Nach zwei Tagen Regen folgt Montag
können. Der Hawaii-Vulkan Mauna Kea beispielsweise ist vom Meeresgrund aus gerechnet mit 10.205 Metern der höchste Berg der Welt, er ragt 4200 Meter über den Meeresspiegel. Auch die Kanaren und Island gehören zu den höheren Vulkaninseln. Das Tonga-Archipel indes ist meist niedriger als 1000 Meter.
Das Ende der meisten jungen Vulkaninseln ist besiegelt, sobald die vulkanische Aktivität nachlässt. Der Magma-Nachschub bricht ab, und die Insel wird vom Ozean ausgewaschen. Unter Wasser wachsen auf den runden Vulkanen dann häufig Korallen. Wie weiße Kronen leuchten diese Atolle im Meer.
Viele Seefahrergeschichten berichten davon, wie Segler zu neu entdeckten Inseln aufbrachen und sie vergeblich suchten. Manches Eiland wurde gar voreilig als Militärstützpunkt in Besitz genommen. Im Sommer 1831 etwa hisste der italienische König Ferdinand II. die Flagge seines Landes auf einer Insel, die sich im Juni des Jahres im Mittelmeer zwischen Afrika und Sizilien erhoben hatte. Doch nur ein halbes Jahr später war Graham Island mitsamt der Nationalflagge versunken. Heute liegt sie 20 Meter unterhalb der Wasseroberfläche.
Manche Insel jedoch hält sich und wird besiedelt. Am 14. November 1963 entdeckte die Besatzung eines Fischkutters 35 Kilometer vor der Südküste Islands einen Glut und Asche speienden Vulkan. Am nächsten Morgen war eine kleine Insel entstanden, die Surtsey getauft wurde. Surtsey wurde zum wissenschaftlichen Sperrgebiet, und Forscher erkundeten fortan, wie das Leben steriles Land erobert. So erlaubt Surtsey auch den Blick in eine mögliche Zukunft von neuen Inseln im Tonga-Reich, sofern sie den Fluten widerstehen können.
Sollten sie Bestand haben, müsste sich ihr Boden in wenigen Jahren verfestigen. Die Verfestigung von Vulkanasche dauert gerade mal 15 und nicht – wie vor der Erforschung Surtseys vermutet – viele 100 Jahre. Auch die weiteren Erkenntnisse auf Surtsey überraschten die Wissenschaftler. Nicht Pflanzen siedelten sich zuerst an, sondern Fleischfresser: Spinnen gelangten auf Treibholz von Island bis zur Insel – ihre Nahrung, Insekten, ebenfalls. Manche Insekten überlebten eine zweiwöchige Reise durch die Fluten. Bevor einfache Pflanzen wie Moose wuchsen, keimte die Salzmiere. Auch ihr Samen trieb im Wasser. Einen Schub lösten die Möwen aus, die sich in den 1980er-Jahren einnisteten. Ihre Exkremente düngten den Boden. Zudem brachten sie in ihrem Gefieder Bodentiere und Pflanzensamen mit. Drei Viertel der Pflanzen gelangten mit den Vögeln auf die Insel. In den Neunzigerjahren schließlich wurden die ersten Regenwürmer und Schnecken gefunden. So hat sich Surtsey langsam in eine grüne Insel verwandelt.
Auch im Tonga-Reich könnten neue Inseln zum grünen Paradies werden, freilich mit tropischer Vegetation. Doch die Freude über den vermeintlichen Landzuwachs hielt sich in Grenzen. Pläne für die neue Insel gab es nicht. Der Grund für die Zurückhaltung sind wahrscheinlich ernüchternde Erfahrungen: In den vergangenen Jahrzehnten verschwanden zahlreiche neue Inseln nach kurzer Zeit wieder im Meer. Bereits 1865 entdeckten europäische Seefahrer die 150 Meter hohe und drei Kilometer breite Falcon-Insel (heute Fonuafo ’ou genannt), die seither jedoch immer wieder in den Fluten untertaucht. Und nahe Home Reef brach 1995 für kurze Zeit die Insel Metis Shoal aus dem Meer hervor.
Aller Dynamik zum Trotz würde Home Reef vermutlich keinen Bestand haben, erklärte bereits im August 2006 der örtliche Geologe David Tappin. Der Vulkanismus in Tonga habe sich seit der Entstehung des Archipels geändert, weshalb es neue Inseln schwer hätten, zu überdauern. Vor Jahrmillionen sei mehr Lava als heute und stattdessen weniger Asche und Gestein an die Oberfläche gelangt. Lava festigt die Inseln, während das sogenannte pyroklastische Material, das heute gefördert wird, leicht verwittert. Kapitän Fredrik Fransson sieht die Entwicklung seiner Insel gelassen. Er genießt sein Segelabenteuer. »Denn«, so sagt er, »wer entdeckt schon heute noch eine Insel?« Inzwischen aber soll Home Reef größtenteils versunken sein. Vielleicht bleibt es ja nach dem nächsten Ausbruch als Insel erhalten.
Im Pazifik sorgen nicht nur Vulkane für Überraschungen; die wahre Naturgewalt sind Algen. Sie verändern das Wetter nach ihrem Belieben, wie das nächste Kapitel zeigt. Wird es den Algen zu heiß, lassen sie Wolken Schatten spenden.
11 Algen lassen Wolken sprießen
Ihr würziger Geruch verrät
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