Nach Hause schwimmen
unter dem Einfluss von Wodka und Papayasaft in wahnwitzigem Tempo herunterschrieb, erwiesen sich bei nüchterner Betrachtung als unbrauchbar. Außerdem gefährdete die Trinkerei seinen Job bei der Transportfirma. Ein einziges Mal war er leicht verspätet und verkatert zur Arbeit erschienen und von Octavio, dem mexikanischen Chef der Verpackungstruppe, verwarnt worden. Weil es keine zweiten Verwarnungen gab und Wilbur so lange auf das Geld von Stockton Transportation Limited angewiesen war, bis ihm einer der drei Verlage einen Vorschuss bezahlen würde, hatte er mit dem Trinken aufgehört, war von einem Tag auf den nächsten trocken geworden. Wenn die Last der Gedanken an seinen Vater oder Alice gedroht hatte ihn zu erdrücken, war er statt in einer Bar in seiner blubbernden, klappernden Hölle verschwunden und hatte sich mit stickiger Luft und düster leuchtenden Sätzen benebelt.
Jetzt, wo das Buch fertig war und es keinen Grund mehr gab, Stunden und Tage im Heizungsraum zu verbringen, außer vielleicht dem, sichaufzuwärmen, wunderte Wilbur sich nachträglich, wie leicht ihm der Verzicht auf Alkohol gefallen war. Eine Zeitlang versuchte er, ein neues Buch zu schreiben, eine Art Lexikon der kaputten Filmhelden, las Bücher über James Cagney und Humphrey Bogart und Clint Eastwood, gab das Projekt aber nach wenigen Tagen wieder auf. Er verschickte Briefe an die New York Times und mehrere Szeneblätter, in denen er sich als Filmkritiker anbot. Den Anfragen legte er fotokopierte Auszüge aus dem Kapitel über Twelve Monkeys bei und ließ das baldige Erscheinen seines Buches nicht unerwähnt. Die Village Voice und The Onion waren die einzigen, die antworteten. Beide bedankten sich bei Wilbur und brachten ihm mehr oder weniger diplomatisch bei, dass seine Qualifikationen für eine Tätigkeit als freier Mitarbeiter nicht ausreichten. Der Redakteur der Onion war sogar mitfühlend oder sarkastisch genug, Wilbur die Besprechung seines Buches in Aussicht zu stellen, sobald es erscheine.
Diese Absagen und die Tatsache, dass er kein zweites Buch würde schreiben können, waren der Grund, weshalb Wilbur der Aufenthalt im Heizungsraum und der Anblick der Schreibmaschine unerträglich wurden. Er brachte die Schreibmaschine zurück in den Trödelladen und tauschte sie gegen eine Wollmütze, ein Paar Lederhandschuhe und einen Stapel Taschenbücher.
Am ersten Sonntag im März wachte Wilbur ungewöhnlich früh auf. Es war kalt im Zimmer, aber durch die Vorhänge drang Sonnenlicht, in dem ein Universum aus Staubpartikeln glitzerte, sachte bewegt vom Luftzug, der durch das undichte Fenster wehte. Wilbur zog sich an, ging ins Bad und dann hinunter in die Lobby, wo auf einem der Sofas Elwood in seinem besten Anzug saß.
»Guten Morgen!« rief Elwood. Rasiert, gekämmt und im Sonntagsstaat erinnerte er kaum noch an den schlampigen alten Kerl, der tagelang im selben schmuddeligen Trainingsanzug und Badelatschen herumgammelte.
»Morgen«, sagte Wilbur. Er sah sich um, aber außer Elwood war niemand da. Dann erinnerte er sich daran, dass Leonidas am Samstag nur bis Mitternacht arbeitete und Randolph heute erst um zehn auftauchen würde.
»Aus dem Bett gefallen?« fragte Elwood so ernst, dass die scherzhafte Frage besorgt klang.
Wilbur lachte höflich. Das war tatsächlich das erste Mal, dass er um diese Zeit schon wach war. Üblicherweise schlief er am Wochenende bis zehn oder elf. Weil Madame Robespierre sonntags nicht arbeitete, frühstückte er in der Nähe des Hotels und brach dann zu einer langen Wanderung durch die Quartiere auf, eine Gewohnheit, die er nach Beendigung des Buches wieder aufgenommen hatte.
»Ich geh spazieren«, sagte er, setzte die Mütze auf und nahm die Handschuhe aus den Taschen der Daunenjacke.
»Was?« Elwood reckte den Hals, legte eine gekrümmte Hand ans Ohr und zog eine Grimasse, ein Denkmal der Schwerhörigkeit.
»Spazieren«, sagte Wilbur lauter, machte ein paar Schritte auf der Stelle und schlenkerte mit den Armen.
»Ein prächtiger Tag dafür«, sagte Elwood und nickte eifrig. Er roch nach Rasierwasser und Seife, seine Schuhe waren poliert, und neben ihm lag ein schwarzer Filzhut, der heute die Baseballkappe der Dodgers ersetzte.
»Und Sie?« fragte Wilbur, halb aus Höflichkeit, halb aus Neugier. »Warum so früh auf?« Er war näher an Elwood herangetreten und sprach laut und deutlich.
»Oh, ich werde abgeholt«, sagte Elwood.
Wie zur Bestätigung klopfte jemand von draußen an die
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