Nach zwei Tagen Regen folgt Montag
Menschen erzeugten Treibhausgase wirken offenbar noch stärker. Trotz ihrer wichtigen Rolle bei der Wolkenbildung schwächen die DMS -Partikel die Sonnenstrahlung auf der gesamten Erde konstant um lediglich 0,04 Watt pro Quadratmeter. Dieser Effekt wird von Treibhausgasen aus Autos, Fabriken oder Heizungen schon nach drei Jahren übertroffen: Pro Jahr erwärmen vom Menschen erzeugte Treibhausgase nach Schätzungen des UN -Klimarats die bodennahe Luft um 0,02 Watt pro Quadratmeter. Dagegen können anscheinend auch die Algen nicht ankommen. Zwar steigern Algen bei Erwärmung ihren Sulfatausstoß, sodass vermehrt Wolken entstehen könnten. Doch eine Verdopplung der DMS -Menge binnen drei Jahren, um die CO 2 -Zunahme auszugleichen, erscheint angesichts der neuen Daten unrealistisch. Die Wirkung von DMS auf das Klima falle global demnach kaum ins Gewicht, meint Woodhouse.
Gleichwohl: Die neuen Studien haben die kühlende Klimawirkung der Algen bestätigt – und damit die Claw-Theorie. Und die Algen sind womöglich noch für weitere Überraschungen gut: Vor allem nahe den Polen würden Algen ihre Kühlwirkung künftig wohl verstärkt entfalten, berichten Forscher um Philip Cameron-Smith vom Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien. Tauendes Meereis schaffe neuen Lebensraum für die Einzeller. Dadurch könnte sich die DMS -Menge in der Luft in hohen südlichen Breiten mehr als verdoppeln, haben Cameron-Smith und seine Kollegen berechnet. Erste Anzeichen für eine deutlich erhöhte DMS -Produktion gebe es auch im Nordatlantik, berichtet Woodhouse. Möglicherweise werden die winzigen Klimamacher doch noch verstärkt gegen die Klimaerwärmung einschreiten – bevor es auch für sie unerträglich heiß wird und die Wolkenbildung kaum mehr nützt.
Neben Säureteilchen entfalten noch andere winzige Partikel in der Luft eine immense Wirkung – sie kommen aus einem Saharatal: Über einem ausgetrockneten Seebett beschleunigt der Wind wie in einer Düse – und weht aufgewirbelten Sand bis nach Südamerika. Dort lässt der Wüstenstaub die Baumriesen des Regenwaldes wachsen. Im nächsten Kapitel erforschen Geologen die düngende Fernwirkung der Wüste – die auch Deutschland zu spüren bekommt.
12 Die Sahara überm Ozean
Die staubigste Region der Erde hat eine feuchte Vergangenheit. Abermillionen Algenschalen und Minerale bedecken die Bodélé-Niederung in der Sahara, das Becken eines ausgetrockneten Sees, der einst die Ausmaße der Großen Seen Nordamerikas besaß. Früher nährte das Gewässer die Tiere und Pflanzen Zentralafrikas – heute düngen seine Relikte den Regenwald Südamerikas: Winde tragen den nährstoffreichen Staub über den Atlantik. In der Bodélé-Niederung beschleunigt der Wind zwischen zwei Gebirgszügen wie in einer Düse – sie gilt als größtes Staubgebläse der Erde. Der Staub weht bis in den Amazonasdschungel, wo die Algengehäuse aus Afrika riesige Bäume düngen.
Unter widrigen Bedingungen haben jüngst Forscher um Charlie Bristow vom Birkbeck College in London den Ursprungsort vieler Amazonaspflanzen in der Sahara untersucht: »Ich habe in allen Wüsten gearbeitet, in der Bodélé-Niederung war es am schlimmsten«, berichtet Bristow. »Der Staub kriecht überall hinein, man ist vollkommen mit Staub überzogen, man kann kaum essen, geschweige denn etwas sehen.« In den vergangenen 1000 Jahren haben Stürme bereits vier Meter des ehemaligen Seegrunds abgeschmirgelt.
Die Forscher nahmen 28 sorgfältig ausgewählte Staubproben und wunderten sich vor allem über die großen Mengen an Phosphor und Eisen. An diesen beiden Mineralen mangelt es jenseits des Atlantiks besonders. Der Amazonasdschungel sei quasi abhängig vom afrikanischen Staubgebläse, sagt Bristow. Zwar bedecke die Bodélé nur ein Fünfhundertstel der Sahara, sie liefere aber etwa die Hälfte des Staubs, der den Regenwald im Amazonas düngt. »Selbst auf Hawaii, einem der staubärmsten Orte der Welt, ist der Phosphor nachweisbar, der mit afrikanischem Staub dorthin gelangt«, so Oliver Chadwick, Atmosphärenforscher an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara. Etwa zehn Tage dauert es, bis der Dünger aus der Bodélé-Niederung den Amazonas erreicht, berichten Forscher um Yuval Ben-Ami vom Weizmann Institute of Science in Israel. Ein Großteil des Staubs fege direkt übers Meer.
Diesen Umstand nutzten bereits die Pioniere der Staubforschung. Der Seefahrer Robert James geriet am 7. März 1838 auf dem Atlantik in
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