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Nach Hause schwimmen

Titel: Nach Hause schwimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Limousinen und lassen uns zu einem italienischen Lokal fahren, dessen Besitzer uns einzeln begrüßt und sein Beileid ausspricht. Wir essen etwas Warmes und trinken Rotwein dazu, einen der besseren. Ich habe vor einiger Zeit die Finger vom Alkohol gelassen, aber heute will ich auf Spencers Wohl trinken, was mit Wasser oder Cola unangemessen wäre, eine Beleidigung. Wir sind in einem Nebenraum untergebracht, im vorderen Teil des Lokals findet eine Hochzeitsfeier statt, wofür der Wirt sich mehrmals bei mir entschuldigt. Irgendwann kommt das Brautpaar zu uns und schenkt uns die Reste der Hochzeitstorte. Die Braut ist klein und hat langes schwarzes Haar und blaue Augen, und sie fragt mich voller Mitgefühl, ob der Verstorbene mein Großvater gewesen sei. Ich bin betrunken und sage ja und verliebe mich unsterblich in sie.
     
    Später ist mir so übel, dass ich zum Friedhof fahren, mich neben Spencer legen und sterben will. Mazursky meint, mit so etwas spaße man nicht, und küsst für mein Seelenheil das silberne Kreuz, das an einer Kette um seinen schrumpeligen Hals hängt. Winston und Enrique nehmen mich in die Mitte, der Wirt gibt uns einen leeren Mayonnaisekübel mit. Im Hotel werde ich in den Fahrstuhl geschleppt und dann in mein Zimmer, wo man mich auf das Bett fallen lässt. Dobbs bleibt bei mir, bis ich eingeschlafen bin. Jedenfalls finde ich diese Vorstellung tröstlich.
     
    Eine Woche nach der Beerdigung ruft Zelda im Hotel an, sagt, sie sei in Manhattan, und will wissen, ob ich sie zu Spencers Grab bringen könne. Ich erzähle Mazursky davon, und ein paar Stunden später haben sich alle bis auf Dobbs in der Lobby versammelt, auch Elwood, der vorgestern aus dem Krankenhaus entlassen worden ist. Die alten Knacker wollen Spencers Schwester kennenlernen, und Alfred hat sich auf die Idee verstiegen, ihr den Hof zu machen. Heute hat er sich zum ersten Mal, seit er seinen Job als Klimagerätevertreter verloren hat, wieder die Haare gefärbt und ein sauberes Hemd angezogen.
    »Ich werde nicht jünger«, sagt er. »Ich muss sehen, dass ich irgendwo unterkomme, solange ich noch in Schuss bin.« Er ist siebenundsechzig. Er ist Stammgast im Hotel der alten Männer geworden und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Er war mal verheiratet, vor vielen Jahren. Seine Frau und seine Tochter wollen nichts mehr von ihm wissen, seit er die Familie mit einem todsicheren Geschäft, das irgendwie mit Hühnern und Hormonen zu tun hatte, in den Ruin getrieben hat.
    »Unterkommen?« frage ich ihn, obwohl ich mir denken kann, was er damit meint.
    »Bei einer Frau.«
    »Du willst dich an Spencers Schwester ranmachen? Du kennst sie nicht mal.«
    »Sie ist reich, mehr muss ich nicht über sie wissen.«
    »Vielleicht ist sie ja schon vergeben«, sage ich.
    »Du hast gesagt, sie ist nicht verheiratet!« In Alfreds Augen blitzt Panik auf.
    »Ich hab gesagt, dass sie noch immer Prescott heißt.«
    »Na also, ledig«, sagt Alfred und lächelt. »Wie seh ich aus?«
    »Wie ein Heiratsschwindler.«
    »Bestens.« Alfred grinst und rückt den Krawattenknoten zurecht. Dann setzt er sich neben Enrique auf das Sofa, nimmt die New York Times vom Vortag und tut, als lese er den Wirtschaftsteil.
     
    Zwei Stunden später betritt Zelda die Lobby. Alle Männer stehen auf, nur Elwood bleibt sitzen, bis er seinen Fauxpas bemerkt und sich ebenfalls erhebt. Zelda hat graublondes, zu einem verdrehten Turm hochgestecktesHaar, schwarz geschminkte Augen und dunkelrote Lippen, was ihr die künstliche Tragik eines Stummfilmstars verleiht. Ihr weißer Hosenanzug fängt alles Licht ein, sie ist ein Schwan und lässt uns aussehen wie zerzauste Enten. Ich stelle mich ihr vor, und sie versucht nicht einmal, ihr Erstaunen über mein Alter und meine Größe zu verbergen. Alfred hüstelt, aber Zelda macht meinen Versuch, sie mit dem herausgeputzten Haufen bekanntzumachen, zunichte, indem sie mich bittet, gleich zum Friedhof aufzubrechen.
    »Ich dachte, Sie möchten vielleicht sein Zimmer sehen«, sage ich, »sein ehemaliges.«
    Der Vorschlag scheint Zelda zu verwirren, sie überlegt. Ihr ungeschminkter Hals ist weißer als das Gesicht und übersät mit Falten und blassrosa Flecken. In ihrem Mund stehen kleine gelbe Zähne, unter ihrem Parfüm rieche ich Tabak.
    »Ist es denn nicht bereits wieder belegt?« fragt Zelda.
    »Wir warten auf Ihre Anweisungen, was mit den Sachen geschehen soll«, sage ich.
    »Oh ...« Zelda schaut auf die Uhr, bestimmt fliegt sie am Abend

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