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Nach Hause schwimmen

Titel: Nach Hause schwimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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wollte Townsend fragen, was das alles zu bedeuten habe, warum er entlassen werde, nachdem er den Brand gelegt hatte, aber er brachte kein Wort hervor.
    »Alles Gute, Sandberg«, sagte Townsend und nickte Cormack zu.
    »Gehen wir«, sagte Cormack, wartete, bis Wilbur durch die Tür ging, und folgte ihm auf den Flur.
     
    Am Nachmittag saß Wilbur alleine im Speisesaal. Colms Koffer, so gut wie leer, lag auf seinen Knien. Der Koch und drei Jungen arbeiteten in der Küche, aus der leises Scheppern drang. Wilbur hatte beim Mittagessen gefehlt, weil er, von Cormack beaufsichtigt, seine Habseligkeiten packen und die Anstaltskleidung zurückgeben musste. Er hätte sowieso keinen Bissen herunterbekommen. Wäre noch etwas von Henrys Geld da gewesen, hätte er eine Nachricht für Conor schreiben und Danny geben können, aber so bestand keine Möglichkeit, Conor, der mit den übrigen Jungen in einer der Werkstätten arbeitete, über das unerwartete Ereignis zu informieren.
    Foley holte ihn ab und ging mit ihm hinunter und über den regennassen Hof. Wilbur wollte ihm danken, dass er Henry vor O’Carrolls Schlägen geschützt hatte, schwieg dann aber. Einer der neuen Wachmänner erwartete sie. Er ließ sich von Wilbur die Entlassungspapiere geben, verschwand damit in der winzigen Holzhütte, die seit ein paar Tagen an die Mauer gedrückt dastand, kam nach kurzer Zeit wieder heraus und öffnete dann mit mehreren Schlüsseln die ins Tor eingelassene Tür. Wilbur drehte sich um, sah Licht in Townsends Büro und eine einzelne Taube über dem Turm kreisen, ging zu dem wartenden Polizeifahrzeug und stieg ein.
    »Lass dich hier bloß nicht mehr blicken«, sagte Foley ernst. Dann grinste er und warf die Wagentür zu.
    Wilbur nickte und zwang sich zu einem Lächeln. Das Auto fuhr los, feiner Regen fiel auf die schmutzigen Scheiben. Auf einem Feld lag ein einzelner Schuh. Wilbur war froh, dass der Beamte schwieg und dasRadio nicht einschaltete. Er drehte sich nicht mehr um und schloss die Augen.
     
    Auf der Polizeiwache wurde Wilbur in einen Raum gesperrt, wo sonst aufgegriffene Betrunkene ihren Rausch ausschliefen und es nach schmutzigen Kleidern, Erbrochenem und Reinigungsmittel roch. An den beiden Längswänden war je eine Pritsche angebracht, auf der eine mit Plastik überzogene Schaumstoffmatte lag. In der Deckenmitte brann te eine vergitterte Lampe. Wilbur stand da und dachte nach. Dass Miss Ferguson ihre Meinung geändert hatte und ihn nun doch bei sich aufnehmen wollte, erstaunte ihn. Ihr Vertrauen und ihre Zuversicht in ihn mussten grenzenlos sein. Die Vorstellung, die nächsten paar Monate mit seiner ehemaligen Lehrerin, einer alten, pingeligen Jungfer, verbringen zu müssen, erschien ihm so absurd, dass er es schon beinahe komisch fand.
    Eine Stunde später holte man ihn aus der Ausnüchterungszelle und brachte ihn in ein Büro. Ein Polizist stellte ihm die Anwesenden vor, eine Vertreterin des Sozialamtes und einen Anwalt, der angeblich Wilburs Interessen vertrat. Der Anwalt war jung und nervös und überreichte Wilbur seine Karte. TOBEY SHEEHAN las Wilbur und steckte die Karte ein. Kurz darauf betrat eine Frau den Raum, die mit Sicherheit nicht Miss Ferguson war. Sie war vielleicht Anfang vierzig und ungewöhnlich groß, und sie hatte helles, rötlich schimmerndes Haar. Bleich vor Aufregung setzte sie sich neben Wilbur, sah ihn eine Weile nur an, ergriff schließlich seine Hand und lächelte, während ihr Tränen über die Wangen liefen.
    Die Dame sei Alice Krugshank, sagte der Anwalt, und hier, um Wilbur nach Amerika mitzunehmen.
     
    Nach Erledigung der Formalitäten verließen Wilbur und Alice Krugshank den Polizeiposten von Sligo und setzten sich in eine Kneipe. Die trotz ihrer Größe und ungewöhnlichen Ausstrahlung schüchterne Frau erklärte Wilbur, wie lange ein privater Ermittler nach ihm gesucht habe und wie glücklich sie gewesen sei, als die Nachricht kam, der so lange Vermisste sei gefunden. Immer wieder ergriff Alice Wilburs Hand, hieltsie für Sekunden fest und schüttelte lächelnd und den Tränen nahe den Kopf.
    Sie wollte gleich mit ihm zum Flughafen Shannon fahren und in der nächsten Maschine nach New York fliegen, aber Wilbur bat sie, ihn in den Norden nach Portsalon zu bringen, wo er etwas Wichtiges zu erledigen habe. Alice entschuldigte sich für ihre Ungeduld und meinte, sie würde sehr gerne sehen, wo Wilbur aufgewachsen sei. Sie ließen den Kaffee und die Cola unangerührt stehen, setzten sich in

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