie sagten Ihre Verabredung ab und riefen mich an. Ich habe etwas, das Sie haben wollen. Was ist es?«
    Sie drehte das Cocktailglas in ihren Händen. Ihre Augen wichen meinem forschenden Blick aus.
    »Vielleicht wurde ich bestellt und nicht abgeholt.«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Warum nicht?«
    »Sie sind kein Mauerblümchen. Das wissen Sie selbst ganz genau.«
    »Kann ich noch einen Manhattan haben, Donald?«
    »Wenn Sie nicht auch gleich für mich mitbestellen, ja.«
    »In Ordnung.«
    Ich winkte dem Kellner und deutete auf das leere Glas. Er warf einen Blick auf mein Glas und hob die Brauen.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er lächelte verständnisinnig und zog sich zurück.
    Lois Marlow drehte das leere Glas in den Händen, bis der Kellner mit ihrem Cocktail zurückkam. Ich zahlte gleich und gab ihm noch einmal einen Dollar Trinkgeld.
    »Besten Dank der Herr«, sagte er.
    Lois warf mir einen Seitenblick zu, schlug die Augen nieder und sah mich dann voll an. Sie seufzte.
    »Donald«, sagte sie unvermittelt. »Ich brauche Sie wirklich.«
    »So ist’s schon besser.«
    »Ich bin in Schwierigkeiten.«
    »Ich kann nicht versprechen, daß ich Ihnen helfen werde.«
    »Warum nicht?«
    »Ich vertrete die Interessen von Barclay Fisher.«
    »Würde Sie das davon abhalten, mir zu helfen?«
    »Möglicherweise.«
    »Ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann. Ich muß mich aussprechen.«
    »Ich will Ihnen zuhören, aber keine Hilfe versprechen. Ich kann Ihnen auch nicht versprechen, daß ich das, was Sie mir erzählen wollen, für mich behalten werde.«
    »Wem würden Sie es denn weitererzählen?«
    »Es ist möglich, daß mir die Information nützen kann.«
    »Wozu?«
    »Um meinem Auftraggeber zu helfen.«
    »Dann sage ich Ihnen nichts«, erklärte sie.
    »Vielleicht kann ich es Ihnen sagen«, versetzte ich.
    »Was?«
    »Das, was Sie mir erzählen wollten.«
    »Kaum.«
    »Sie heirateten George Cadott«, sagte ich. »Wann?«
    »Vor fünf Jahren.«
    »George war damals kein übler Kerl«, fuhr ich fort. »Er war ein wenig steif und selbstgerecht, aber nicht übel. Er hatte kein Geld. Ich weiß nicht, was Sie in ihm sahen, daß Sie ihn heirateten. Doch George hatte eine schlechte Angewohnheit.«
    »Was für eine?« fragte sie.
    »Er führte ein

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