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Nach Norden, Strolch

Nach Norden, Strolch

Titel: Nach Norden, Strolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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bereitmachten. Sie stellte ihm eine Frage.
    »Nein, soviel ich weiß, ist er nie ein Strolch gewesen. Ich habe ihn jedenfalls nie in dieser Gestalt gesehen. Alles andere ist er eigentlich gewesen. Bist du bereit?«
    Die Nacht begann zu sinken, als er mit der zusammengerollten Decke, die er sich wie ein Kummet um den Hals legte, voranschritt. Der Wald war tiefer als sie gedacht hatten. Zwischen den Baumwipfeln sah sie die dünne Sichel des Neumondes … Der dumpfe Ruf einer Eule in der Nähe ließ sie unwillkürlich zusammenschrecken.
    »Bin auch erschrocken«, tröstete er.
    Sie gingen die ganze Zeit bergab, und dies beunruhigte sie etwas. Ganz plötzlich wurden sie durch ein hohes Drahtgitter aufgehalten. Die natürliche Grenze des Waldes mußte noch weiter unten liegen, denn der Draht lief unregelmäßig von Baum zu Baum. Er fand auf dem Boden einen geeigneten Ast und hob den unteren Draht damit hoch.
    »Du kannst darunter durchschlüpfen - bleib’ so dicht du kannst an der Erde, und mach dich so dünn wie möglich!«
    Sie kam mit nur einem geringen Schaden durch. Eine der scharfen Stacheln hatte sich in ihrem Mantel - er hatte darauf bestanden, daß sie ihn anziehen sollte - verfangen und einen Riß verursacht.
    »In einer Woche bist du ein richtiger ›Penner‹«, sagte er. »Zerlumpt und zerrissen. Ich muß auf alle Fälle noch eine zinnerne Tomatenbüchse für dich auftreiben!«
    Wie durch ein Wunder gelang es ihm, sich ohne einen Kratzer unten durchzuschlängeln.
    Er flüsterte jetzt. »Die Fernstraße ist näher als ich dachte.«
    In der Tat waren sie plötzlich im Freien und auf einer Straße, die von den Scheinwerfern dort parkender Autos hell erleuchtet war.
    »… der Holzhacker hat gesagt, er sah, wie sie in Mr. Murphys Jagdrevier verschwanden. Niemand rühre sich, bis wir von den Kerls auf der anderen Seite des Parks ein Signal erhalten, und hört mal, Jungs - mir gehört der erste Schuß. Ich habe etwas wieder gutzumachen - das könnt ihr mir glauben. Wenn er mir jetzt in Sichtweite kommt, ist er tot, und damit Schluß. Daß ihr Jungs das ja nicht vergeßt. Ich spreche als Mann von Welt zu Männern von Welt … entweder muß ich ihn erwischen oder er mich!«
    Sam Water sprach vor einer auserwählten und bewundernden Zuhörerschaft. Während er noch sprach, ertönte ein Schuß von der anderen Seite des Waldes.
    »Alles bereit, Jungs, und schießt nicht auf die junge Dame!«
    Sie kamen die Böschung heraufgestürmt, auf der Oktober in höchster Angst erstarrt den Ärmel ihres Mannes festhielt.
    »Zurück! Unter den Draht - ich geh’ zuerst.«
    Bevor sie hinkam, war er schon durchgekrochen und zog sie hastig nach. Sie hörte, wie ein zweiter Riß in ihren Mantel kam. »Links… schnell! Sie wissen nichts vom Stacheldraht!« Anscheinend hatte die Gesellschaft aus irgendeinem anderen Grunde haltgemacht.
    »Ausschwärmen! Ed, geh du bis zur Biegung. Mr.Elmer - wo ist denn Mr. Elmer … Hören Sie, Mr. Elmer, bleiben Sie hier in der Nähe.«
    »Laufen«, sagte er ganz leise, und sie gehorchte. Die Schmalseite des Gitters tauchte genauso unerwartet auf wie vorher die Breitseite. Robin sah, daß die Landstraße leer war. Er riß den unteren Draht in die Höhe, und das Mädchen schlüpfte unten durch. Sie hielt den Draht weniger erfolgreich hoch, als er ihr folgte.
    »Macht nichts - in meinem Rock wird man einen neuen Riß überhaupt nicht bemerken.«
    Ed, den man zur Biegung befohlen hatte, mußte nur mit einer gewissen Zurückhaltung gehorcht haben. Er war nirgends in Sicht. Die beiden schlugen sich nach rechts, blieben an der Seite des Weges und gingen hintereinander. Aus dem Wald hallte ein Schuß und dann ein zweiter, es folgte ein kleines Trommelfeuer. Sie sah, daß er sich vor Lachen schüttelte.
    »Sie werden sich gegenseitig totschießen, und mich wird man dafür verantwortlich machen«, sagte er, und es fehlte nicht viel, so wäre seine Prophezeiung wahr geworden.
    Zwei Lichter wurden vor ihnen sichtbar. Sie legten sich flach an der Seite des Weges hin, bis das Auto vorüber war.
    »Wir müssen ganz am Rand bleiben«, sagte er und erklärte ihr, daß das altertümliche Wort für den Rand einer Straße ›slang‹ sei. Die Zigeuner lagerten früher auf dem ›slang‹. Zigeuner und wandernde Kesselflicker hatten ihre eigene Sprache, und so geriet das Wort ›slang‹ in die Umgangssprache.
    Es machte ihm Spaß, sie zu belehren, und das in den ungeeignetsten Situationen. Sie bat ihn, das Rätsel der

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